Jörg Kotenbeutel "Einige Pferde weisen Verhaltensstörungen auf"

Düsseldorf · Der Pferdezucht-Experte spricht über die problematischen Bedingungen bei Ponykarussells auf der Kirmes.

Ponys bei Rheinkirmes: Einige Pferde weisen Verhaltensstörungen auf
Foto: Hans-Jürgen Bauer

Das Aus für das Ponyreiten auf der Rheinkirmes sorgt für Diskussionen. Der Sachverständige für Pferdezucht, Ausbildung und Haltung am Pferdezentrum der Freien Universität Berlin in Bad Saarow spricht über die medizinischen Folgen für die Pferde.

Was ist überhaupt am Ponyreiten auf einer Kirmes zu kritisieren?

Jörg Kotenbeutel Solch ein Pferdkarussell ist problematisch, weil die Tiere einer Reizüberflutung unterliegen. Es gibt auf der Kirmes einen konstanten Lärmpegel und auch Lichteffekte, die die Tiere ständig verarbeiten müssen. Die Begebenheiten für Ruhepausen sind auf einer Kirmes einfach nicht gegeben. Zudem sind nicht an allen Ständen Mitarbeiter, die sich mit der Pflege und Haltung von Pferden ausreichend auskennen.

Ist es nicht besser, wenn Ponys auch gefordert werden und wie auf der Kirmes viel laufen?

Kotenbeutel Dass Pferde sich bewegen und geritten werden, ist nicht das Problem - vorausgesetzt, die Pferde laufen nicht immer in die gleiche Richtung und können regelmäßig Pausen machen. Die Kreisbewegung ist aber einfach nicht die Form, in der sich die Tiere in der Natur bewegen würden.

Welche Krankheiten erleiden Tiere, die mehrere Stunden im Kreis laufen?

Kotenbeutel Zunächst einmal weisen einige Pferde Verhaltensstörungen auf. Die Tiere laufen dann teilmahmslos durch die Manege. Offensichtliche Verletzungen treten meist dann auf, wenn Haltungs- und Transportbedingungen nicht stimmen.

Können die Amtstierärzte solche Verletzungen bei einem einzigen Termin überhaupt erkennen?

Kotenbeutel Wer eine tierärztliche Ausbildung genossen hat, der erkennt Verhaltensauffälligkeiten und auch Verletzungen oder vernachlässigte Pflege auf den ersten Blick. Viele Abweichungen sind aber auch schon für den Laien zu erkennen. Und wenn es solche Probleme gibt, kann das Veterinäramt auch weitere Grenzen für den Betrieb eines Standes setzen oder aber anordnen, dass ein Pferd ausgetauscht wird.

Wie müsste eine Attraktion aus Ihrer Sicht aussehen, bei der die Tiere positiv gefordert werden?

Kotenbeutel Es gibt vorbildliche Ponyreitbetriebe mit geschickt in die Landschaft integrierte Hindernisbahnen, dort wo Ponys hingehören: in den ländlichen Bereich.

Wie groß müsste eine Manege sein, in der ein Pony sich tatsächlich frei und der Natur entsprechend bewegen kann?

Kotenbeutel Ein vernünftiger Reitplatz ist mindestens 20 mal 40 Meter groß.

DAS INTERVIEW FÜHRTE AARON CLAMANN

(RP)
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