Düsseldorf Rathaus-Chor besingt Martin Luther

Düsseldorf · OB Thomas Geisel und Mitarbeiter der Stadtverwaltung probten gestern erstmals für ihren Musical-Auftritt am 4. Februar im Dome.

 Hände hoch zur Chor-Premiere: Komponist Dieter Falk entlockte den Rathaus-Mitarbeitern und OB Thomas Geisel die richtigen Töne.

Hände hoch zur Chor-Premiere: Komponist Dieter Falk entlockte den Rathaus-Mitarbeitern und OB Thomas Geisel die richtigen Töne.

Foto: Andreas Endermann

"Na, na, na - si, si, si, siii" - so in etwa klingt es, wenn sich die Belegschaft eines Rathauses auf ihren ersten Auftritt bei einem Musical vorbereitet. Dass Oberbürgermeister Thomas Geisel und Mitarbeiter der Stadtverwaltung einmal nach seiner Pfeife, oder besser gesagt, nach seinen Akkorden tanzen würden, hätte Dieter Falk in seiner Heimatstadt, wie er selbst sagt, nie zu träumen gewagt. Doch wo sonst der politische Diskurs dominiert, hallten gestern Abend bunte Klänge über die verwaisten Rathausflure. Für das Pop-Oratorium "Luther", das durch neun deutsche Städte tourt und dabei am 4. Februar 2017 auch im Düsseldorfer ISS Dome in Rath Station macht, wurde der Chor eigens gegründet. Gestern Abend gab's nun die zweistündige Feuertaufe.

Dabei traf Komponist Falk, der sich zuletzt für den musikalischen Auftakt zum NRW-Fest in Düsseldorf verantwortlich zeichnete und den Chor gestern Abend anleitete, offenbar den richtigen Ton. Bereits nach wenigen Minuten hatten sich seine Laien-Sänger, unterstützt von Haaner Chorsängern, von ihrer anfänglichen Nervosität gelöst. "Luther, Luther, wer ist Luther?" - dieser Frage werden sie in den nächsten Wochen und Monaten bis zur Aufführung noch mehrfach musikalisch auf den Grund gehen.

Für den 500. Jahrestag der Lutherschen Thesenanschlagung entschied sich die Stiftung "Creative Kirche" in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche, sich des Reformators und Augustinermönches Martin Luther auf ungewöhnliche Art und Weise anzunehmen. Bei der Mischung aus Musical und Symphonie ist es vor allem ein riesiger Laien-Chor, welcher der Veranstaltung seinen Stempel aufdrückt und der für jeden der neun Veranstaltungsorte neu rekrutiert wird. Mit erwarteten 3000 Teilnehmern, darunter auch der Rathaus-Chor, die wie eine Wand bis unter die Hallendecke platziert sind, wird Düsseldorf dabei den größten Chor stellen.

Das "Projekt der tausend Stimmen" erfährt dabei Unterstützung von einem Dutzend professionellen Musicaldarstellern sowie einem 40-köpfigen Sinfonieorchester. Komponiert wurde das Pop-Oratorium von Dieter Falk und Bühnenautor Michael Kunze. 2010 war das Duo bereits federführend beim Pop-Oratorium "Die 10 Gebote", das musikalisch beeindrucken konnte.

Für die akustische Unterstützung zur Premiere des Rathaus-Chores musste gestern ein Keyboard ausreichen. Ganz wichtig: die Sitzordnung, streng nach Stimmlagen getrennt. Links und rechts Sopran und die Alt-Stimme, in der Mitte nahm OB Thomas Geisel beim Bass Platz, neben den Tenören. Viel Zeit, die Chorpatitur zu verinnerlichen, bleibt nicht. Noch in diesem Monat stehen die Regionalproben in Duisburg und Ratingen an, ehe Ende Januar kommenden Jahres erstmals alle 3000 Sänger in Essen zusammenkommen.

Für die Laien-Chöre wird das Erlebnis, einmal Teil eines großen Musicals zu sein, kein günstiges Vergnügen. Sie zahlen mit rund 60 Euro in der Spitze bis zu dreimal so viel, wie ein normaler Musicalgast in der günstigsten Kategorie. Oder um es mit den Worten von Johann Tetzel, einem von Luther verhassten Ablassprediger zu sagen: "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt."

(RP)
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