Peter Kluths Einfluss auf Geisel Kein Amt, viel Macht: Düsseldorfs mächtiger Strippenzieher

Düsseldorf · Der Jurist Peter Kluth gilt als engster Vertrauter von Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel. Sein wachsender Einfluss stößt zunehmend auf Misstrauen.

 Peter Kluth hat großen Einfluss auf den Oberbürgermeister.

Peter Kluth hat großen Einfluss auf den Oberbürgermeister.

Foto: Orthen

Ob der Dauer-Konflikt um die Ausschüttung der Stadtsparkasse oder die Bewerbung um den "Grand Départ" der Tour de France - mehr oder weniger offen zieht ein Mann dabei die Strippen: Peter Kluth. Der Rechtsanwalt von der Königsallee, der gemeinsam mit dem FDP-Politiker Robert Orth 1997 eine Anwaltssozietät gegründet hat und mit Stephanie Franzen vom gleichnamigen Porzellanhaus verheiratet ist, gilt als engster Vertrauter und Begleiter von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD). Manche nennen ihn schon den Neben-Oberbürgermeister. Die wichtigen oder kniffeligen Fragen, so scheint es, packt Geisel nur an, wenn auch Kluth mitredet.

Der 47-Jährige stellt sich als ehrenamtlicher Berater vor, betont, "pro bono" tätig zu sein. "Kein Euro", sagte er entschieden, als es zuletzt um die Tour de France ging. Kluth, so sein Selbstverständnis, geht es um Düsseldorf, er will helfen und gestalten. Dafür tritt er in seiner Kanzlei kürzer.

Geisel und dessen Partei stand er eher skeptisch gegenüber und er hatte auch nicht geglaubt, dass der Herausforderer im OB-Wahlkampf 2014 gegen Dirk Elbers gewinnen könne. Das sagte er ihm auch, Geisel konterte daraufhin mit der Frage, was er tun würde, wenn er doch siege. So kam es im Rahmen einer Polit-Wette zum Null-Euro-Job bis 2020.

Kluth und sein Einfluss stoßen zunehmend auf Misstrauen: Warum sitzt er immer wieder bei vertraulichen Gesprächen und Verhandlungen mit Geisel dabei? Weshalb hat er Einblick in streng geheime Unterlagen, etwa des Stadtsparkassen-Verwaltungsrats? Was sagt die Rechtsanwaltskammer dazu, dass er ohne Honorar berät? Und wie kann er Mitarbeiter der Stadt beauftragen, ohne eine offizielle Funktion im Rathaus zu haben?

Es gibt viel, das Geisel und Kluth verbindet: Beide sind Volljuristen, beide lieben die Macht - und fast noch mehr den Sport. Die Sportstadt - oder das, was nach Kluths Überzeugung Düsseldorf fehlt, um eine solche Stadt zu sein - brachte die beiden Männer zusammen. Kluth stellte Geisel im OB-Wahlkampf, so berichten Beobachter, den Ist- und den Soll-Zustand zusammen, erklärte ihm die Defizite und das große, leider brachliegende Sport-Potenzial.

Dass der frühere Center.tv-Moderator Pascal Heithorn neuer Sportamtsleiter wurde, soll auch Kluths Entscheidung gewesen sein. Sport als Instrument fürs Stadtmarketing, das - auch darin sind sich beide einig - dringend neu aufgestellt werden muss. Der Prolog der Tour de France 2017 in Düsseldorf soll nur eine von vielen Etappen sein.

Sport bestimmt Kluths Leben. Als Jugendlicher brach der in Oberrath aufgewachsene Junge als Leichtathlet Kreisrekorde - etwa bei Schlagball und Diskuswerfen. Im Rheinstadion wurde er 1982 bei den Deutschen Schüler-Mehrkampf-Meisterschaften Dritter. ART war sein Team. Ebenso erfolgreich war er im Handball. Nach den Olympischen Spielen in Peking setzte sich der ehrgeizige Rechtsanwalt ein ambitioniertes Ziel: Düsseldorf soll sich bei Leichtathletik wieder einen Namen machen.

Inzwischen gehört der ART, sein Verein, wieder zur Spitze der Leichtathletik, holte mehrere deutsche Meistertitel, wurde ausgezeichnet für erfolgreiche Nachwuchsarbeit. Auch Kluths Engagement wurde gewürdigt: 2013 wurde er zur Düsseldorfer Sportpersönlichkeit des Jahres gewählt - noch vor den Toten Hosen! Vor wenigen Monaten zog er sich bei ART-Leichtathletik zurück, begründete das mit anderem, breiteren ehrenamtlichen Engagement und potenziellen Interessenskonflikten.

Eindrucksvoll liest sich Kluths juristische Biografie: Er ist Experte für nationales und internationales Zivilprozessrecht, für nationales und internationales Vertragsrecht - hat dazu etliche Fachbücher und Beiträge verfasst, gilt als Experte für Compliance, wird in angesehenen Rankings und Fachplattformen als Rechtsanwalt empfohlen: "Kompetent und souverän, schnell und durchsetzungsstark" heißt es da, "extreme Schnelligkeit und Zuverlässigkeit, hohe Fachkompetenz" oder auch schlicht und einfach: "Der herausragende Peter Kluth".

Der Erfolg als Ziel, das Siegenwollen - sportliche Eigenschaften, die Geisel und Kluth gleichermaßen pflegen, die aber in Stadtverwaltung und Kommunalpolitik nicht unbedingt gut ankommen. Zumindest nicht in ruppig-brachialer Weise. Die soll Kluth im Rathaus nicht selten an den Tag legen, auch nach außen gibt er offenbar gerne zu erkennen, was er vom Verwaltungsapparat hält: nicht viel bis nichts.

Sein Befehlston ist inzwischen im Rathaus berüchtigt, das Tempo, das er vorgibt, auch. Manchmal geht es so schnell, dass man ganz vergisst, Mitstreiter zu organisieren. Dann wird es bei der Abstimmung - siehe Tour de France - knapp und für Ampel-Politiker (Grüne) auch unangenehm. Oder es werden Konflikte zementiert, die sich mit einem milderen Zungenschlag vielleicht doch hätten entschärfen lassen (Beispiel Stadtsparkasse). Dass sowohl Geisel als auch sein wichtigster Berater Kommunalpolitik nicht kennen, gilt trotz allen Sportsgeistes als größtes Hindernis. - Geisel fände es mittlerweile gut, wenn Kluth auch etwas Geld bekäme, und hat schon die Bildung neuer Gremien ins Spiel gebracht, die man dafür gründen könnte. Darüber wundern sich aber selbst seine Freunde von der Ampel-Kooperation.

(RP)
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