Düsseldorf Renovierungs-Boom bei den Kirchen

Düsseldorf · An neun katholischen Gotteshäusern wird zurzeit gebaut. Etwa 20 Millionen Euro werden investiert.

 Seit 2011 ist vom Turm der Herz-Jesu-Kirche an der Rossstraße nichts mehr zu erkennen.

Seit 2011 ist vom Turm der Herz-Jesu-Kirche an der Rossstraße nichts mehr zu erkennen.

Foto: Hans Jürgen Bauer

Reihenweise werden katholische Kirchen in Düsseldorf zu Dauerbaustellen. Gleich an neun Kirchen wird zurzeit gearbeitet, Kirchtürme sind mit Planen verhüllt oder eingerüstet. So sieht der Turm der Herz-Jesu-Kirche in Derendorf wie ein von Christo verpacktes Kunstwerk aus, ist der Turm der Liebfrauenkirche in Flingern hinter Planen verschwunden oder der Turm der Kirche St. Bruno in Unterrath durch ein Gerüst verdeckt. Zwei Gotteshäuser sind sogar komplett geschlossen.

 Pfarrer Ansgar Steinke hat von zusätzlichen Schäden am Turm der Liebfrauenkirche erst während der Dachsanierung erfahren.

Pfarrer Ansgar Steinke hat von zusätzlichen Schäden am Turm der Liebfrauenkirche erst während der Dachsanierung erfahren.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Der häufigste Grund für die Sanierungen sind Alterserscheinungen der Gebäude, die mehr als 100 Jahre alt sind oder zumindest mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Dächer müssen gedeckt werden, Steine lockern sich in der Fassade, Risse zeigen sich in den Wänden. Die Schäden werden oft zufällig entdeckt. So wunderten sich Musiker, die zur Adventzeit auf dem Turm der Herz-Jesu-Kirche ein Konzert geben wollten, über Steine, die aus dem Gemäuer heruntergefallen waren, erinnert sich Peter Schmitz vom Kirchenvorstand. Zuerst ging man davon aus, dass Zierelemente herausgefallen waren. Aber die genauere Prüfung durch das Architekturbüro Meier-Lamers ergab gravierende Schäden im tragenden Mauerwerk, so Schmitz. Seit 2011 ist nun die Instandsetzung in Gang, wird wohl noch ein Jahr dauern und laut Erzdiözese Köln etwa vier Millionen Euro kosten.

 Fortschritte sind an St. Bruno zu sehen. Der Turm schimmert durch das Gerüst durch, die Planen sind abmontiert.

Fortschritte sind an St. Bruno zu sehen. Der Turm schimmert durch das Gerüst durch, die Planen sind abmontiert.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

"Ist erst einmal ein Gerüst aufgebaut und kann das Mauerwerk von nahem untersucht werden, werden meist weitere Schäden sichtbar", sagt Pfarrer Ansgar Steinke. Das hat er bei der Sanierung der Pauluskirche erlebt und jetzt wieder bei der Liebfrauenkirche. Der Helm des Turms sollte neu gedeckt werden. "Aber dann zeigten sich Schäden an den Klinker-Riemchen, Wasser war seit Jahren zwischen Außen- und Innenmauerwerk gelaufen", so Steinke. Die Wände seien feucht, viele Steine seien bereits gelockert. "Jetzt muss ein Sanierungsplan erarbeitet werden, der Turm bleibt länger als geplant verhüllt."

Ähnlich die Erfahrungen auch bei der Kirche St. Bruno. Dort sollte der Glockenstuhl erneuert werden, "aber vom Gerüst aus waren tiefe Risse in der Mauer zu sehen, die Statik schien gefährdet", erklärt Architekt Wolfgang Brechbühl. Die Sanierung wurde langwierig. So mussten viele Anker eingezogen werden, damit Innen- und Blendmauerwerk miteinander verbunden werden konnten. Brechbühl will aber nicht von schlechter Bauweise sprechen. "Wie St. Bruno wurden viele Kirchen im Krieg zerstört, für den Aufbau gab es schlechteres Material als heute, statische Schwachpunkte der Bauweise wurden nicht erkannt."

Das Erzbistum Köln rechnet aus Erfahrung mit ausufernden Sanierungen und berücksichtigt das bei der Finanzplanung. Die Sanierungen werden durch den Etat für die Pfarrseelsorge gedeckt, allein für die Düsseldorfer Baustellen fallen etwa 15 Millionen Euro an, so Pressesprecherin Nele Harbeke. Wegen des Umfangs müssen auch Prioritäten gesetzt werden. "Weil das Erzbistum 2013 vordringlich in Kita investieren wollte, wurden einige Projekte auf Eis gelegt", sagt sie.

Wie bei der Kirche St. Gertrud. Turm und Hauptdach wurden seit 2011 bereits saniert, aber die Arbeiten an den Seitendächern auf das kommende Jahr verschoben. "Die Gemeinde ist aber bau-erprobt und hat Verständnis für die Verzögerung", sagt Pfarrer Joachim Decker.

(RP)
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