Wasservögel haben sich drastisch vermehrt Protest gegen Gänse-Abschuss

Düsseldorf · Wasservögel haben sich explosionsartig vermehrt, weil sie mehrere Jahre lang nicht bejagt wurden. Pro Paar bis zu zehn Küken. Ein hausgemachtes Problem, sagen Experten: Man hätte früher eingreifen müssen.

Kaum haben die Jagdbehörden erklärt, dass die stark angewachsene Gänsepopulation in Düsseldorf auch außerhalb der eigentlichen Jagdzeiten in Teilen zum Abschuss freigegeben werden, regt sich bereits der erste Protest.

Die Bezirksvertretung 8, zuständig für das Gebiet des Unterbacher Sees, hatte sich in ihrer gestrigen Sitzung auf Antrag der Grünen mit der Frage beschäftigt. Deren Antrag, den Abschussplan zu unterbinden und eine unblutige Lösung zu suchen, wurde allerdings abgelehnt. Eine regelmäßige Besucherin des Unterbacher Sees schilderte in drastischen Worten die Verschmutzung des Strandes und des Wasser durch die Vögel.

Wie berichtet, hatte es zuletzt oft Beschwerden gegeben, dass vor allem Kanadagänse die Strandbäder und die Strände des Unterbacher Sees heimsuchen. Weil der Kot der Tiere nicht nur eklig, sondern auch krankheitsübertragend ist und bei einigen Badegästen Hautkrankheiten verursacht hatte, reagierten die Behörden schließlich und erklärten, man werde demnächst den Abschuss in einem genau festgelegten Umfang erlauben, unter anderem im Bereich Unterbacher See und Löricker Freibad. Das jedoch wird weitere Proteste auslösen. Denn die Tiere genießen bei vielen große Sympathien.

Zumindest ist klar, wer auf Gänsejagd gehen darf oder soll. Jürgen Wippermann, jagdlicher Berater der Stadt Düsseldorf: "Das sind die Jagdausübungsberechtigten der entsprechenden Bereiche." Also entweder Pächter dort existierender Jagereviere oder andere Jäger, die von den Behörden bestimmt oder gebeten würden, einzugreifen. Die Entscheidung liegt nun bei der Unteren Jagdbehörde, einer Unterabteilung des städtischen Ordnungsamtes.

Dass es überhaupt zu einer sprunghaft angestiegenen Population kommen konnte, liegt nach Ansicht von Experten an den Tierschützern. Obwohl berechtigt, haben es Jäger in den letzten Jahren abgelehnt, auf die großen Tiere zu feuern. Einer von ihnen: "Ich bin einmal fast gelyncht worden, als ich Gänse geschossen habe. Das mache ich nicht nochmal mit."

Vor allem im Bereich Elbsee ist die dort ansässige Gänseschar auf rund 300 Tiere angewachsen. Die Tiere sind äußerst fruchtbar: Ein Paar kann bis zu zehn Küken pro Jahr aufziehen. Und da die Menschen es possierlich finden, die Vögel zu füttern, gibt es auch übers ganze Jahr keinen Nahrungsmangel.

Margarete Bonmariage, Gänse-, Enten- und Schwanen-Mutter im Hofgarten, hält für den Bereich des Parks eine Jagd nicht für nötig. Sie hat mit einigen Helfern einen Weg gefunden, die Vermehrung der Vögel zu stoppen: Die Eier im Gelege werden angepickt, was sie unfruchtbar macht. Ihr Vorschlag: Die Stadt solle Tierschützer für diese — zeitaufwändige — Arbeit suchen und einweisen. Damit bliebe die Natur im Gleichgewicht, und man müsse di e Vögel nicht töten.

(RP)
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