Girardet-Brücke Düsseldorf Oberbürgermeister Geisel stört Pokémon-Fans

Düsseldorf · Der Oberbürgermeister besuchte die Pokémon-Jäger an der Girardetbrücke. Er glaubt, mit dem Ferienende wird der Hype vorbei sein. Einen Umzug der virtuellen Tierchen zum Burgplatz kann nur der Spieleentwickler veranlassen.

 OB Thomas Geisel lässt sich auf der Girardetbrücke Pokémon Go erklären. Journalisten interessiert der Besuch, Pokémon-Jäger weniger.

OB Thomas Geisel lässt sich auf der Girardetbrücke Pokémon Go erklären. Journalisten interessiert der Besuch, Pokémon-Jäger weniger.

Foto: Andreas Endermann

Viel Beachtung bekommt Thomas Geisel bei seinem Besuch auf der Girardetbrücke, der von Hunderten Spielern der Handy-App Pokémon Go belagert wird. Doch die Beachtung kommt keineswegs von den meist jungen Spielern. Ein Dutzend Kamerateams und noch mehr Pressefotografen umlagern den Oberbürgermeister. Den Pokémonjägern ist dagegen weitgehend egal, dass der erste Bürger der Stadt ihre Pilgerstätte besucht. "Wer ist das?", fragt ein etwa 20-Jähriger, der sich von dem Presserummel und Geisel mit seinem Tross sichtlich gestört fühlt bei der Jagd nach den kleinen Comicfiguren, die sich in der virtuellen Welt am Kö-Graben tummeln.

"Sowas gehört zu einer Großstadt, digitalen Modethemen, wenn Spieler und Passanten rücksichtsvoll sind, dann finde ich es gut", sagt Geisel und ergänzt: "Zum Ferienende ist der Hype vorbei. Ich glaube zumindest nicht, dass dies zu einer 70-jährigen Dauereinrichtung wird." Die Journalisten lauschen Geisel aufmerksam, den Pokémaniacs sind dessen Worte recht egal.

Eingeladen wurde Geisel von Mike Pernox, der in Wirklichkeit anders heißt und sich selbst zum Anführer der Pokémon-Bewegung Düsseldorfs bei Facebook gemacht hat. Er glaubt nicht an ein Ende des Hypes und hat vorgeschlagen, die vier so genannten Pokéstops an der Brücke an den Burgplatz zu verlagern, weil dort ja kaum Autoverkehr sei. Doch wie das wirklich funktionieren soll, weiß auch er nicht. Denn die Punkte, die für Pokémon-Jäger so wichtig sind, werden von der Spieleentwickler-Firma Niantic festgelegt, ein Unternehmen mit Sitz in den USA, bei dem 50 oder 100 Leute arbeiten - so genau weiß das keiner auf der Brücke. Aber wenn sie von Niantic und dessen Einfluss auf ihr Spiel sprechen, dann schwingt etwas orakelhaftes mit, als läge dort, am Sitz in Kalifornien die große Geisterzentrale.

Auch Birgit, Mutter des Oberpokémonjägers Mike Pernox ist auf der Brücke - immerhin treffe ihr Sohn nicht jeden Tag auf den Oberbürgermeister. Sein Engagement als Pokémon-Experte betrachtet sie mit gemischten Gefühlen. "Ich finde es ja gut, dass er so vielen Leuten eine Freude bereitet", sagt sie. "Aber ich hoffe sehr, dass er sich nach den Ferien wieder mehr auf die Schule konzentriert." Pernox, 31, ist in der Ausbildung zum Erzieher.

Pokémon Go: Monster-Jagd auf der Girardet-Brücke in Düsseldorf
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Pokémon-Jagd auf der Girardet-Brücke

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Auch Jamie Fleming verbringt seine freie Zeit gerne auf der "Pokémon"-Brücke. Von einer Verlegung der Pokéstops an den Burgplatz hält er nichts. "Autofahrer können die Brücke leicht umfahren", sagt er. "Und wir stören ja keinen." Große Sorgen, dass es dazu kommen könnte, macht sich der 22-Jährige allerdings nicht. Immerhin könne nicht die Stadt Düsseldorf, sondern einzig Spieleentwickler Niantic über eine Umplatzierung der Pokéstops entscheiden. Auch er scheint an die Geisterzentrale in Kalifornien fest zu glauben.

Katie Paca ist nicht nur leidenschaftliche Pokémon-Spielerin, sondern auch bekennende Fashionista. Nicht umsonst nennt sich die 25-Jährige in der Facebook-Gruppe der Pokémon-Fans "Peach Prada". Dass die umliegenden Geschäfte die jungen Leute auf der Girardetbrücke als Ärgernis betrachten, kann sie verstehen. "Ein schönes Bild bietet das wirklich nicht", sagt Paca, die selbst gerne einen Bummel über die Kö unternimmt.

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Foto: dpa, dy; tmk

Unterdessen ist Organisator Pernox in Sorge, der OB könnte einen schlechten Eindruck bekommen, weil die Dixi-Klos übel riechen. Ihm ist wichtig, ein gutes Verhältnis zur Stadt zu haben, schließlich ist die Sperrung der zentral gelegenen Girardetbrücke schon ein großes Entgegenkommen der Stadt und des selbst nicht Pokémon spielenden Verwaltungschefs.

In der Versicherungsbranche schlägt der Hype um das Augmented-Reality-Spiel hohe Wellen. So gab die Düsseldorfer Ergo-Versicherung kürzlich Entwarnung: Zwar habe es bereits einige durch Pokémon Go verursachte Unfälle gegeben, die betreffenden Spieler müssten sich bei der Ergo aber nicht gesondert versichern - die private Unfallversicherung greife hier ganz regulär. Die Gesellschaft reagierte mit dieser Ansage auf neue Absicherungsangebote für Smartphone-Fans (Barmenia Kasko).

(RP)
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