Verkehrsunternehmen in Düsseldorf Rheinbahn bestellt 154 neue Diesel-Busse

Hilden · "Mit großen Schritten zur sauberen Busflotte" - so lautet die Überschrift über der jüngsten Meldung der Düsseldorfer Rheinbahn. Doch von den 174 neuen Bussen werden nur 20 Elektromotoren haben. Hat die Rheinbahn die aktuelle Diesel-Diskussion verpasst?

Ein Bus der Rheinbahn unterwegs in Düsseldorf (Symbolbild).

Ein Bus der Rheinbahn unterwegs in Düsseldorf (Symbolbild).

Foto: Rheinbahn

Hat die Rheinbahn den Anschluss an die aktuelle Diesel-Diskussion verpasst?

Schumacher Natürlich nicht. Eben deshalb wissen wir, dass ein moderner Bus mit einem Euro 6-Motor nur noch ein Zehntel der Schadstoffmenge in die Umwelt pustet wie sein Vorgänger, der die Abgaswerte der Euro 3-Norm erfüllte. Diese Euro 6-Diesel sind für uns eine Übergangstechnologie. Sie sind in den Emissionswerten vergleichbar mit gasangetriebenen Motoren. Zudem werden wir Leichtbaufahrzeugen kaufen, die nicht mehr zwölf Tonnen wiegen, sondern nur noch neun Tonnen - was für sich genommen eine Spriteinsparung von 20 bis 25 Prozent bringen wird. Unterm Strich kommen wir für einen Übergangszeitraum am Diesel nicht vorbei.

Elektrofahrzeuge rollen demgegenüber aber völlig schadstofffrei durch die Lande...

Schumacher Was aus der Sicht einer vollständigen Öko-Bilanz ein glatter Selbstbetrug ist. Denn die Batterien, die in Fahrzeugen verwendet werden, enthalten jede Menge seltener Metalle, müssen irgendwo hergestellt und am Ende ihres Lebenszyklus aufwändig entsorgt werden. Zudem stammt nur ein Drittel unseres Stroms aus regenerativen Quellen. Es reicht aus unserer Sicht nicht, die Welt nur dort zu betrachten, wo aktuell ein Elektrofahrzeug fährt, sondern wir müssen den Gesamtzusammenhang betrachten. Und da ist - in Schritt eins - der Euro-6-Diesel ganz vorn - auch weil wir die Infrastruktur dafür bereits haben.

Was ist aus Sicht der Rheinbahn Schritt zwei?

Der Rheinbahnsprecher nennt Details des 70 Millionen Euro Investitionsprogramms (Archivfoto).

Der Rheinbahnsprecher nennt Details des 70 Millionen Euro Investitionsprogramms (Archivfoto).

Foto: Rheinbahn/Georg Schumacher

Schumacher Das werden Elektrobusse sein. Davon werden wir 2019 zehn Busse kaufen, mit denen wir weitere Erfahrungen sammeln. Und 2021 folgen zehn weitere Busse, für deren Kauf wir unsere Erfahrungen nutzen werden. Stand heute kann aber niemand sagen, ob wir beispielsweise auf Busse zurückgreifen, die Akkus mit sich herumfahren oder ob ein Brennstoffzellenantrieb mit Wasserstoff die bessere Wahl sein wird. Wir klären gerade, welches System wir favorisieren und haben eigens dafür einen Experten für Elektroantriebe eingestellt. Er hat als Hauptaufgabe das Ziel, den besten Elektroantrieb für die Bedürfnisse der Rheinbahn zu finden.

Sowohl die neusten Dieselbusse als auch die wenigen Elektrofahrzeuge werden vermutlich dann zunächst in der stark belasteten Landeshauptstadt Düsseldorf eingesetzt. Heißt das im Umkehrschluss, dass die alten Stinker in die umliegenden Städte fahren werden?

Schumacher Laut unseren Planungen werden wir bis Ende dieses Jahres nur noch 20 Busse mit gelber Plakette in Betrieb haben. Bis Ende 2018 werden diese Fahrzeuge komplett aus der Rheinbahn-Flotte verschwunden sein. Vor diesem Hintergrund sage ich klar: Nein! Die Rheinbahn verteilt ihre Flotte so, dass wir den Bedürfnissen aller Städte bestmöglich nachkommen.

Eine große Barriere für Pendler, vom eigenen Auto auf den Bus umzusteigen, ist der Mangel an Pünktlichkeit. Denn zur Rush Hour steht der Bus ja genauso im Stau wie die vielen Autos. Was tut die Rheinbahn, um die Pünktlichkeit zu erhöhen?

Schumacher Wir analysieren alle Linien, die Verspätungen einfahren, um Schwachstellen ausmerzen zu können. Vor allem geben wir unseren Fahrgästen eine Mobilitätsgarantie. Wer 20 Minuten lang vergeblich auf einen Bus wartet, darf ein Taxi rufen und sich für einen Betrag zwischen 25 und 50 Euro (abhängig von der Tageszeit und dem Ticket zum nächsten Bahnhof oder zu seinem Ziel bringen lassen. Das muss man im Taxi bezahlen, kann dann aber die Quittung bei der Rheinbahn einreichen und bekommt die Kosten erstattet. Darüber hinaus können uns die Städte unterstützen - durch eigene Busspuren, mehr Bewegungsfreiheit für unsere Busse und zum Beispiel dadurch, dass wir an Ampeln nicht unnötig Zeit verlieren. Sonst haben wir viele unnötige Ampelstopps.

Wann werden sie das Tarifwirrwarr beenden, über das vor allem Selten-Fahrer bei der Rheinbahn stolpern?

Schumacher Das ist mit Hilfe unserer App schon geschehen. Die können Sie in den App-Shops der Betriebssysteme IOS, also Apple, und Android herunterladen. Die App zeigt ihnen die nächste Verbindung an, informiert über Verspätungen und man kann mit ihr Bezahlen - entweder nach einer einmaligen Anmeldung über sein Konto oder über die Handy-Rechnung. Die Zuwachsraten der App zeigen uns: Dieses Rheinbahnangebot kommt an.

DIRK NEUBAUER STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
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