Angemerkt Rheinbahn lässt die Frauen stehen

Düsseldorf · Das jüngste rollende Kunstwerk widmet sich vor allem männlichen Freigeistern.

Die Idee, Düsseldorfs freie Geister zu würdigen, an sie zu erinnern, in dem man sie gemeinsam mit der Rheinbahn durch die Stadt fährt - die hätte Gerda Kaltwasser gut gefallen. Die dort vertretenen Herren Heine und Hermann Harry Schmitz hat die 2002 gestorbene Journalistin ihr Leben lang verehrt und sich in 30 Jahren in der Lokalredaktion unserer Zeitung auch für deren Vermächtnis eingesetzt. Die leidenschaftliche Düsseldorferin gehörte ganz sicher zu den Freigeistern dieser, ihrer Stadt.

Auf dem neuen Silberpfeil freilich ist sie nicht zu sehen. Die Künstler, die das rollende Stadtalbum diese Woche präsentierten, um an die kreativen Querköpfe der Stadt zu erinnern, lassen nämlich nur Männer über die Gleise geistern. Naja, nicht nur, Kay Lorentz war zum Glück verheiratet und ohne die unvergleichliche Lore im Kom(m)ödchen und auch sonst nicht zu haben, die nun das Banner der kreativen Frauen hochhalten muss.

Als hätte es Mutter Ey nicht gegeben. Die es auf die Freigeisterbahn als Randnotiz im Leben des Adolf Uzarski geschafft hat - der hat sich nach einem Streit mit ihr 1923 beleidigt aus der Malergruppe "Junges Rheinland" zurückgezogen. Oder Hulda Pankok, die als Feuilletonistin in den 1920ern sicher schon mit der Rheinischen Bahngesellschaft gefahren ist, aber auf der neuen Rheinbahn so wenig zu sehen ist wie ihre Freundin Louise Dumont, der die Stadt ihr Schauspielhaus zu verdanken hat oder Luise Rainer, die immerhin zwei Oscars gewann.

Nix gegen Elisabeth von Ardenne, die in Benrath mit ihrer freizügigen Lebensart sogar Anlass für einen Fontane-Roman gab. Aber die Düsseldorfer Frauen haben nicht nur in alten Zeiten frei gedacht. Bim Reinert hätten wir uns etwa in der Bahn gewünscht, die umschwärmte Altstadt-Gastgeberin der 60er, deren Creamcheese Rockstars wie Frank Zappa und Bundeskanzler Willy Brandt begeisterte und das sogar ins Museum kam. Oder Elisabeth Büning-Laube, die in den 1990ern ihr Wohnzimmer zum Salon für Kunst und Literatur machte. Und ja, wir wissen, dass Gabriele Henkel in allem, was sie für die Kultur in der Stadt tut, gern diskret bleibt: aber in einer Collage der Freigeister dieser Stadt darf sie nicht fehlen. So wenig wie Barbara Gladysch, die unbeirrbar für Frieden und Mit-Menschlichkeit streitet.

Die diesjährige Kunstbahn braucht schleunigst ein zweites, gewissermaßen ein Lady-Modell. Schließlich zeichnet die starken Düsseldorfer Frauen auch aus, dass sie sich nicht ignorieren ließen.

(RP)
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