Düsseldorf Nicht nur sauber, sondern rein

Düsseldorf · In einer zentralen Station der Uniklinik werden OP-Bestecke sterilisiert. Für mehr 13 Millionen Euro wurde der Bereich erneuert.

Düsseldorf: Nicht nur sauber, sondern rein
Foto: Hans-Juergen Bauer

Kein Patient kommt je an diesen Ort. Dabei ist das, was hier tagtäglich geschieht, entscheidend dafür, ob Menschen ohne Komplikationen wieder gesund werden. Denn in der Zentralen Großraumsterilisation, eine Schlüsseleinrichtung des Uniklinikums, wird dafür gesorgt, dass jedes Instrument, das bei einer Operation im Einsatz war, wieder sauber wird. Was heißt hier sauber? Das erste, was man an diesem Ort lernt, lautet: Sauber ist längst nicht genug. Absolut rein und steril muss alles sein, was die neuen Maschinen dieser High-Tech-Waschanlage wieder ausspucken. Und was durch ein ausgetüfteltes System genau wieder dort landet, wo es für die nächste OP gebraucht wird. Wie durch Zauberhand.

Einblicke in einen gigantischen Besteckkasten: Da liegen Zangen, Skalpelle, Klemmen, Pinzetten und Scheren. Allein 250 verschiedene Scherenmodelle. Auch Bohrer und Meißel, als wäre das hier eine Abteilung vom Baumarkt.

Stattdessen wurden diese Instrumente und Werkzeuge wohl bei Operationen in der Orthopädie gebraucht. Und gleich von den OP-Schwestern abgespült, "damit das Blut erst gar nicht verkrustet", erläutert Ulrich Dreiner, Chef des Bereichs Logistik. Er und die 45 Mitarbeiter der Großraumsterilisation haben gerade eine ziemliche Belastungsprobe hinter sich: Bei laufendem Betrieb wurde die Abteilung komplett erneuert, über 13 Millionen Euro kostete die Sanierung. Nun verfügt das Klinikum über eine der modernsten Anlagen in Deutschland, eine Investition in die Sicherheit. Denn jedem, der hier arbeitet, ist bewusst: Läuft etwas schief, kann das die Gesundheit von Patienten akut gefährden und den Ruf der Kliniken beschädigen.

Über 32 000 Menschen wurden im vergangenen Jahr im Uni-Klinikum operiert. Und für jeden noch so alltäglichen Eingriff ist ein ganzes Sortiment von Instrumenten notwendig. Das landet dann zwangsläufig in der Abteilung der Saubermänner (und -frauen), die in drei Zonen geteilt ist: unrein, rein, steril - also keimfrei. In der ersten Abteilung ist Achmed Dalipovski gerade damit beschäftigt, die Besteckkästen, von den Fachleuten Sterilguteinheit genannt, in Container zu verpacken, die dann direkt in die Waschstraße geschoben werden: 16 High-Tech-Spülmaschinen, von denen jede fast 20 000 Euro kostet. Früher waren die alten Geräte so laut, dass er dabei einen Ohrenschutz tragen musste, die neue Generation arbeitet in Flüsterstärke.

"Diese Maschinen sind von 6.30 Uhr bis 22 Uhr im Einsatz", so Ulrich Dreiner. Jede Ritze und jedes Röhrchen der Instrumente wird mit kräftigem Druck, heißem Wasser und Reinigungssubstanzen durchgespült. Diese Chemikalien lagern in riesigen Bottichen, ihre Dosierung wird von Computern gesteuert.

Was nach einer dreiviertel Stunde oder auch länger auf der anderen Seite der Waschstraße die Maschinen wieder verlässt, darf als "rein" bezeichnet werden. Aber das reicht nicht. Nun werden die Instrumente vom Mitarbeiter-Team überprüft, per Hand sortiert, in blaue Tücher und schließlich in Körbe verpackt. Der Rest ist heiße Luft: Denn nun folgt die Sterilisation der Instrumente mit heißem Dampf bis zu 134 Grad, das übersteht kein Krankheitserreger. Was überprüft wird: "Regelmäßig werden Bakterienkulturen aus Testzwecken mit in die Sterilisation gegeben", so Ulrich Dreiner.

Maximal fünf Stunden dauert das Großreinemachen der OP-Instrumente - diese Zeitspanne liegt im Höchstfall zwischen Abholen aus einem der 30 Operationssäle und dem Rücktransport genau wieder an den Ausgangspunkt. Die meisten Container werden auf dieser Reise durch ein unterirdisches Transportsystem bewegt, ein Labyrinth - zumindest wirkt das so auf den Laien. Diese Wege führen direkt in die Kliniken, nur in Ausnahmefällen werden für die Lieferung Lastwagen eingesetzt.

Und dann landet jedes Instrument wieder im richtigen Operationssaal und wird dort auch für den nächsten Einsatz gelagert.

Der Weg, den Schere, Klemme & Co. in den letzten Stunden zurückgelegt haben - bis sie von unrein wieder steril sind - wird penibel registriert und dokumentiert. "Wir können die Kette lückenlos nachvollziehen", sagt Ulrich Dreiner. Saubere Arbeit.

(RP)
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