26 Millionen zusätzliche Kunden Rheinbahn setzt auf Busse und Pendler

Düsseldorf · Das Verkehrsunternehmen soll dreimal schneller wachsen als die Stadt. Die Vorstände Michael Clausecker und Klaus Klar wollen bis 2021 rund 26 Millionen zusätzliche Fahrgäste gewinnen - mit Premium-Linien und neuen P&R-Plätzen.

Die Rheinbahn-Vorstände Klaus Klar (l.) und Michael Clausecker im Rohbau der neuen Zentrale.

Die Rheinbahn-Vorstände Klaus Klar (l.) und Michael Clausecker im Rohbau der neuen Zentrale.

Foto: Bauer

Es scheint wie ein Teil der Choreografie, dass ausgerechnet die Bahn der Linie U75 Verspätung hat, die einen zu einem Termin fährt, in dem es um die Wachstums-Strategie der Rheinbahn geht. Zum einen, weil Unpünktlichkeit Hauptkritikpunkt der Rheinbahn-Kunden ist. Zum anderen, weil die U75 bei der Strategie der Vorstände Michael Clausecker und Klaus Klar eine Rolle spielt. An dieser Linie wurde nämlich durchgespielt, wichtige Bahnen abends zwischen 20 und 21 Uhr im Zehn-Minuten-Takt statt nur alle 20 Minuten fahrenzulassen. Die Taktverdichtung ist eines der Instrumente, mit denen das Verkehrsunternehmen attraktiver werden und mehr Kunden gewinnen will.

Das Ziel ist ehrgeizig: 26 Millionen zusätzliche Kunden will die Rheinbahn bis 2021 gewinnen - das bedeutet jedes Jahr ein Wachstum 2,1 Prozent. "Das ist dreimal so viel, wie Düsseldorf jährlich an Einwohnern wächst", betont Clausecker mehrfach. Denn bisher, das belegt er mit seiner Power-Point-Präsentation, ist die Fahrgastentwicklung auf dem gleichen Niveau wie die der Einwohner. Das sei in anderen Städten ähnlich. Der frühere Bombardier- und Siemens-Manager will mehr und sieht reichlich noch nicht gehobenes Kundenpotenzial. Das hat auch die umfangreiche Analyse ergeben, die als Basis für die strategische Ausrichtung dient.

Zum Beispiel die wachsenden Pendlerströme. 380.000 sind es schon jetzt täglich, durch mehr Arbeitsplätze, die in Düsseldorf entstehen, wird auch diese Zahl höher. Die Rheinbahn will verstärkt Express-Buslinien zwischen Düsseldorf und der Region einsetzen. Sie sollen auf bestehenden Linien nur jede dritte oder vierte Haltestelle anfahren und somit deutlich an Tempo gewinnen, angedacht ist auch, für diese Busse den Standstreifen auf Autobahnen zu nutzen.

Auch neue Park & Ride-Plätze sollen die Pendler zum Umstieg auf Busse und Bahnen bringen. Die Rheinbahn will bestehende Flächen ausbauen, neue schaffen und - wo es eng ist - Parkhäuser errichten. Sie sollen gut beleuchtet und gesichert sein, dafür auch eine Gebühr kosten: Umsteiger sollen weit weniger zahlen als zum Beispiel einmalige Nutzer. Damit soll auch verhindert werden, dass solche Plätze durch Fremdnutzer belegt werden. Außerdem sind auch Bike & Ride-Plätze geplant, wo (Elektro-)Radfahrer ihr Fahrzeug sicher abstellen und auf den ÖPNV umsteigen können.

Innerstädtisch wurde auf fünf nachfragestarken Linien, nennen will Clausecker sie nicht, zudem durchgespielt, so genannte Metrobusse einzusetzen, wie es sie zum Beispiel in Berlin oder Hamburg gibt. Sie sollen besonderen Komfort und vor allem Verlässlichkeit, also Pünktlichkeit, bei einem Zehn-Minuten-Takt bieten. Sie sollen ein zusätzliches Angebot zum bestehendem Netz sein.

Mehr Pünktlichkeit ist auch als allgemeines Ziel der Strategie formuliert. Erreicht werden soll dies durch den sukzessiven Ausbau der Vorrangschaltungen für Busse und Bahnen, eigene Busspuren auf den Straßen und den weiteren Bau von Hochbahnsteigen, die rascheres Ein- und Aussteigen ermöglichen.

Hinzu kommen der Ausbau der mobilen App (z.B. Vernetzung mit Leihrädern), besserer Kundenkontakt und Service, mehr Sauberkeit in den Fahrzeugen sowie die Stärkung der Marke Rheinbahn.

Die Investitionskosten für all das setzt Clausecker - je nach Anzahl der P & R-Plätze - mit 60 bis 125 Millionen Euro an. Er ist überzeugt, dass die Kosten durch den Kundenzuwachs gedeckt werden.

(dr)
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