Düsseldorf Planer fordern ordentlichen Wettbewerb für Einkaufsstraße

Düsseldorf · Bund Deutscher Architekten und Bund Deutscher Baumeister kritisieren Verfahren und sehen Ampel-Kooperation in der Pflicht.

 Architekten und Ingenieure wollen einen Wettbewerb für die Schadowstraße (v.l.): Georg Verhas, Friederike Proff, Bruno Braun und Matthias Pfeiffer.

Architekten und Ingenieure wollen einen Wettbewerb für die Schadowstraße (v.l.): Georg Verhas, Friederike Proff, Bruno Braun und Matthias Pfeiffer.

Foto: David Young

Düsseldorfs Fachverbände fürs Planen, Bauen und Gestalten schlagen Alarm. Sie kritisieren die Vorgehensweise bei der Überplanung der Schadowstraße, befürchten Flickwerk und eine suboptimale hausgemachte Lösung für die einst bestbesuchte Einkaufsstraße Deutschlands. "Es ist Zeit genug, noch auf die Bremse zu treten und einen ordentlichen Wettbewerb für die Schadowstraße zu starten", sagt Friedricke Proff, Architektin und Vorstandsmitglied des Bundes Deutscher Baumeister (BDB) in Düsseldorf. Bruno Braun, Vorsitzender des Bundes Deutscher Architekten (BDA), sieht die Ampel-Kooperation in der Pflicht. SPD, Grüne und FDP hätten sich in ihrem Kooperationsvertrag für Architektenwettbewerbe bei wichtigen Projekten ausgesprochen. "Dazu gehört die Schadowstraße zweifelsohne. Jetzt müssen die Politiker zeigen, dass sie zu ihrem Wort stehen."

Mehr als 300 Architekten und andere Experten sind in den Düsseldorfer Sektionen der Fachverbände vertreten. Mehrere Vorstandsmitglieder waren bei der Diskussionsveranstaltung der Stadt zur Gestaltung der Schadowstraße in der letzten Woche und ziehen nun eine sehr kritische Bilanz. "Das vorgestellte Konzept der Künstlergruppe ist nur akzeptabel, wenn man es als einen Impuls versteht", sagt BDA-Vize Matthias Pfeiffer. Er kritisiert, dass zunächst drei Künstlergruppen und damit drei Entwürfe avisiert worden seien. Als dann zwei Künstler abgesagt hätten, hätten sich die verbleibenden Kreativen zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Dies aber führe zu einer Verengung mit fragwürdigen bis katastrophalen Ergebnissen.

Dazu nennen die Kritiker drei Beispiele: Sie stellen Bäume vor dem Karstadt-Gebäude in Frage, da dies der einzige Solitär sei, der im Rahmen eines Lichtmasterplans besonders inszeniert werden könne. Schräg verlegtes Pflaster als Hinweis auf die Düssel verstehe kein Mensch. Der Radweg inmitten der Schadowstraße sei gefährlich und obendrein nichts ans Verkehrsnetz angeschlossen - selbst in Amsterdam oder Münster würden Radfahrer aus Fußgängerzonen verbannt. "Wer mit dem Rad fahren möchte, könnte die Goltsteinstraße nutzen", sagt Pfeiffer, "parallele Radtrassen sind eine übliche Option." Dann habe man auch die Möglichkeit, Aufenthaltszonen in der Mitte der Schadowstraße zu schaffen, wie sie etwa Walter Brune in seinem Gastbeitrag für die Rheinische Post beschrieben habe.

Georg Verhas (BDA) plädiert unter dafür, die Künstlervorschläge nicht allzu ernst zu nehmen. Wenn man dagegen die bisherigen Beiträge als Grundlage für Zielvorgaben eines Wettbewerbs nehme, sei man auf dem richtigen Weg. In die Teams eingebunden sein müssten Freianlagen-, Licht- und Verkehrsplaner. Braun nennt 13 Städte, die in den letzten Jahren bei Platz- und Straßengestaltungen mit Wettbewerben gute Erfahrungen gemacht hätten, darunter Hamburg (Jungfernstieg) Stuttgart (Porsche-Platz) und Dortmund (Boulevard Kampstraße).

Ihre Ankündigung, selber Ideen auf den Tisch zu legen, ziehen die Verbände wegen ihrer Grundsatzkritik zurück. "Es fehlt ein solides Vorgehen, das Qualität sichert", sagt Pfeiffer, "das wollen wir nicht noch unterstützen." Der Wettbewerb könnte bis Spätsommer 2016 laufen, die Zeit würde also reichen.

(ujr)
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