Düsseldorf Politik soll Konfessionsschulen erhalten

Düsseldorf · Beim Düsseldorfer Abend ging es um das christliche Abendland und die Frage, wie viel und was genau Politik und Kirche voneinander erwarten. Zu Gast: Stadtdechant Ulrich Hennes und Superintendentin Henrike Tetz.

 Ulrich Hennes ist Pfarrer der katholischen Alt- und Innenstadt-Gemeinden und Düsseldorfer Stadtdechant.

Ulrich Hennes ist Pfarrer der katholischen Alt- und Innenstadt-Gemeinden und Düsseldorfer Stadtdechant.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Im Großen und Ganzen ist es ein Heimspiel. Die beiden ranghöchsten Seelsorger Düsseldorfs, der katholische Stadtdechant Ulrich Hennes und die evangelische Superintendentin Henrike Tetz, sprechen beim Düsseldorfer Abend der Christdemokraten über das Verhältnis von Politik und Kirche. Bei eben jener Partei, die mit dem "C" im Namen den Anspruch formuliert, dem, was Kirchen und Christenmenschen wollen, womöglich doch näher zu sein als die Mitbewerber auf dem bunten politischen Parkett.

 Henrike Tetz führt als Superintendentin die in der Landeskirche organisierten Düsseldorfer Protestanten.

Henrike Tetz führt als Superintendentin die in der Landeskirche organisierten Düsseldorfer Protestanten.

Foto: Bauer

Dass sich etwas verändert hat in den 70 Jahren seit Kriegende, deuten die Gastgeber gleich zu Beginn selbst an. Parteichef Thomas Jarzombek sagt, "früher" sei die Verbindung von Christentum und CDU sehr intensiv, sehr selbstverständlich gewesen. Und Moderator Andreas-Paul Stieber vom Arbeitskreis Kirche und Politik erinnert an Zeiten, in denen der Pfarrer Wahlempfehlungen von der Kanzel gab.

Dass es so einfach heute nicht mehr ist, macht auch der Auftritt der Seelsorger deutlich. Die reden über Schnittmengen und gemeinsame Auffassunngen bei den Themen Demokratie und Menschenwürde. Sympathie füreinander ist im gut besuchten Quartier Bohème an der Ratinger Straße spürbar. Aber Theologin Tetz stellt eben auch klar, dass das Christsein in ein tagespolitisches Engagement münden kann, aber eben nicht muss. "Zur Hochzeit der Friedensbewegung war das vielleicht noch etwas anders", fügt sie an.

Dass Kirche auch konsequenter sein darf als die (Real-)Politik, wird wenig später klar. Hennes mahnt die Politiker, bei der Flüchtlingsfrage Einzelfallprüfungen weiter zu ermöglichen und sich in dieser Frage "nicht zurückzuhalten, nur weil man wieder gewählt werden will". Sein Credo: "Menschen dürfen niemals in Situationen gebracht werden, wo sie aufgrund ihrer individuellen Situation in Gefahr für Leib und Leben kommen." Dass dieser konsequent humanitäre Ansatz selbst bei strammen Kirchgängern nicht immer Jubel auslöst, räumt der Priester ein. Aber seine Ansage ist klar: Nur wer Menschen in Not hilft, lebt den christlichen Auftrag. Eine Absage auch an jene, die von der Verteidigung des christlichen Abendlandes, die sie im Munde führen, eine völlig andere Vorstellung haben. Eine Steilvorlage erhalten Hennes und Tetz, als ein Christdemokrat das Thema Lebensschutz zur Diskussion stellt. Es besorge ihn, "dass das Einschläfern von Zootieren mehr Aufmerksamkeit erregt als das hunderttausendfache Unrecht der Abtreibung und die bei der Präimplantation ,verworfenen' Embryonen". Da zuvor Fragen gesammelt wurden, wendet sich Tetz in der Antwort-Runde erst einmal anderen Themen zu. Dagegen steigt Hennes direkt darauf ein, stellt klar, dass es einen uneingeschränkten Einsatz für das Leben vom Moment der Empfängnis bis zum letzten Herzschlag geben muss. Tetz stimmt dem später zu. Dann berichtet er von seiner pflegebedürftigen Mutter, die 89 Jahre alt ist, und darüber, wie froh sie ist, dass es in ihrer Pflegeeinrichtung neben den Mitarbeitern auch polnische Ordensschwestern gebe. Dann sagt er: "Wenn die christlichen Werte wegbrechen, dann ist es vielen irgendwann auch egal, ob die Alten verrecken oder unnötig viele Schmerzen haben." Ein Satz, der die Zuhörer anfasst. Plötzlich ist sie greifbar: die gemeinsame Wertebasis von Kirche und christlichen Demokraten.

Und so bleibt es auch für den Rest: Tetz und Hennes fordern den Erhalt konfessioneller Schulen, Kitas und Krankenhäuser, auch wenn die überwiegend staatlich finanziert werden. Nur so gebe es eine echte Wahlfreiheit. Eine Botschaft ans Rathaus und die regierende Ampel-Kooperation gibt es auch noch. Sollten die Hinweise richtig sein, dass städtische Zuschüsse zur Kirchenmusik auf den Prüfstand kommen, "dann wird darüber zu reden sein".

(jj)
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