Kronzeuge im Prozess gegen Sven Lau "Ich habe mich wie Kanonenfutter gefühlt"

Am Dienstag geht vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf die Vernehmung des Kronzeugen Ismail I. weiter. Chatverläufe vom Handy des Zeugen zeigen, dass auch Lau daran dachte, ganz nach Syrien zu gehen.

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Salafistenprediger Sven Lau beim Prozessauftakt in Düsseldorf

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Foto: dpa, fg pil

Am Dienstag trägt Ismail I. Nike-Turnschuhe und ein T-Shirt unter seinem blauen Sacko. Kein hellblaues Oberhemd mehr wie in der vergangenen Woche. Lachend wird er von zwei Justizbeamten in den Verhandlungssaal geführt, sein Zeugenbeistand isst gerade eine Banane. I. winkt einer Frau im Publikum zu. Er scheint Gefallen an seiner Rolle gefunden zu haben, der Kronzeuge im Prozess gegen Sven Lau zu sein.

I. ist einer der jungen Männer, die Sven Lau für die deutsche Kampfgruppe der dschihadistischen Terrormiliz "Jamwa" angeworben hat. "Jamwa", das ist die "Armee der Auswanderer und Unterstützer" in Syrien. Sie soll sich 2013 dem IS angeschlossen haben. Lau wird vorgeworfen, eben jene Miliz mit Kämpfern, Nachtsichtgeräten und Geld versorgt zu haben.

Der Vorsitzende Richter Frank Schreiber hält dem Zeugen am Dienstag Chatverläufe aus der Zeit zwischen August und Oktober 2013 vor. In dieser Zeit haben sich I. und Lau fast täglich geschrieben.

I. kehrte am 10. August 2013 von einer Pilgerreise aus Saudi-Arabien zurück, wo er Lau kennenlernte. Schon am 22. August nahm er ein Flugzeug in die Türkei und gelangte von dort über die syrische Grenze in ein terroristisches Ausbildungslager. Initiiert hat das nach Aussagen des Zeugen der Salafistenprediger Sven Lau. Er soll den Kontakt zum Anführer einer deutschen Kampfeinheit der "Jamwa", Konrad S., hergestellt haben. S. und Lau sollen schon in Mönchengladbach gute Freunde gewesen sein. Lau hat ebenfalls den Kontakt zu einem Schleuser hergestellt, der I. von der Türkei nach Syrien brachte.

Lau wollte immer wieder nach Syrien kommen

Der Chat zeigt, wie Lau den ausreisewilligen I. mit dschihadistischen Kampfliedern zur Ausreise motivieren wollte. Er schrieb etwa Liedzeilen des als "Deso Dogg" bekannten Rappers Denis Cuspert, der selbst als Kämpfer nach Syrien reiste. "Muslime sterben für Öl und Geld", lautet eine der Zeilen, die Lau an I. geschickt hat.

I. erzählt zudem, dass Lau immer wieder gesagt habe, er wolle selbst nach Syrien kommen und dort bleiben. Am 20. Oktober 2013 schrieb Lau an I.: "Hoffe, dass ich bald wieder bei euch bin. Dann für immer." Soetwas habe er ständig wiederholt. Er habe sich später darüber geärgert, dass Lau seine Ankündigungen nie in die Tat umgesetzt habe. "Ich habe mich als Kanonenfutter gefühlt", sagt I. im Prozess.

(heif)
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