Düsseldorf Samuel Koch hält an der Hoffnung fest

Düsseldorf · Der Andrang war groß, die Kulturkirche in Kaiserswerth restlos ausverkauft, und noch viel mehr Menschen hätten gerne Samuel Koch persönlich kennengelernt. Denn persönlich und intim war der Abend gestaltet, an dem der Schauspieler sein zweites Buch "Rolle vorwärts" in einer Musiklesung vorstellte.

 Samuel Koch las in der Kulturkirche in Kaiserswerth aus seinem Buch "Rolle vorwärts".

Samuel Koch las in der Kulturkirche in Kaiserswerth aus seinem Buch "Rolle vorwärts".

Foto: anne orthen

Der Auftritt in Düsseldorf war für Koch mit widersprüchlichen Gefühlen verknüpft. "Natürlich sind mit Düsseldorf schmerzhafte Erfahrungen verbunden, die ich hier gemacht habe. In Düsseldorf ist etwas passiert, was mein Leben extrem verändert hat, wobei verändert fast ein zu schwaches Wort ist.

Im Grunde wurde es zeitweise fast zerstört." Und auch wenn der Mensch gute Schutzfunktionen des Verdrängens und Vergessens besäße, sei ein Besuch in Düsseldorf für ihn anders, als der in anderen Städten. "Düsseldorf war aber auch jahrelang meine Lieblingsstadt", sagt Koch. Mit zwölf Jahren habe er dort an einer Stunt- und Schauspielschule erste Erfahrungen gesammelt und von Düsseldorf aus bereits als Kind erste Erfahrungen im Fernsehen gemacht. "In Düsseldorf entstand mein Berufswunsch, Schauspieler zu werden."

Diesen Wunsch hat Koch auch nach dem Unfall konsequent weiterverfolgt und sich mit einem starken Willen in das Leben zurückgekämpft. "Danke, dass du durchgehalten hast. Das ist eine Ermutigung für viele andere Menschen", sagte einer der Zuschauer. Zum Publikum gehörten deshalb auch viele behinderte Menschen, wie die 43-jährige Claudia aus Duisburg. "Ich wollte erfahren, wie Samuel mit seinem Schicksal umgeht, welche Schwierigkeiten er hat, wie er diese löst oder woher er seine Kraft nimmt." Antworten auf solche Fragen erhielten die Zuschauer in den vielen Textpassagen, die Koch aus seinem Buch vorlas und in denen sich immer wieder sein Humor und die Freude am Leben - auch wenn dieses nun mühsamer und umständlicher ist - widerspiegelt.

Besonders beeindruckend war aber, wie achtsam der Schauspieler mit seinen Zuhörern umging, wie er immer wieder sich persönlich an das Publikum wandte, dieses mit einbezog. Dabei bewies Koch eine große Schlagfertigkeit und vor allen Dingen einen großen Sinn für Situationskomik. Aber auch viele berührende Momente entstanden, etwa wenn Koch schilderte, was er machen würde, wenn er nicht mehr gelähmt wäre. "Wunder passieren nicht auf Knopfdruck, aber an der Hoffnung auf Heilung festzuhalten, ist erlaubt." Dabei würde ihm sein Glaube helfen, denn Koch ist überzeugter Christ.

Mitgestaltet wurde die Musiklesung von der Sängerin Mirjam Thöne, die Samuels Frau, die Schauspielerin Sarah Elena Timpe, vertrat, die kurzfristig ein Engagement erhalten hatte. Begleitet wurde Thöne an Klavier und Gitarre von Samuels Bruder Jonathan. "Er ist oft mehr als ein Bruder für mich", sagte Samuel. Und so erhielt nicht nur Samuel, sondern auch Jonathan tosenden und ungewöhnlich langen Applaus, zumal viele Menschen im Publikum wissen, was die Angehörigen von Menschen mit einer Behinderung oft leisten müssen.

(brab)
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