Düsseldorf Politiker aus DDR und BRD erinnern sich an die Wiedervereinigung

Düsseldorf · Im Plenarsaal des Rathauses hätte man eine Stecknadel fallen hören können, als Rainer Eppelmann - ehemaliger "Minister für Abrüstung und Verteidigung" in der DDR - über seine Erlebnisse von dem 9. November 1989 erzählt. In der von RP-Politikredakteur Frank Vollmer moderierten Podiumsdiskussion traf er auf einen Kollegen aus dem "Westen": Manfred Carstens, der mehr als 30 lang im Bundestag war. Die beiden Zeitzeugen sprachen über die Politik jener Zeit, aber auch über ihre persönliche Erfahrungen zur Wende.

Düsseldorf: Politiker aus DDR und BRD erinnern sich an die Wiedervereinigung
Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

So fuhr Rainer Eppelmann mit einem "Dienst-Trabant" am Tage des Mauerfalls zu einer politischen Veranstaltung in einer Berliner Kirche, in der erstmals Vereine und Organisationen ihre Interessen öffentlich vorstellen durften. "Das kann sich jemand, der in seinem Leben nie etwas anderes als Demokratie kennen gelernt hat, gar nicht vorstellen", erzählt der 72-Jährige. "Wir, die Träume hatten, leiden mussten, durften uns jetzt äußern." Dass er nach der Veranstaltung nicht in Handschellen abgeführt wurde, konnte er damals nicht glauben.

Wenig später am Abend stand er mit einem Kollegen an der Grenze, deren Bewacher an jenem Abend verändert wirkten - der Grund dafür wurde ihm nur langsam klar: "Die waren unbewaffnet!" Unter Rufen der anwesenden Protestanten öffneten sie schließlich auf Befehl ihres Vorgesetzten den Schlagbaum und damit die Grenze in den Westen.

Auch Carstens erinnert sich noch gut an jene Zeit, in der aus zwei Deutschlands eines wurde: "Mit dem Tag der Wiedervereinigung verbinde ich eine unvorstellbare Freude." Als Politiker schaute er hinter die Kulissen, erkannte den Geldmangel der DDR zu Ende der 80er Jahre. Wie es in der angespannten politischen Lage zur Wende kommen konnte, ist ihm bis heute nicht ganz klar. "Im April '89 habe ich nicht im Traum an eine Grenzöffnung gedacht", sagt Carstens. Den Ablauf bezeichnet er heute als glücklich: "Es hat keine Vorlage gegeben, wie man das anpacken sollte. Dennoch ist es gut abgelaufen."

(bur)
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