Kein Platz im neuen Justizzentrum Schadow-Gemälde ist abgehängt

Düsseldorf · Im neuen Justizzentrum am Oberbilker Markt ist kein Platz für das Riesengemälde "Das jüngste Gericht" des Düsseldorfer Malers Friedrich Wilhelm von Schadow. Deswegen geht das eine Millionen Euro teure Werk als Leihgabe an das Museum Kunst Palast – und verschwindet bis 2011 im Depot.

 Restaurator Michael Schubert (mitte) überprüft beim Abhängen des Gemäldes den Zustand der Leinwand.

Restaurator Michael Schubert (mitte) überprüft beim Abhängen des Gemäldes den Zustand der Leinwand.

Foto: Werner Gabriel

Im neuen Justizzentrum am Oberbilker Markt ist kein Platz für das Riesengemälde "Das jüngste Gericht" des Düsseldorfer Malers Friedrich Wilhelm von Schadow. Deswegen geht das eine Millionen Euro teure Werk als Leihgabe an das Museum Kunst Palast — und verschwindet bis 2011 im Depot.

Mit einem lauten Knacken bricht die Leiste des riesigen Bilderrahmens. Vier Arbeiter, mit Zangen und Brechstangen ausgerüstet, stehen auf hohen Leitern. Vor ihnen das dreiteilige Gemälde des Düsseldorfer Malers Friedrich Wilhelm von Schadow. Das Triptychon ist in einen großen Holzrahmen eingefasst, daran aufgebrachte Leisten halten die drei einzelnen Bilder in der Verankerung. "Heute würden wir eine solche Konstruktion wohl nicht mehr wählen", sagt Restaurator Michael Schubert, der den Abtransport überwacht. Denn die Leisten sind durch große Nägel mit dem Bild verbunden. Deswegen müssen sie jetzt vorsichtig — aber doch mit erheblichem Kraftaufwand — ausgehebelt werden.

Gemälde muss restauriert werden

"Schäden kann man nicht ausschließen", sagt Schubert. Schon während die Arbeiter das Werk langsam aus der Fassung heben, überprüft der Restaurator den Zustand der Leinwand und dokumentiert das Geschehen mit einer kleinen Digitalkamera. Dann muss auch er zurückweichen, denn die Arbeiter brauchen Platz, um das drei mal 2,5 Meter große Gemälde sicher in den Nebenraum zu transportieren. Dort legen sie die Leinwand auf eine saubere Folie am Boden, um das Gemälde für den Transport vorzubereiten: Die Lücken im Keilrahmenkreuz auf der Rückseite werden mit Synthetikwatte gefüllt, danach wird das Bild wie ein Paket verpackt und in einen Transportrahmen eingefasst.

Noch zweimal müssen die Arbeiter der Düsseldorfer Kunstspedition Schenker diesen Vorgang wiederholen, bis alle drei Teile des Schadow-Gemäldes "Das jüngste Gericht" abgehängt und verpackt sind. Zurück bleibt der fast zehn Meter breite äußere Rahmen im Flur des Landgerichts direkt neben dem Saal L 111.

Restaurator Michael Schubert hat die Leinwände vor dem Transport auf Schäden überprüft. Einzelne Risse hat er mit Störleim und Japanpapier gesichert. Am unteren Bildrand sind deutliche Altersspuren zu sehen: Eine ganze Linie aus Papierstreifen zieht sich über die Bilder. "Dort wurde die Leinwand vernäht", erläutert Schubert. "Als das Bild 1848 entstand, war das eine glatte Oberfläche." Jetzt ist an der Naht eine Wölbung zu sehen, die Malschicht bröckelt. Als die Bilder abgehängt sind, zeigen sich außerdem Schäden an der Rückseite: Der Keilrahmen ist unsauber verarbeitet, es sind Flicken zu sehen, mit denen das Bild einst notdürftig repariert wurde.

Trotzdem sei das Bild in einem vergleichsweise guten Zustand, meint Schubert. Es müsse allerdings dringend gereinigt werden. Denn die Farben des Bildes, die drastische Szenen aus Fegefeuer und Hölle zeigen, haben an Kraft verloren. Wohl auch ein Grund, warum das Werk im Landgericht kaum noch Beachtung fand — trotz seiner erstaunlichen Größe und des hohen Wertes.

Das Triptychon wird zunächst bei der Firma Schenker untergebracht, dann soll es im neuen Lager des Museum Kunst Palast, der Alten Paketpost, deponiert werden. Geplant ist, das Werk im Jahr 2011 bei einer Ausstellung über die Düsseldorfer Malerschule wieder öffentlich zu zeigen. Bis dahin soll es restauriert sein — wann und ob das bezahlt wird, steht aber noch nicht fest. "Das Land muss die Finanzierung übernehmen", sagt Kuratorin Bettina Baumgärtel. Zwar freut sie sich über den Neuzugang ihrer Sammlung, dessen Wert auf rund eine Million Euro geschätzt wird — "aber es ist trotzdem nur eine Leihgabe", sagt die Leiterin der Museumsabteilung Gemälde.

(RP)
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