Helmut-Käutner-Preis Schlingensief sieht sich als Künstler geehrt

Düsseldorf · Ein wenig hineingesunken in seine Anzugjacke, den Kopf unverwandt auf die Laudatoren gerichtet, so lauschte Christoph Schlingensief am Dienstag den Festreden im Düsseldorfer Rathaus, bis Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) ihm den Helmut-Käutner-Preis überreichte, eine mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung für Filmschaffende. Dann trat er selbst ans Mikro, sagte, dass er bewegt sei, weil die Stadt ihn damit als Künstler würdige, nicht nur als Provokateur.

 Die Auszeichnung für Christoph Schlingensief (l.) hat innerhalb der CDU einen Streit entfacht.

Die Auszeichnung für Christoph Schlingensief (l.) hat innerhalb der CDU einen Streit entfacht.

Foto: ddp, ddp

Doch dann waren es genug der braven Worte. Schlingensief fahndete im Publikum nach Regierungspräsident Jürgen Büssow und sagte direkt an ihn gewandt: "Oberhausen, die Stadt, aus der ich komme, ist kaputt — sie ist voll im Arsch, da kann man den Menschen doch nicht das Allerletzte, ihr Theater, nehmen. Tun Sie alles dafür, dass Peter Carp in Oberhausen noch lange Theater machen kann."

Da war wieder geschehen, was der Filmkritiker Georg Seeßlen zuvor in seiner klugen Laudatio beschrieben hatte: Schlingensief hatte die Konventionen durchbrochen, hatte "die Ruhe der schweigenden Mehrheit gestört", um gesellschaftlich Stellung zu beziehen — für das Theater, für die Notwendigkeit, Kultur zu fördern, damit sie kein elitäres Gut wird.

Er selbst habe früh von Einrichtungen profitiert, so Schlingensief, in denen er seine Filme schneiden, von etablierten Regisseuren lernen konnte. Darum engagiere er sich jetzt auch für das Operndorf in Burkina Faso.

Davon erzählte Schlingensief dann auch am Nachmittag vor der Eröffnung einer Werkschau ihm zu Ehren im Düsseldorfer Filmmuseum. Dort laufen bis Ende April auch noch die wichtigsten seiner Werke, darunter ganz frühe Filme, die im Besitz des Museums sind.

Schlingensief plant in diesem Jahr noch eine Inszenierung bei der Ruhrtriennale und eine an der Berliner Staatsoper — trotz seiner Lungenkrebserkrankung. "Im Moment geht es wieder nicht so gut", sagte er auf seine Gesundheit angesprochen, "aber für mich ist es richtig weiterzumachen, damit der dunkle Faktor in meinem Leben nicht zu groß wird."

(RP)
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