Düsseldorf Party-Professor erhält Vodafone-Preis

Düsseldorf · Frank Ellinger von der Technischen Universität Dresden ist in Düsseldorf ausgezeichnet worden, weil er besondere Rechenchips entwickelt. Er nutzte das Forum, um ungewöhnlich für seine Disziplin zu werben.

 Preisträger Frank Ellinger (links) mit dem Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter

Preisträger Frank Ellinger (links) mit dem Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter

Foto: Anne orthen

Gute Ideen hat Frank Ellinger in jeder Hinsicht. Für seine wissenschaftlichen Konzepte erhielt der Professor der Technischen Universität Dresden gestern Abend den Vodafone-Innovationspreis. Und die ganze Menschheit könnte davon profitieren: Das Team des 44-jährigen Elektrotechnikers und Betriebswirtes entwickelt Rechenchips, die deutlich weniger Energie verbrauchen als bisherige Halbleiter. Aber während der Gala im Ständehaus zeigte der Vater von drei Kindern auch sonst, was für ungewöhnliche Ideen er hat: Er führte ein Musik-Video vor, auf dem rund 100 Studenten tanzend für Ellingers Studiengang warben. Der Inhalt: Ein augenscheinlich nur mit langweiligen Fachidioten ("Nerds") gefüllter Hörsaal entwickelt sich nach der Rap-Einlage des Professors in ein Tollhaus. "Technik macht Spaß", sagte Ellinger am Rande der Feier, "das wollen wir zeigen."

Auch Hannes Ametsreiter, Vorsitzender der Geschäftsführung von Vodafone Deutschland, war als Gastgeber begeistert. "Die Verdienste von Professor Ellinger um die Weiterentwicklung effizienter Mikrochips sind enorm", sagte er. Außerdem leiste Ellinger mit seinem Team von Assistenten und Doktoranden einen wichtigen Beitrag, damit die TU Dresden und damit Deutschland ganz vorne bei der Entwicklung der neuen Mobilfunkgeneration 5G sind. Als offizieller Laudator erklärte Ellingers Fachkollege Stephan Ten Brink aus Stuttgart, was die Arbeiten des Dresdener Professors für hunderte Millionen Menschen bedeuten könnten: "Wäre es nicht toll, wenn unsere Mobiltelefone viele Tage ohne Aufladen auskommen würden? Wäre es nicht toll, die Technik eines heutigen Mobiltelefons künftig auf einen Streifen Klebeband passen würden."

 Mario Goldenbaum (rechts, mit Hartmut Kremling) wurde als Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet.

Mario Goldenbaum (rechts, mit Hartmut Kremling) wurde als Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet.

Foto: Anne Orthen

Die anwesenden Politiker würdigten die Rolle der Digitalisierung bei der Weiterentwicklung von Deutschland und NRW als Industriegesellschaft. NRW sei stolz, beim Breitbandausbau weiter als die anderen Flächenländer zu sein, sagte der Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien, Franz-Josef Lersch-Mense (SPD). Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur (CDU), warb dafür, in ganz Deutschland schnellere Zugänge zum Internet zu legen. Deutschland solle das erste Land werden, in dem es einen Regelbetrieb für Wagen mit Autopilot geben solle. Als Voraussetzung dafür müsse das neue Mobilfunknetz der fünften Generation so schnell wie möglich starten. Dabei gehe es vorrangig darum, "Echtzeitkommunikation" zu ermöglichen - gemeint ist, dass sich beispielsweise selbstfahrende Autos im Bruchteil einer Sekunde untereinander informieren, wenn sich ihre Wege kreuzen. Thomas Geisel, Oberbürgermeister von Düsseldorf (SPD), lobte die Rolle von Vodafone als einem der wichtigsten und innovativsten Arbeitgeber der Landeshauptstadt. Jetzt hoffe er, dass die Stadt den Zuschlag bekomme, eines der fünf von NRW geförderten Digitalzentren zu werden und setzt insgesamt auf mehr Start-Ups als Wachstumsmaschine.

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Foto: Anne Orthen

Der Nachwuchswissenschaftler Mario Goldenbaum bekam einen Förderpreis. Er entwickelt gerade an der Eliteuniversität Princeton in den USA eine Technologie, damit mehrere Sender gleichzeitig mit einem Empfänger kommunizieren können, ohne sich gegenseitig zu stören. Auch dieses Verfahren können helfen, die Daten von fahrerlosen Autos sicher zu übertragen. Goldenbaum studierte vor seinem Wechsel nach Princeton in Berlin und München - die Grundlagenforschung aus Deutschland spielt eine große Rolle in der weltweiten Mobilfunktechnologie.

Die Veranstaltung war auch ein Ehemaligentreffen: Dabei waren Peter Mihatsch, der die Vorgängerfirma Mannesmann D2 als Mannesmann-Vorstand aufgebaut hatte, und Jens Schulte-Bockum, der Vodafone Deutschland bis zum vergangenen Sommer leitete.

(RP)
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