Düsseldorf OB Geisel dreht das Personal-Karussell

Düsseldorf · Der Rathaus-Chef räumt auf: Wer nicht in sein Konzept passt oder Widerstand leistet, muss gehen. Das hält Thomas Geisel nicht viel anders als seine Amtsvorgänger. Die Liste der Geschassten ist bemerkenswert - und könnte noch länger werden.

Thomas Geisel: Infos zum Oberbürgermeister aus Düsseldorf
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Das ist Thomas Geisel

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Am Freitag tagte der Aufsichtsrat der Städtischen Wohnungsgesellschaft SWD - und auf der Tageordnung stand eine wichtige Personalie: Eva-Maria Illigen-Günther, Geschäftsführerin der städtischen Marketingtochter DMT, soll nun in den Vorstand der SWD wechseln. Im Januar wird entschieden. Dass dafür ein seit mehr als zehn Jahren unbesetzter und mit 150.000 Euro dotierter Posten reaktiviert wird, nimmt man in Kauf. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) und die Ampel-Mehrheit aus SPD, Grünen und FDP sind unzufrieden mit der Vermarktung Düsseldorfs. Illigen-Günther, die in der Kämmerei gearbeitet hatte, bevor sie 2007 unter dem damaligen OB Joachim Erwin (CDU) DMT-Chefin wurde, gilt vor allem als Finanzfachfrau. Nun soll sie Finanzvorstand bei der anderen Stadttochter werden. Eine gesichtswahrende, aber nicht preiswerte Lösung.

Sie wird der neueste Zugang auf Geisels Liste der Geschassten. Die ist knapp 16 Monate nach seinem Amtsantritt beachtlich. Der Rathaus-Chef legt auch bei Personal-Wechseln Tempo vor: Wer nicht in sein Konzept passt, Widerstand leistet oder das falsche Parteibuch hat, muss im Zweifel gehen. Da unterscheidet sich der 52-Jährige kaum von seinen Amtsvorgängern. Dass Geisel nahezu mit seinem Amtsantritt zwei enge Vertraute des Vorgängers Dirk Elbers (CDU) austauschte, war verständlich: Der Leiter des OB-Büros, Frank Scholz, wurde als langjähriger Beamter zum Leiter des Steueramts gemacht. Presseamts-Chefin Natalia Fedossenko zahlte man eine Abfindung - um die 100.000 Euro, so war zu hören. Bis auf einige wenige sind inzwischen alle zentralen Figuren aus dem OB-Büro der Elbers-Zeit versetzt. Nachvollziehbar war auch, dass die SPD mit der neuen Macht im Rathaus auch den Posten des Stadtdirektors beanspruchte, auf dem Kämmerer Manfred Abrahams (CDU) war. Der wechselte schließlich gerne auf einen freiwerdenden und mit rund 400.000 Euro attraktiv dotierten Platz im Vorstand der Stadtwerke. Ihm folgten Dorothée Schneider (SPD) als Kämmerin, Schul- und Sozialdezernent Burkhard Hintzsche (SPD) als Stadtdirektor.

Vor etwa einem Jahr brach der Konflikt zwischen Geisel und Rheinbahn-Chef Dirk Biesenbach offen aus. Biesenbachs strikter Sanierungskurs passte nicht zu den Wünschen der neuen Stadtregierung. Erst sollte ein dritter Vorstand geholt werden, dann einigte man sich, dass Biesenbach das Unternehmen März 2016 verlässt. Das war Geisel nicht schnell genug: Jetzt ist Biesenbach ab Januar freigestellt, damit sein Nachfolger Michael Clausecker früher loslegen kann.

Geisels Personal-Karussell
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Foto: Bretz, Andreas (abr)

In Ungnade fiel auch der selbstbewusste Planungsdezernent Gregor Bonin (CDU). Er war zwar erst 2014 für eine weitere achtjährige Amtszeit als Beigeordneter gewählt worden, aber sowohl bei Geisel als auch bei SPD und Grünen nicht wohlgelitten. Der Druck auf ihn wuchs. Als ihm auch noch der Fachbereich Liegenschaften entzogen wurde, ohne ihm das persönlich mitzuteilen, entschied sich Bonin für den Wechsel: Mit großer Mehrheit wurde er in Mönchengladbach zum Planungsdezernenten gewählt.

Fortsetzung folgt sicherlich. Mögliche Kandidaten? Kulturdezernent Hans-Georg Lohe (CDU) hat keinen allzu guten Stand. Offen ist aber, wohin er wechseln könnte. Auch ein Anlass fehlt - ein Scheitern bei der Verlegung der Zentralbibliothek könnte einer werden. Der Name des Verkehrsdezernenten Stephan Keller (CDU) ist ebenfalls zu hören - allerdings hat er bei SPD und Grünen starke Unterstützer. Personaldezernent Andreas Meyer-Falcke (FDP) ist im Fokus, aber geschützt, solange die Liberalen, deren einziger Beigeordneter er ist, im Rathaus mitregieren. Am liebsten loswerden würde Geisel jedoch Sparkassen-Chef Arndt Hallmann, mit dem er sich seit eineinhalb Jahren einen erbitterten Streit um Ausschüttungen liefert. Das könnte zwar die Dauerfehde beenden, würde aber wegen Hallmanns vertraglich gesicherten Ansprüchen eine zweistellige Millionensumme kosten.

(dr)
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