Analyse Der schwere Start des Intendanten

Düsseldorf · Wilfried Schulz übernimmt im Sommer das Schauspielhaus. Das steht allerdings neben einer Großbaustelle. Der Ton zwischen dem Theatermann und der Stadtspitze ist rauer geworden.

 Wilfried Schulz übernimmt zur kommenden Spielzeit das Schauspielhaus - kann das Theatergebäude aber vorerst nicht nutzen.

Wilfried Schulz übernimmt zur kommenden Spielzeit das Schauspielhaus - kann das Theatergebäude aber vorerst nicht nutzen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Erwartungen an den neuen Theaterchef Wilfried Schulz sind groß, aber seine Vorbereitungen laufen alles andere als ungestört. Schulz, bislang in Dresden tätig, soll das Schauspielhaus ab der kommenden Spielzeit zu einer der führenden Bühnen der Republik machen. Allerdings ist unklar, ab wann ihm das Theatergebäude am Gustaf-Gründgens-Platz überhaupt zur Verfügung steht. Denn nicht nur, dass es für eine Sanierung geschlossen wird, es wird bald auch direkt neben einer der größten Baustellen der Stadt stehen. Denn nebenan startet das Großprojekt Kö Bogen II - wann genau, ist noch offen. Aber schon jetzt sorgt das Thema für Auseinandersetzungen zwischen dem Theatermann und der Stadtspitze - der Ton ist schärfer geworden.

Wie man hört, sind Oberbürgermeister Thomas Geisel und sein Umfeld genervt, weil Schulz ständig Nachforderungen stellt. Der pocht auf Unterstützung der Stadt bei der Suche nach einem Plan B. Denn klar ist: Ein ungestörter Spielbetrieb im Schauspielhaus ist erst einmal nicht möglich. Geplant ist nicht nur, nach einem Entwurf des Architekten Christoph Ingenhoven den Rand des Platzes zu bebauen, sondern auch die Tiefgarage unter dem Platz abzureißen und neu zu bauen - direkt vor dem Theater. Hinzu kommen Umbauarbeiten im Schauspielhaus selbst. Deshalb steht bereits fest, dass Schulz bei seiner ersten Spielzeit, die im November startet, mit Ausweichspielstätten arbeiten muss. Welche das außer dem Central am Hauptbahnhof sind, soll Freitag verkündet werden - geplant war das schon vor einem Monat.

Streitpunkt ist vor allem der Zeitplan des Großprojekts. Wie vergangene Woche bekannt geworden ist, kommt es bei Kö-Bogen II zu weiteren Verzögerungen. Mit einem Baustart wird nicht vor April gerechnet, im Rathaus geht man inzwischen sogar vom Sommer aus. Manche halten es für möglich, dass Schulz auch in der zweiten Spielzeit nicht an die gewohnte Spielstätte zurückkehren kann.

Das sind die Entwürfe für den Kö-Bogen II
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Das sind die Entwürfe für den Kö-Bogen II

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Foto: Ingenhoven/ Doug and Wolf

Offiziell geben sich beide Seiten harmonisch: "Die Frage nach einer weiteren Verzögerung des Wiedereinzugs ins Schauspielhaus hat sich bislang nicht gestellt", sagt Schulz auf Anfrage unserer Redaktion und betont, die Gespräche mit Stadt und Land verliefen fair und offen. Gibt es einen Punkt, an dem er hinwerfen würde? "Die Frage hat sich bislang nicht gestellt", sagt Schulz auch dazu. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe spricht ebenfalls von "konstruktiven Gesprächen."

Bauboom rund um den Kö-Bogen in Düsseldorf
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Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Dabei, so ist zu hören, würde sich mancher im Rathaus einen Rückzug des Intendanten wünschen. Schulz sei anstrengend, vor allem als Doppel mit dem Architekten Ingenhoven. Beide seien oft in Kontakt, kämen mit Ideen, die nicht abgesprochen seien. Dazu gehöre auch die Idee einer unterirdischen Bürgerbühne, die beim Tiefgaragenneubau unter einem Entrée-Pavillon für das Schauspielhaus hätte entstehen sollen. Die Investoren sollen bereits abgewunken haben.

(RP)
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