Insolvenz in Düsseldorf Papillon-Bunker: Gehen Handwerker leer aus?

Düsseldorf · Der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Bremen hofft, das mit einem Immobilen-Oscar ausgezeichnete Wohnprojekt Papillon in Heerdt retten zu können. 36 Handwerker zählen zu den Gläubigern.

 Das großteils fertiggestellte Bauprojekt Papillon im Heerdter Bunker. Bei der Handwerkskammer gibt es ein Krisenteam für solche Fälle.

Das großteils fertiggestellte Bauprojekt Papillon im Heerdter Bunker. Bei der Handwerkskammer gibt es ein Krisenteam für solche Fälle.

Foto: A. endermann

Norbert Hülser ist mehr als erbost. Der Unternehmer aus Alsdorf bei Aachen hat mit seiner Firma Metallbau Hülser Türen und andere Konstruktionen am Bauprojekt Papillon in Heerdt installiert. Sein 20-Mann-Handwerksunternehmen ist seit Monaten auf der Baustelle präsent. "Wir haben Aufträge in Höhe von 200.000 Euro erbracht, allerdings bis zum Insolvenzantrag nur 160.000 Euro Zahlungen erhalten", sagt Hülser. Auf den restlichen Forderungen in Höhe von 40.000 Euro ist er bislang sitzengeblieben. Ob er sie bald bausgezahlt bekommt, ist äußerst zweifelhaft, denn die Entwicklergesellschaf des ambitionierten Wohnprojekts hat Insolvenz angemeldet.

"Eine solche Summe ist für mein Unternehmen kriegsentscheidend, dieses Jahr ist kaputt", sagt der Handwerker. Einen Jobabbau kann er nicht mehr ausschließen. Er kennt viele Firmen, denen es nun ähnlich geht.

Vorwürfe, er habe eine Tür aus Rache nach der Pleite wieder ausgebaut, weist er weit von sich. "Ja, wir haben eine Tür wieder ausgebaut, aber nicht aus Rache, sondern weil es eine Rückrufaktion gab, Klebe-Ecken fehlten. Die betreffende Tür ist aber längst wieder eingebaut", sagt der Mittelständler. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen die Projektmanager. "Finanzfachleute merken doch viel früher, wenn etwas nicht rund läuft oder die Liquidität knapp wird", sagt Hülser.

"Solche finanziellen Engpässe fallen nicht vom Himmel. Ob das alles wirklich so plötzlich geschehen ist, wird man sich genauer ansehen müssen", sagt Michael Bremen, seit einer Woche vorläufiger Insolvenzverwalter. Ungefähr drei bis fünf Monate werde die Prüfung der Buchhaltungsunterlagen und Jahresabschlüsse dauern. Vor allem sei zu klären, wer zu welchem Zeitpunkt etwas über die Kostenentwicklung gewusst hat und welche Konzepte es gab, frühzeitig gegenzusteuern. Belastbare Aussagen zu Zahlen und Ursachen der drohenden Pleite seien nach einer Woche aber noch nicht möglich. Klar sei, dass die beiden Gesellschafter der Aufforderung, größere Summen zusätzlich bereitzustellen, nicht entsprochen hätten.

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Ob die Handwerker auf ihren Forderungen sitzenbleiben oder wie hoch eine mögliche Gläubigerquote sein wird, kann Bremen nicht prognostizieren. Nach seinen Angaben zählen 36 Handwerker zu den Gläubigern. Der Rechtsanwalt hofft, dass "ungeachtet des nachvollziehbaren Ärgers der Betroffenen am Ende doch Vernunft einkehren wird" und das für Düsseldorf wichtige Leuchtturmprojekt abgeschlossen werden kann. Damit das gelingt, müssten die Handwerker allerdings wissen, wer sie künftig bezahlt und wer dafür gerade steht. Die meisten der 24 Wohnungen seien verkauft. "Nur in fünf Fällen fehlt noch die Umschreibung im Grundbuch", sagt Bremen, der nicht ausschließt, dass auch die neuen Eigentümer tiefer ins Portemonnaie greifen müssen.

Ob die Insolvenz möglicherweise zu lange hinausgezögert wurde, wird ebenfalls Teil der umfangreichen Prüfung der Geschäftsunterlagen sein. Anzeigen gegen den Geschäftsführer oder die Gesellschafter der "741 Projektentwicklung GmbH" lagen laut Oberstaatsanwaltschaft Ralf Herrenbrück bis Montag nicht vor.

Bei der Handwerkskammer Düsseldorf kennt man die Probleme mit Insolvenzen gut. Dort wurde vor zehn Jahren eine Stelle für die sogenannte Auffangberatung eingerichtet. Zwei Rechts- und Betriebswirtschaftsberater betreuen betroffene Handwerker. Denn Unternehmer können noch viel falsch machen. Das Krisenteam ist unter der Nummer 0211 8795 510 erreichbar.

(RP)
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