Salafistenprediger Sven Lau "Sonnige Grüße aus dem Pharaonenland"

Der siebte Tag im Prozess gegen Sven Lau zeigt, wie schwierig es ist, dem Salafistenprediger eine Straftat nachzuweisen. Zwei Zeugen sollten vom Hörensagen berichten, wie Lau junge Dschihadisten beeinflusste. Doch die Aussagen sind für das Gericht kaum zu verwerten.

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Salafistenprediger Sven Lau beim Prozessauftakt in Düsseldorf

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Foto: dpa, fg pil

Die Schotten waren dicht am siebten Verhandlungstag gegen den Mönchengladbacher Salafisten Sven Lau. Die schmalen Fenster unterhalb der Decke im Saal 2 des Düsseldorfer Oberlandesgerichts blieben verdunkelt. Wie im Bunker saßen Zuhörer, Richter, Ankläger und Angeklagter.

Düster war auch das Ergebnis, das der Gerichtstag brachte: Die Erkenntnisse sind mau, die zwei Zeugen konnten dem Strafsenat um den Vorsitzenden Richter Frank Schreiber nichts mitgeben, was eine Verurteilung wegen Unterstützung einer ausländischen Terror-Organisation rechtfertigen würde.

Die erste Zeugin irritierte den Vorsitzenden Richter, weil sie in einem Ganzkörperschleier auftauchte, den üblicherweise muslimische Frauen tragen. In einem Prozess gegen ein ranghohes Mitglied der salafistischen Szene scheint das kaum überraschend - nur soll die Frau katholischen Glaubens sein. Sie wolle nicht erkannt werden, sagte die Zeugin vor Gericht. Im Saal saßen erneut einige Unterstützer von Sven Lau.

Die Zeugin erschien in Begleitung eines Anwalts und einer Dolmetscherin. Auch das irritierte den Richter. Obwohl sie schon seit acht Jahren in Deutschland lebe und einen Deutsch-Kurs absolviert habe, spreche die Polin Iwona Kalima J. nicht gut genug Deutsch, lautete die Begründung ihres Anwalts.

Ihre Aussage erwies sich dann in der Folge auch als äußerst zäh. Lau kenne sie nur von Youtube und aus dem Fernsehen, ließ sie über ihre Dolmetscherin mitteilen. Warum sie überhaupt vor Gericht gegen Sven Lau aussagen sollte, blieb unklar. Klar ist, dass ihr Verlobter und Ehemann (nach muslimischem Ritus) derzeit ebenfalls vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf vor Gericht steht.

Kerim Marc B. ist angeklagt, weil er in Syrien für die Terrororganisation "Islamischer Staat" gekämpft haben soll. Ob es einen Bezug zwischen Kerim Marc B. und Sven Lau gibt, ließ sich aus der Zeugenaussage seiner Verlobten nicht schließen; sie wollte dazu keine Angaben machen. Das ist ihr gutes Recht: Mit einer Aussage über eine mögliche Beziehung der beiden Männer könnte sie ihren Mann belasten. Iwona Kalima J. hätte aber vermutlich ohnehin nur vom Hörensagen berichten können.

Zweiter Zeuge wohnte mit Dschihadisten und Lau-Anhänger zusammen

Der zweite Zeuge kennt Sven Lau auch eher aus dessen Youtube-Videos; getroffen hat er ihn nur wenige Male in Mönchengladbach. In seiner Befragung ging es dann auch weniger um den Angeklagten, sondern um Konrad S.. Dieser Mann führt nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft eine Kampfgruppe des IS an. Dieser soll Lau mindestens einen Kämpfer vermittelt haben.

Der Zeuge Oray A., 29-jähriger Deutsch-Türke, wohnte Anfang 2012 für wenige Monate mit Konrad S. in Mönchengladbach zusammen. Dabei traf er den Salafistenprediger Lau einmal in der gemeinsamen Wohnung. Konrad S. soll gemeinsam mit Lau 2012 nach Alexandria in Ägypten ausgereist sein, um dort einen Arabisch-Sprachkurs zu machen. Innerhalb von wenigen Tagen soll er deshalb aus der Wohnung ausgezogen sein und alle seine Möbel verkauft haben.

Oray A. kann sich an Details seiner Polizeiaussage nicht erinnern

Ob Lau ihm Unterstützung zugesagt, ihm gar eine Wohnung in Alexandria besorgt habe, dazu konnte oder wollte Oray A. nichts sagen. Ihm wurden Passagen aus seiner polizeilichen Vernehmung im März 2016 vorgehalten, in der er ausgesagt hatte, Konrad S. sei von Lau zu der Reise nach Ägypten überredet worden und habe Unterstützung von ihm zugesagt bekommen. Doch daran konnte sich der Zeuge, der sich selbst als Salafist bezeichnet, nicht mehr erinnern.

Konrad S. habe versucht, mit ihm Kontakt zu halten. Er habe ihm zwei oder drei E-Mails aus Ägypten geschickt. Mit "viele Grüße aus dem Pharaonenland und dem sonnigen Alexandria" soll eine der Nachrichten unterzeichnet gewesen sein. Dass Konrad S. sich später von Ägypten nach Syrien aufmachte, davon will Oray A. nichts gewusst haben. Als "freundlichen Typ" und "herzensguten Jungen" beschrieb er seinen ehemaligen Mitbewohner aus Mönchengladbach. Er könne sich nicht vorstellen, dass Konrad S. in Syrien für eine Terrororganisation kämpfe. Auch den Ermittlern ist nicht klar, wo Konrad S. sich derzeit aufhält und ob er immer noch mit dem IS in Syrien kämpft.

(heif)
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