Düsseldorf Radtour zur Industriegeschichte

Düsseldorf · Ehemalige Gebäude und Gelände zeugen von Unternehmen, die im 19. Jahrhundert den Aufstieg Düsseldorfs mitprägten - eine Fahrt durch Oberbilk und Friedrichstadt.

 Im heutigen Creativ-Center an der Hildebrandtstraße war früher das Unternehmen Edmund Münster beheimatet.

Im heutigen Creativ-Center an der Hildebrandtstraße war früher das Unternehmen Edmund Münster beheimatet.

Foto: Andreas Endermann

Die Geschichte der Industrie in Düsseldorf ist eng verbunden mit Oberbilk und mit Bahnstrecken. Als die Unternehmen dank der Dampfmaschine unabhängig von der Wasserkraft wurden, suchten sie für ihre Fabriken Orte mit guter Anbindung und fanden sie auch entlang der Verbindung zwischen Elberfeld und Rheinknie, eben in Oberbilk.

Ausgangpunkt der Tour durch die Industriegeschichte ist daher der IHZ-Park zwischen Kölner-, Erkrather- und Werdener Straße. Das fünf Hektar große Gelände war bis in die 70er Jahre hinein ein Industrieareal. Mitte des 19. Jahrhunderts hatten zunächst belgische Unternehmer, unter anderem die Brüder Richard, dort Puddelstahlwerke errichtet. Als die Familie Poensgen 1860 ihre Werke von Gemünd nach Düsseldorf verlegten, etablierte sich das Viertel als Standort der Großindustrie. Viertel für die Arbeiter entstanden, auf dem Höhepunkt gab es rund um den Oberbilker Markt 100 Geschäfte, 20 Kneipen und drei Kinos. Der Zweite Weltkrieg und der wirtschaftliche Wandel führten zum Niedergang des Stadtteils und zu seinem Wandel.

Die zweite Station der Tour zeigt, was aus ehemaligen Standorten großer Unternehmen werden kann. Wo einst Niederlassungen von Mercedes und später BMW waren, ist heute das "It's". Gentes Baumanagement hat zwischen Eller- und Höhenstraße 13 verschiedene Wohnformen mit 82 Wohneinheiten geschaffen mit großer Wasserfläche und privaten Höfen. Dafür erhielt das Projekt 2003 einen Immobilien-Award.

In Friedrichstadt wurde über viele Jahrzehnte das bekannteste Kaubonbon Deutschlands produziert. Der Unternehmer Edmund Münster übernahm im Jahr 1900 das Düsseldorfer Lakritzenwerk, 1930 erwarb er die Lizenz, ein fruchtiges Kaubonbon zu produzieren, das Maoam hieß. Die Abkürzung steht für "Mundet allen ohne Ausnahme". Zwischen 1930 und 1982 wurde Maoam an der Hildebrandtstraße in Friedrichstadt hergestellt, dann zog die Produktionsstätte nach Neuss. Heute ist Maoam eine Marke von Haribo.

Am Ziel geht es schließlich noch einmal um Schienen. Bevor 1891 der Düsseldorfer Hauptbahnhof an seinem heutigen Ort entstand, lag die wichtigste Station der Stadt am heutigen Graf-Adolf-Platz. Der Bergisch-Märkische Bahnhof (1838 eröffnet) war ein Durchgangsbahnhof für die erwähnte Strecke, die auch durch Oberbilk führte. Südöstlich davon errichtete die Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft 1845 einen Kopfbahnhof, in dem Abzweigungen der Strecke zwischen Köln und Duisburg endeten.

Die Strecke der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn-Gesellschaft führte noch bis zum Bahnhof Rheinknie. Dort konnten Fahrgäste übersetzen und am anderen Ufer weiter bis Neuss und Mönchengladbach fahren - aber das ist eine andere Geschichte und Tour.

(RP)
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