Prozess gegen Sven Lau "Die Leute stehen auf und gehen nach Syrien"

Der sechste Verhandlungstag gegen Sven Lau ist am Mittwoch nach einer halben Stunde beendet worden. Der Senat führte Videos mit Aussagen Laus vor, in denen er zugibt, zwecks "humanitärer Hilfe" dreimal in Syrien gewesen zu sein.

Fotos: Islamist Sven Lau beim Prozessauftakt in Düsseldorf
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Salafistenprediger Sven Lau beim Prozessauftakt in Düsseldorf

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Foto: dpa, fg pil

Ein Video zeigte eine Predigt des Angeklagten Sven Lau vor Glaubensbrüdern in einem offenkundig deutschen Park. "Vermehre die guten Taten, so dass wir ins Paradies kommen. Aber warum zögern wir, wenn wir eine gute Sache tun können?", sagt Lau in dem Video. "Die Elite der Welt versammelt sich in Syrien. Die Leute stehen auf und gehen nach Syrien." Und weiter: "Fakt ist: Allah wird es vollenden, und er benutzt dazu, wen er will. Allah sagt, dass diese Welt vergänglich ist, er benutzt sogar die Feinde des Islam zur Verbreitung der Religion." Er schließt seinen elfminütigen Monolog mit "Allahu Akbar!"

Der Salafistenprediger ist derzeit vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht angeklagt, weil er laut Anklage des Generalbundesanwalts eine ausländische Terrororganisation unterstützt haben soll. Die Anklage wirft Lau vor, eine islamistische Terrormiliz in Syrien mit Geld und Nachtsichtgeräten unterstützt und zwei deutsche Kämpfer an sie vermittelt zu haben. Lau verfolgte die Videos am Mittwoch zunächst aufmerksam auf der Leinwand, später hört er mit gesenktem Blick zu.

Ein zweites Video zeigte ein Interview, das Lau dem WDR auf dem Alten Markt in Mönchengladbach am Rande einer Kundgebung gegeben hat. Während im Hintergrund lautstarke Proteste der Mönchengladbacher Bürgerinitiative zu hören sind und Hundertschaften der Polizei für Ordnung sorgen, sagte Lau dem Reporter, er habe in Syrien eine Organisation unterstützt, aber es sei nicht seine Organisation. Dabei sei es ausschließlich um humanitäre Hilfe gegangen. "Wir halten uns an das Gesetz und an das, was erlaubt ist. Alles andere schließen wir aus." Dreimal sei er in Syrien gewesen. "Humanitäre Hilfe ist mein Bereich, mit allem anderen haben wir nichts zu tun."

Am Vortag hatte ein ehemaliger Weggefährte ausgesagt

Wenn Leute, wenn Syrer runtergingen in ihr Land, habe er Verständnis, wenn sie dort helfen, sagte Lau in dem Interview. Und wenn Syrien angegriffen werde, seien das für ihn Freiheitskämpfer, bestätigt er auf Nachfrage des Reporters. Auf nochmalige Nachfrage, ob er Glaubensbrüder zum Kampf in Syrien aufriefe, antwortet Lau: "Ich rate ihnen, dass sie ihre Religion so leben, wie sie es für richtig halten. Ich rufe keinen auf und sage: Mach dich auf den Weg."

Der Verhandlungstag war nach einer halben Stunde beendet, als alle Videos gezeigt waren. Am Vortag hatte der einstige Weggefährte Dominic Schmitz als Zeuge ausgesagt, wie sich Lau und der Salafisten-Prediger Pierre Vogel über die Jahre radikalisierten und mit militanten Kräften in der Szene verbündet hätte.

(angr)
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