Düsseldorf "Ohne Aushilfen läuft nichts"

Düsseldorf · Die Messe ist ein Rummelplatz. Zu den Messezeiten werden viel mehr Helfer benötigt als sonst. Auf mehr als 400 Studenten, Frührentner und andere Menschen mit flexiblen Beschäftigungszeiten kann zurückgegriffen werden.

 Cristina Humann, Ruth Wessel und Anna Sophia Matkowitz (v.l.) helfen, wenn es mit dem E-Ticket mal nicht weitergeht.

Cristina Humann, Ruth Wessel und Anna Sophia Matkowitz (v.l.) helfen, wenn es mit dem E-Ticket mal nicht weitergeht.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Dass das Messe-Geschäft extrem saisonabhängig ist, kommt einer Binsenweisheit gleich. Manche großen Industriemessen binden binnen weniger Tage enorm viele Arbeitskräfte, dann folgen Umbauzeiten oder kleinere Veranstaltungen. Entsprechend muss der Personalbestand zu Messezeiten massiv aufgestockt werden. Das wissen so manche Düsseldorfer nur zu gut -die meisten wohl aus ihrer Schüler- oder Studentenzeit. Und einiges hat sich seitdem nicht geändert. Denn nur zu den so genannten Laufzeiten der Messen werden Jobs wie Parkplatzeinweiser, Hallenläufer oder "mobiler Informant" in Massen gebraucht.

"Zum am Freitag gestarteten Caravan-Salon etwa benötigen wir mehr als 200 Aushilfen, um den Messe-Betrieb kundenfreundlich aufrecht erhalten zu können", sagt Mirjam Jelunke. Sie leitet das Personalteam, dass die Versorgung der Messe mit Aushilfen gewährleistet.

 Inga van Nahl mit den Schaufensterpuppen der "Eheleute Mustermann", die Messekleidung tragen. Van Nahl leitet die Kleiderkammer.

Inga van Nahl mit den Schaufensterpuppen der "Eheleute Mustermann", die Messekleidung tragen. Van Nahl leitet die Kleiderkammer.

Foto: Thorsten Breitkopf

Und Aushilfe heißt nun keineswegs, dass diese Beschäftigten unqualifiziert sind. "Viele kennen das Messegelände wie ihre Westentasche", sagt Jelunke. Für alle Messeveranstaltungen zusammen kann Jelunke auf Pool von mehr als 400 Mitarbeitern zugreifen. Beschäftigt werden diese dann mehrere Tage oder Wochen, je nach Laufzeit der jeweiligen Messe.

Die Rekrutierung läuft größtenteils über Mund-zu-Mund-Propaganda. "Wir erhalten zwar auch Initiativbewerbungen, oft sind es aber Bekannte oder Verwandte von Messeangestellten, oder auch Ehemalige", sagt Jelunke. Doch stimmt ein Klischee heute in weiten Teilen nicht mehr: Es ist nicht so, dass die Aushilfstätigkeiten überwiegend von Studenten erledigt werden. "Die Umstellung auf Bachelor und Master im Zuge der Bologna-Reformen hat dazu geführt, dass die heutigen Studenten bei weitem nicht mehr so flexibel sind wie früher", sagt Jelunke. Denn für ein paar Tage, und das mit Einschränkungen, weil Seminare oder andere Uni-Termine anstehen, sind die Studenten kaum einsetzbar. "Neben einigen Studierenden haben wir daher heute viele Frührentner, Pensionäre, Hausfrauen- oder Männer, Arbeitssuchende oder auch flexible Selbstständige im Einsatz", sagt Jelunke. Grundvoraussetzung ist die Volljährigkeit, nach oben ist altersmäßig keine Grenze gesetzt.

Vor ihren jeweiligen Einsätzen werden die Aushilfen geschult. Das übernimmt individuell die Fachabteilung, in der die Arbeitskräfte zum Einsatz kommen. Zur Ausbildung gehören neben der Einweisung in die Computersysteme auch verschiedene Erkundungsgänge auf dem Messegelände.

"Voraussetzung für eine Beschäftigung sind sehr gutes Deutsch und mindestens eine weitere Fremdsprache", sagt Jelunke. Oft und gerne werden auch Mitarbeiter beschäftigt, die von Hause aus über eine zweite Muttersprache verfügen, wie etwa Cristina Humann. "Ich bin Hausfrau und lebe in Essen. Beim Job bei der Messe kommt mir zugute, dass ich aus Argentinien stamme und daher fließend Spanisch spreche", sagt Cristina Humann. Zurzeit arbeitet sie am Helpdesk im Eingangsbereich des Caravan-Salons mit ihren Kolleginnen Ruth Wessel und Anna Sophia Matkowitz. Matkowitz studiert Kunstgeschichte und Archäologie in Leipzig.

Die Aufgaben der Aushilfen sind sehr unterschiedlich. Ein typischer Einsatz ist der an den verschiedenen Kassen. Dort müssen die Aushilfen auch in den bargeldlosen Zahlungsverkehr eingearbeitet werden. Ein typischer Job für junge Aushilfen ist der des Hallenläufers. Diese bringen beispielsweise Präsente am ersten Messetag zu den einzelnen Ausstellern und sind im Grunde den ganzen Tag zu Fuß auf dem Messegelände unterwegs.

Vielen Besuchern vertraut dürften die Verkehrsposten sein, die bei Wind und Wetter in Orange gekleidet zum richtigen Parkplatz oder Treffpunkt leiten. Sie stellen eine der größten Gruppen bei den Aushilfen. Sie werden nicht nur während der Messen selbst, sondern auf dem Freigelände etwa in den Auf- und Abbauphasen benötigt.

Da in manchen Bereichen von 7 Uhr bis nach 20 Uhr gearbeitet werden muss, gibt es auch für die Aushilfen ein Schichtsystem. Nora Wernick ist verantwortlich für die Kassen und Eingänge und ist mit ihrer Fachabteilung auf Aushilfen angewiesen. Mit detaillierten Plänen organisiert sie, wer, wann wo und wie lange zum Einsatz kommt. "Allein für den Caravan-Salon haben wir aktuell an den Eingängen mehr als 120 Aushilfen", sagt Wernick.

Und damit die Aushilfen wie alle Messemitarbeiter die richtige Kleidung tragen, gibt es unweit des Verwaltungshochhauses eine eigene Kleiderkammer, geleitet von Inga van Nahl. 10.000 Kleidungsstücke sind in ihrem Fundus, vom typschen messe-orange-farbenen Schal über den Anzug bis zur Schutzkleidung. Von der Größe S bis XXL ist für jeden etwas Passendes dabei.

(tb.)
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