Anonymer Hinweis auf Waffen Polizei verteidigt SEK-Einsatz gegen Rocker-Weihnachtsfeier

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Polizei hat ihren SEK-Einsatz gegen die Hells Angels vom Wochenende verteidigt. Der Einsatz sei nach Plan verlaufen, unnötige Sachbeschädigung oder schwere Körperverletzungen durch Beamte habe es - anders als vorgeworfen - nicht gegeben.

Düsseldorf: SEK-Einsatz bei Party der Hells Angels in Rath
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SEK-Einsatz bei Party der Hells Angels

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Foto: Privat

Zwar versprach die Polizei am Montag, die eingegangene Strafanzeige zu prüfen. Doch zugleich präsentierte sie Fotos vom Einsatzort, die nach dem Ende des Einsatzes aufgenommen worden seien: Die Verwüstungen, die später aus dem Umfeld der Rocker präsentiert worden seien, stammten nicht vom Polizeieinsatz.

Spezialeinsatzkräfte hatten das Gelände gestürmt. Es habe einen anonymen Hinweis gegeben, dass sich in den Räumen Waffen befänden. Dies habe sich bei der Durchsuchung, die richterlich genehmigt gewesen sei, nicht bestätigt.

"Das wir nicht gefunden haben, ändert nichts daran, dass wir zum eingreifen gezwungen waren", sagte Kriminaldirektor Dietmar Kneib. Für die Einsatzleitung habe sich eine "Gefahrensituation dargestellt, die wir bestehen lassen konnten".

Eine Frau, die behaupte, einen doppelten Fußbruch beim Polizeieinsatz erlitten zu haben, habe sich die Verletzungen vorher zugezogen. Sie sei bereits - auf Bitte eines Rockers - in einem Rettungswagen behandelt worden, als der Einsatz der Spezialeinheiten begann.

Polizeisprecher Andreas Czogalla sagte am Montag: "Wir werden jedes Details prüfen, wer verletzt wurde, darf auf den Rechtsweg vertrauen." Er sagte aber auch: "Für das notwendige, robuste Eingreifen, sind uns relativ wenig Verletzungen gemeldet worden. Der Einsatz ist planmäßig abgelaufen."

Mehr als 400 Polizisten waren bei einer Rockerparty in der Landeshauptsstadt in der Nacht zum Samstag im Einsatz. Ein Rechtsanwalt hatte der Polizei im Nachgang einen rechtswidrigen Einsatz und Unverhältnismäßigkeit vorgeworfen. Bereits am Boden liegende gefesselte Besucher der Party seien misshandelt worden.

Einsatzleiter Bernd Schünke verteidigte den Eingriff der Beamten hingegen: "Jeder Besucher dieses Lokals hätte eine Waffe tragen können. Wenn es keine Gefahrensituation gegeben hätte, hätten wir anders entschieden."

Denn laut Polizei ist die Lage im Düsseldorfer Rockermilieu weiterhin angespannt. Zwei Ortsclubs der Rockergruppe, "Oldtown" und "D-City", ringten dort derzeit um Macht und Marktanteile. Unlängst hatten Rocker versucht, einen Altstadt-Imbiss zu stürmen.

250 Meter vom Gelände der Party am Wochenende entfernt liegt zudem das Großbordell "Oceans", dessen Betreiber den Rockern öffentlichkeitswirksam Hausverbot erteilt hatte. Die Polizei hatte nicht ausgeschlossen, dass die Rocker das Bordell stürmen könnten. Außerdem vermuteten die Ermittler, es könne zu einer erneuten Machtdemonstration von Rockern in der Altstadt kommen.

Deshalb hatte die Polizei am Samstagabend bereits im Vorfeld der Feier die ankommenden Gäste kontrolliert und durchsucht. Dann hatten plötzlich Spezialeinsatzkräfte das Gelände gestürmt. Es habe während der Feier einen Hinweis gegeben, dass sich in den von den Rockern angemieteten Räumen Waffen befänden. Daraufhin habe man einen Durchsuchungsbefehl beantragt. Bei der Durchsuchung seien dann aber keine Waffen gefunden worden.

Mehr als 400 Polizisten waren an dem gut zehnstündigen Großeinsatz beteiligt. Dabei wurden zwei Personen, die mit Haftbefehl gesucht worden waren, festgenommen und fünf Messer, ein Reizstoffsprühgerät und Betäubungsmittel sichergestellt. 300 Menschen und 150 Autos seien überprüft worden. Dabei seien Rocker aus weiten Teilen des Bundesgebiets angetroffen worden.

"Die Feiernden haben sich vollkommen rechtskonform verhalten", kritisierte Rechtsanwalt Wolf Bonn, der die Hells Angels seit langem vertritt. Die Erklärung der Polizei "Wir dulden keinen rechtsfreien Raum" sei eine "absolute Farce". Die Begründung, es hätten sich Waffen in den Räumen befunden, entbehre jeder Grundlage. Gefesselte Gäste mussten, zum Teil auf dem Boden liegend, über Stunden in der Kälte verharren. Ein Mann habe einen epileptischen Anfall erlitten.

(cbo, dpa)
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