Düsseldorf Per App die Geschichte der Stadt erkunden

Düsseldorf · Ein paar Klicks, schon führt eine App an Orte, die von Düsseldorf im Nationalsozialismus erzählen.

 Andrea Kamp von der Mahn- und Gedenkstätte ist überzeugt von der Historia App, die Studenten der Heine-Uni entwickelt haben.

Andrea Kamp von der Mahn- und Gedenkstätte ist überzeugt von der Historia App, die Studenten der Heine-Uni entwickelt haben.

Foto: holger lodahl

Im Ehrenhof schufteten Zwangsarbeiter aus den Niederlanden und aus Osteuropa, an der Kirchfeldstraße mussten KZ-Häftlinge nach Blindgängern suchen, und ein Denkmal von Felix Mendelssohn Bartholdy wurde wegen der jüdischen Herkunft des ehemaligen Musikdirektors demontiert: In Düsseldorf gibt es zahlreiche Orte, an denen bis 1945 wichtige und dramatische Ereignisse stattfanden. Mit einer Smartphone-App für Android-Geräte können Düsseldorfer und Touristen nun viele dieser Orte besuchen.

Diese "HistoriaApp" enthält elf Touren mit insgesamt etwa 90 Adressen. "Wir möchten historische Orte in Düsseldorf aufzeigen und durch die Aura und Authentizität des Schauplatzes die geschichtlichen Zusammenhänge vermitteln", sagt Jan Niko Kirschbaum. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Neue Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität und hat die App mit Studierenden entwickelt.

Die App gibt es im App-Store für Android-Smartphones, und sie erschließt sich dem Nutzer schnell. Die Rubrik "Touren laden" listet die Stadtrundgänge auf: "Freunde in der Not" erinnert zum Beispiel an das Ehepaar Hilde und Joseph Neyses. Es hatte im Keller ihres Oberkasseler Hauses eine Jüdin versteckt. Unter dem Titel "Zwangsarbeit und Alltag im Zweiten Weltkrieg in Düsseldorf" geht es zu wichtigen Adressen des öffentlichen Lebens der NS-Zeit sowie zu ehemaligen Standorten von Zwangsarbeiterlagern. Interessant auch, was sich hinter dem Titel "Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Bilk" verbirgt: Besucht werden Schauplätze, an denen die Bilker Bürger Zivilcourage zeigten. Im Florapark an der Bilker Allee zum Beispiel trafen sich Jugendgruppen, die sich nicht in die Hitlerjugend eingliedern lassen wollten und später als sogenannte "Edelweißpiraten" verfolgt wurden. Und wer war Leo Statz, dessen Name nun durch den Platz an der Kronprinzenstraße unvergessen ist? Statz zeigte seine Ablehnung gegenüber den Nationalsozialisten bei öffentlichen Ansprachen und Karnevalssitzungen. Im Oktober 1943 wurde Leo Statz hingerichtet.

Alle Adressen der Touren sind auf einem Stadtplan in der HistoriaApp verzeichnet. Auf dem Bildschirm ist fast metergenau zu sehen, wie der Nutzer auf kürzestem Weg durch die Stadt gehen kann, um jeden historischen Punkt zu besuchen. Ein Klick reicht dann, um sich auf dem Bildschirm die erklärenden Texte zu holen. Andrea Kamp von der Mahn- und Gedenkstätte bürgt gern für die korrekten Informationen. "Die Studenten waren oft bei uns, um nach Fakten zu forschen", sagt sie. Zudem wurden die Texte von Professoren der Heine-Universität geprüft.

Die App zeigt auch an, wie lang eine Tour ist, ob sie zu Fuß gut geschafft werden kann oder die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln ratsam ist. Die meisten Routen sind barrierefrei, also gut auch für Rollstuhlfahrer zu meistern.

Ab kommender Woche gibt es passend zur App auch eine Internetseite: www.historia-app.de

(RP)
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