Prozess in Düsseldorf Nils D. verrät Lage von IS-Terror-Camp

Düsseldorf · Der mutmaßliche IS-Terrorist Nils D. aus Dinslaken hat auf Luftbildern ein Ausbildungs-Camp der Terrormiliz "Islamischer Staat" identifiziert. Dort habe er auch eine Hinrichtung miterlebt, sagte er vor Gericht.

IS-Terrormiliz: Prozess gegen Nils D. 2016
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IS-Terrormiliz: Prozess gegen Nils D. 2016

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Foto: dpa, fg lof

Der mutmaßliche IS-Terrorist sagte am Donnerstag vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht, dass es auf dem Gelände westlich von der syrischen Stadt Aleppo einen Trainingsparcours, einen Schieß- und einen Hinrichtungsplatz sowie mehrere Bunker gebe. Er selbst sei Zeuge einer Hinrichtung geworden.
Ein älterer Mann sei als Spion erschossen worden.

Inzwischen steht der 25-Jährige, ehemals Mitglied der islamistischen "Lohberger Gruppe", auf der Todesliste des IS, weil er ausgepackt hat. Der Polizei und den Geheimdiensten hat der ehemalige Anhänger der Terrormiliz, der im Januar 2015 in Dinslaken nach der Rückkehr aus Syrien festgenommen worden ist, in nahezu 40 Verhören geheime Informationen über die Strukturen des IS verraten.

Nils D. hatte am Mittwoch bereits gestanden, in Syrien zu der Terrormiliz gestoßen zu sein, bestritt aber, dies gezielt getan zu haben. Weil sich seine Freunde aus Dinslaken der Freien Syrischen Armee angeschlossen hätten, wäre er dort gelandet, sagte er.

D. widersprach dem Vorwurf, den Dschihad mit mehreren Tausend Euro unterstützt haben zu wollen. Das Geld habe er nur für sich verwenden wollen und den Großteil der Summe auch wieder mit zurück nach Deutschland gebracht. "Hätte ja sein können, das ich mir ein Bein breche oder so. Ich war ja nicht krankenversichert", sagte er.

Schließlich sei sein Cousin bei Kämpfen mit der Freien Syrischen Armee schwer verletzt worden. Ihm sei ein Teil des Kiefers weggerissen worden. "Ich war geschockt, wie der aussah und habe mich erst mal um ihn gekümmert." Seine ursprünglich geplante Rückkehr nach Deutschland habe er deswegen "abgehakt".

Der Angeklagte ist als Kleinkrimineller mehrfach vorbestraft und saß sechs Monate wegen Einbruchs und Diebstahls im Gefängnis. Zuvor war er wegen Drogenhandels zu einer Jugendstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Nach seinem Hauptschulabschluss hatte er eine Berufsausbildung abgebrochen und sich 2011 dem Islam zugewandt.

D. drohen bis zu zehn Jahre Haft wegen Mitgliedschaft in der Terrororganisation. Für seine Vernehmung sind drei Verhandlungstage geplant.

(top/csh/lnw)
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