Düsseldorf Schönheit macht Politiker erfolgreicher

Düsseldorf · Düsseldorfer Wissenschaftler haben einen Zusammenhang zwischen Attraktivität und Wahlerfolg der Bundestagskandidaten ausgemacht.

 Paula Elsholz von den Grünen erzielte gute Werte.

Paula Elsholz von den Grünen erzielte gute Werte.

Foto: hjba

Die Attraktivität eines Politikers hat einen spürbaren Einfluss auf dessen Wahl-Chancen. Ein Team von Düsseldorfer Wissenschaftlern um den Soziologen Ulrich Rosar hat die Attraktivitätswerte der deutschen Bundestagskandidaten 2017 gemessen und mit ihren Wahlerfolgen verglichen - und dabei einen "signifikanten und substanziellen" Zusammenhang ausgemacht. Aus Sicht der Forscher sollten vor allem Wähler dieses Ergebnis kritisch zur Kenntnis nehmen: "Wenn politische Inhalte stärker zählen sollen als sachfremde Faktoren, dann müsste bei den Kandidaten und Wählern das Bewusstsein für diese subtilen Einflüsse weiter verstärkt werden."

 Philipp Tacer (SPD) erzielte einen Wert von 3,42.

Philipp Tacer (SPD) erzielte einen Wert von 3,42.

Foto: abr

Berücksichtigt wurden alle Spitzenkandidaten auf Rang 1 der Landeslisten sowie alle Wahlkreis-Direktkandidaten von CDU/CSU, SPD, FDP, Grünen, der Linken und der AfD. Um herauszufinden, wie attraktiv Politiker in den Augen der Wähler sind, wurden Porträtfotos aller 1786 Kandidaten (ohne Namen oder erkennbare Parteizuordnung) einer Gruppe von Testpersonen vorgelegt. Jeweils zwölf Studentinnen und Studenten der Heinrich-Heine-Universität mussten für jeden Politiker einen Wert von unattraktiv (0) bis attraktiv (6) vergeben. Was als attraktiv empfunden wird, ist den Forschern zufolge oftmals gleich: Jugendlichkeit etwa, bei Männern gern ein markantes Kinn, bei Frauen volle Lippen und hohe Wangenknochen. Aber: "Es gibt keine Schönheitsformel", so Rosar.

Die besten Attraktivitätswerte in Düsseldorf (Wahlkreise 106/107) erreichten den Forschern zufolge bei den weiblichen Kandidaten Paula Elsholz (Grüne; Durchschnittswert 4.33) und bei den Männern Philipp Tacer (SPD; 3.42). Mit 2.25 Punkten im Schnitt waren die Düsseldorfer Kandidaten auch attraktiver als der Schnitt aller ausgewerteten Personen (1.78 Punkte). Bundesweit die attraktivsten Kandidaten waren Celine Erlenhofer aus Dortmund (Linke; 5.33) und Jan Ralf Nolte aus Waldeck (AfD; 4.88). Christian Lindner (FDP), dessen Wahl-Kampagne durchaus auf das Erscheinungsbild abstellte, ist mit einem Mittelwert von 3.42 attraktivster männlicher Spitzenkandidat, attraktivste Spitzenkandidatin wurde Sahra Wagenknecht (Linke; 4.08). Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kam auf einen Wert von 1.04; den niedrigsten Wert unter den bundesweiten Spitzenkandidaten erreichte Alexander Gauland (AfD; 0.54).

Die einzelnen Ergebnisse geben die Forscher jedoch eher zögerlich heraus und begründen das mit Forschungsethik. Zudem seien die Einzelwerte aus wissenschaftlicher Sicht nicht entscheidend, so Rosar: "Uns interessiert nur, wie sich die Attraktivität auswirkt."

Und das ist eindeutig. Hinter den entscheidenden Faktoren Parteizugehörigkeit und dem Bekanntheitsgrad des Politikers als wichtigstes persönliches Merkmal kommt die optische Attraktivität gleich an dritter Stelle. Bis zu fünf Prozentpunkte Unterschied kann dieser Punkt nach den Berechnungen der Düsseldorfer Wissenschaftler ausmachen. Der große Einfluss des Aussehens ist nach Meinung Rosars auch ein Ausdruck für die schwindende Bindungskraft der Parteien. "Wahlentscheidungen werden öfter kurzfristig getroffen", sagt er. Von Bedeutung sind zudem auch die steigende Wechselbereitschaft und mangelnde Informationen zu komplexen politischen Themen.

Während es den Forschern vor allem wichtig ist, die Wähler für dieses Phänomen besser zu sensibilisieren, lassen sich auch für die Parteien Ratschläge ableiten. Rosar zufolge sind einige Parteien schon sehr aktiv darin, Fotos der Kandidaten per Photoshop & Co zu optimieren: "Die anderen sollten da ruhig investieren, um diesen Wettbewerbsvorteil auszugleichen."

(RP)
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