Düsseldorf Rheinbahn will durch Metrobusse wachsen

Düsseldorf · Heute will der Vorstand dem Aufsichtsrat in einer Klausur sein Konzept vorstellen. Es gibt daran bereits Kritik.

Der Rheinbahn-Aufsichtsrat diskutiert heute die neue Wachstumsstrategie des Vorstandes. Sie stößt, wie sich im Vorfeld abzeichnet, mehrheitlich auf Kritik und wird wahrscheinlich heute nicht wie geplant verabschiedet. Kernpunkt sind ehrgeizige Wachstumspläne, die mehr Menschen zum Umstieg auf Bus und Bahn bewegen sollen. Es geht um mehr als 25 Millionen Fahrgäste zusätzlich pro Jahr bis 2020. Ein Ziel, das hauptsächlich durch neue Metro-Buslinien erreicht werden soll. Auf bereits bestehenden Linien werden dabei zusätzliche Busse eingesetzt, die nur an den besonders frequentierten Haltestellen stoppen. Ähnliche Modelle gibt es in Berlin und Hamburg.

Die Rheinbahn hatte zuletzt ein Minus bei den Fahrgästen verzeichnen müssen. Grund war eine Umstellung bei den Firmenabos. 2015 beförderte die Rheinbahn 216 Millionen Passagiere. 1,6 Millionen weniger als im Jahr zuvor. Auch aktuell verzeichnet man leichte Rückgänge bei den Abo-Zahlen. Im ersten Halbjahr nahm zwar die Zahl der Fahrgäste um rund 600.000 auf 104 Millionen zu, gemessen an der eigenen Wachstumskalkulation reicht dieses Plus aber nicht aus. So hat schon Dirk Biesenbach, Vorgänger des neuen Rheinbahn-Chefs Michael Clausecker, ein jährliches Passagierplus von einem Prozent eingeplant. Macht von 2015 bis 2020 zwölf Millionen Fahrgäste mehr. Nun kommt ein Paket obendrauf: 14,5 Millionen zusätzliche Fahrgäste. "Wie soll das gehen?", heißt es aus Aufsichtsratskreisen.

Acht Metrolinien haben sich die Rheinbahn-Strategen ausgeguckt, mit dreien möchte man starten. Dies bedeutet, ohne die Personalkosten einzurechnen, einen Mehraufwand von zwei Millionen Euro. Denn es müssen neue Busse angeschafft werden. Für die Linien wären es 60 Busse, die von 280.000 (Solo-Bus) bis 400.000 Euro (Gelenkbus) kosten. Gerne hätte man es gesehen, Partnerschaften mit umliegenden Kommunen zu bilden, da dort potenzielle Umsteiger auch das Straßennetz der Nachbarstädte entlasten würden. Im Aufsichtsrat bezweifelt man jedoch ohnehin, dass der erhoffte Zuwachs bei den Fahrgästen eintritt. Viele Fahrgäste dürften sich einfach den schnelleren Bus heraussuchen, heißt es.

Die angestrebte Steigerung bei den Fahrgastzahlen und eine höhere Frequenz halten die Aufsichtsräte für richtig, Kritik gibt es an der geplanten Strategie: "Auch Metrobusse helfen nicht, solange es eine so hohe Unzuverlässigkeit bei der Rheinbahn gibt", sagt ein Mitglied. Das Problem der Unpünktlichkeit müsse zuerst angepackt werden. Auch der Kunden-Dialog und Elektromobilität müssten ausgebaut werden, sagt ein anderes Mitglied. Busse seien zudem keine Lösung für die ÖPNV-Anbindung über das Nadelöhr B 7 im Düsseldorfer Osten.

Kritik gibt es auch an dem Plan des Vorstands, direkt über das Konzept abstimmen zu lassen: Viele der Politiker unter den Aufsichtsräten wollen das zuerst in ihren Fraktionen diskutieren.

(RP)
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