Düsseldorf Open-Air-Essen im Winter

Düsseldorf · Auch bei Kälte findet das Street-Food-Festival donnerstags im Stahlwerk statt. Überraschend viele Besucher trotzen den Temperaturen.

 Eis im Winter? Während die meisten Eisdielen in der Stadt geschlossen sind, können sich die Besucher jeden Donnerstag im Stahlwerk beim Yomaro-Stand das zusammenstellen, was sie mögen. So auch Susanne Rotthoff mit Tochter Marietta und Roland Herden

Eis im Winter? Während die meisten Eisdielen in der Stadt geschlossen sind, können sich die Besucher jeden Donnerstag im Stahlwerk beim Yomaro-Stand das zusammenstellen, was sie mögen. So auch Susanne Rotthoff mit Tochter Marietta und Roland Herden

Foto: Andreas Endermann

Nicht mal eine halbe Stunde ist vergangen, seit das "Stahlwerk" in Lierenfeld geöffnet hat. Es ist kurz nach 17 Uhr, es ist dunkel, windig und kalt. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um es sich im Freien gemütlich zu machen. Doch die Besucher auf dem Veranstaltungsgelände an der Ronsdorfer Straße beweisen das Gegenteil: Unter Heizstrahlern essen sie scharfe Currywurst, beißen an grün beleuchteten Bäumen stehend in Kürbissandwiches hinein, plaudern mit ihren Tischnachbarn.

 Rolf Niehörster und seine Frau Gisela grillen Würste im Stahlwerk. Immerhin passt das Essen zur Jahreszeit.

Rolf Niehörster und seine Frau Gisela grillen Würste im Stahlwerk. Immerhin passt das Essen zur Jahreszeit.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Lena van Bühren (25) und Carolin Schüle (29), zwei Arbeitskolleginnen, sind heute zum ersten Mal beim "Streed Food Thursday". In Decken gehüllt genießen sie ihr Abendessen: Pommes und Pulled Pork Burger. "Das ist hier super gemacht", sagt van Bühren. "Im Sommer ist es sicher noch besser, da bleibt man länger sitzen", stellt Schüle fest. Noch etwa 30 Minuten geben sich die beiden, dann treibt die Kälte sie auseinander.

Davon sind Laura Kruse und Lukas Ulrich, beide 20, noch weit entfernt. Das Paar steht am Verkaufswagen "Futterflotte", aus dem unter anderem ein Special-Sandwich gereicht wird: mit geräuchertem Bacon, Bratapfelkompott, Wirsing und Röstzwiebelbutter. Street Food im Winter - das findet Lukas Ulrich gerade gut, "weil die meisten Open-Air-Veranstaltungen eher im Sommer stattfinden". Eher in die sommerlichen Monate passt auch so etwas wie Frozen Yoghurt, den Luisa Hayen (21) am Yomaro-Stand anbietet.

Sollte man meinen. Doch für einige Besucher - und zwar nicht nur für Kinder - ist das kalte Dessert ein Muss: Roland Herden (45) strahlt übers ganze Gesicht, während er seinen gefrorenen Joghurt mit Ananas und Schokostreuseln schlemmt. "Kälte gilt hier nicht", sagt er entschlossen und offenbart seine Pläne, sich nach der süßen Speise durch die Stände zu mampfen und aufzuwärmen. Aufwärmen - dazu haben Rolf Niehörster (57) und Gattin Gisela (55) geteilte Meinungen: Er brutzelt Würste am Grill des Foodtrucks "Wurst und würzig" - im Poloshirt.

Gleich daneben hält sie mit beiden Händen eine Tasse mit Glühwein umklammert. Zum sechsten Mal ist das Paar aus Rommerskirchen beim Street-Food-Donnerstag dabei - ob im Sommer oder im Winter, die Besucher seien sehr entspannt, die Atmosphäre sei gelassen, sagt Gisela Niehörster. Sie und ihr Mann - er, ehemals leitender Mitarbeiter aus der Lager- und Transportbranche, hat sich mit dem Foodtruck einen Traum erfüllt - haben für die Hungrigen je nach Saison unterschiedliche Speisen parat: "Im Sommer hatten wir veganen Kartoffelsalat.

Der wäre jetzt fehl am Platz", stellt die 55-Jährige fest. Deswegen gibt es an diesem Abend neben verschiedenen Würsten einen Winterburger: aus süßlichem Brot mit Haxenfleisch, Rotkohl und Preiselbeeren. Und zum Nachtisch: Glühweintörtchen. Bis zum Dessert haben sich Katharina Tolske (32) und Marcus Kaergel (34) noch nicht vorgearbeitet. Sie sind so etwas wie Stammgäste und bleiben dem "schönen Event" treu.

Zwar sei die Auswahl an Speisen im Sommer größer, sagt Vegetarierin Tolske, doch das Flair sei auch bei Kälte einmalig. "Wir wären auch gekommen, wenn es noch kälter wäre", sagt Susanne Rotthoff (48) mit Tochter Marietta (3) auf dem Arm. Die Winterzeit hat auch für DJ Memo Torfilli (50) ihren Reiz. "Das hat Charme, es ist gemütlich", sagt er mit Schal um den Hals. Gleichzeitig kann er Platten spielen, die einfach für die kälteren Tage gemacht sind, wenn eisige Winde wehen und Schneeflocken fallen.

Es scheint, als wären sich beim Street Food Thursday alle einig. Darin, dass es im Winter auch lohnenswerte Ziele gibt. Und vor allem, dass die Aussicht auf Genuss keine banalen Hinderungsgründe wie unpassendes Wetter kennt.

(RP)
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