Düsseldorf Polizei holt Super-Blitzer in die Stadt

Düsseldorf · Der Knöllchenumsatz stieg durch die neue Technik um mehr als 65 Prozent. Trotzdem klagen viele Düsseldorfer über zu schnelle Autofahrer und zu wenig Kontrollen.

 Der "Einseitensensor", links im Bild, überwacht mehrere Fahrspuren gleichzeitig, wie hier an der Lenaustraße.

Der "Einseitensensor", links im Bild, überwacht mehrere Fahrspuren gleichzeitig, wie hier an der Lenaustraße.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Politik diskutiert die Ausweitung von Tempo-30-Zonen. Dabei halten sich viele Fahrer nicht einmal an die innerorts übliche Begrenzung auf 50 Stundenkilometer. Vor allem Anwohner der verkehrsberuhigten Zonen fordern deshalb mehr Geschwindigkeitskontrollen. Die Polizei setzt dafür seit einem Jahr eine neue Technik ein. "Eso" heißt der Superblitzer, der mittels Lichtschrankentechnik Geschwindigkeit misst und dabei gleich mehrere Fahrspuren im Hightech-Auge behält. Und er kann zugleich auch noch den Gegenverkehr messen.

Die Effizienz des Superblitzers ist schon nach einem Jahr in der Statistík ablesbar: 2013 gab es in Düsseldorf 26 794 Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens. 2014, mit dem Eso 3.0 im Einsatz, waren es mehr als 44 000 Knöllchen, eine Steigerung von 65,1 Prozent. Auf den Autobahnen im Regierungsbezirk, wo der Superblitzer schon länger eingesetzt wird, stieg die Zahl der ermittelten Raser um 42 Prozent.

Den bei Tempokontrollen oft laut werdenden Abzocke-Vorwurf weist die Polizei zurück. Auch in der Stadt gehört die nicht angepasste Geschwindigkeit, wie Raserei im Amtsdeutsch heißt, zu den Hauptunfallursachen. In Düsseldorf werden mehr Unfälle durch zu schnelles Fahren als durch Vorfahrtsfehler verursacht. Jeder siebte Unfall, bei dem voriges Jahr Menschen in der Stadt zu Schaden kamen, war Folge von zu hohem Tempo.

Das Ordnungsamt hat fünf mobile Blitzgeräte im Einsatz, außerdem gibt es zehn feste Starenkästen. Einziges Kriterium für die Standorte ist die Unfallträchtigkeit. Die Blitzer sind überwiegend im 50er- und 70er-Bereich installiert, in Tempo-30-Zonen gibt es keine. Acht Anlagen sind in den vergangenen Jahren nach einem Rückgang der Unfallzahlen wieder abgebaut worden. Derzeit geht die Tendenz eher wieder zum Ausbau. "Es gibt einige weitere Stellen, wo ich mir ein solches Gerät vorstellen könnte", sagt Verkehrsdezernent Stephan Keller.

Mit Starenkästen und mehr mobilen Kontrollen in Tempo-30-Zonen würde die Stadt den Forderungen vieler Anwohner entgegenkommen. Aus Stockum, wo in einer 30er-Zone in der Nähe von Flughafen und Arena häufig Urlauber und Fußball-Fans ihre Autos abstellen, berichtet Anwohnerin Angela Krüger von unzähligen Fällen, in denen das Limit ignoriert werde - "leider auch von vielen Anwohnern". Die Stadt platzierte nach ihrem Hinweis den "Smiley" dort. Der lächelt, wenn man die Geschwindigkeit einhält, und guckt bei mehr als 30 km/h traurig. Krüger bezweifelt den Nutzen des Leucht-Gesichts: "Natürlich fuhren alle davor langsamer - um danach wieder Gas zu geben." Sie fordert mehr Kontrollen.

Das tut auch Arnd Jäger, der von der Palmenstraße in Bilk Ähnliches berichtet: Die werde als Umgehungsstraße genutzt, auch von Taxifahrern. Dabei werde häufig nicht nur Tempo 30, sondern auch 50 überschritten. Beim Blitzmarathon hat sich die Polizei die Strecke schon mal vorgenommen. Für Jäger, in dessen Nachbarschaft 18 Kleinkinder leben, die gern den Spielplatz im gegenüberliegenden Florapark besuchen, reicht das nicht: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis hier etwas passiert."

(RP)
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