Düsseldorfer Rheinbahn Neue Bahn wird mit Holzmodell geplant

Düsseldorf · Im Betriebshof der Rheinbahn in Düsseldorf-Heerdt steht die neue Stadtbahn - als 1:1-Modell aus Holz. Gut für die Fahrgäste: Alle Züge des Typs HF 6 werden eine Klimaanlage haben.

Im Holzmodell von Matthias Walter (l.) sind alle Details der Straßenbahn nachgebildet: Vorne die Fahrerkabine (dort sitzt Rheinbahn-Bereichsleiter Jörg Klaeden), dahinter befinden sich die Sitzplätze für die Fahrgäste.

Im Holzmodell von Matthias Walter (l.) sind alle Details der Straßenbahn nachgebildet: Vorne die Fahrerkabine (dort sitzt Rheinbahn-Bereichsleiter Jörg Klaeden), dahinter befinden sich die Sitzplätze für die Fahrgäste.

Foto: Andreas Endermann

Es ist ein teures Großprojekt: Die Rheinbahn hat beim Hersteller Bombardier 43 Bahnen bestellt. Nächstes Jahr fährt das erste Testfahrzeug über Düsseldorfer Gleise, die Serien-Auslieferung beginnt im Jahr darauf und soll 2020 abgeschlossen sein. Kostenpunkt: 130 Millionen Euro. Weil es so für beide billiger wird, sind die Kölner Verkehrsbetriebe bei dem Deal eingestiegen, für sie stehen 20 Bahnen auf dem Bestellzettel. Rechnet man diese hinzu und die Option für weitere 16 Düsseldorfer Bahnen, ergibt sich ein Volumen von 230 Millionen Euro. Damit die Bahnen den Bedürfnissen der beiden Unternehmen entsprechen, wird seit einem Jahr an einem Holzmodell in Heerdt der Aufenthalt in der HF 6 erprobt.

Dafür war und ist die handwerkliche Kunst von Matthias Walter gefragt. Der Holzmechaniker hat das Modell millimetergenau und den Bombardier-Vorgaben entsprechend gebaut. Mit Aufgaben dieser Art hat Walter Erfahrung, schon vor gut 15 Jahren baute er eine Bahn im Maßstab 1:1, sie wurde damals sogar auf der Weltausstellung in Hannover ausgestellt. "Für uns ist dieses Modell sehr wichtig, denn so erkennen wir Mängel und Verbesserungsmöglichkeiten", sagt Jörg Klaeden, der als Bereichsleiter Fahrzeuge bei der Rheinbahn für die Neuanschaffungen zuständig ist.

 Das Ziel: So sollen die Silberpfeile der nächsten Generation durch die Landeshauptstadt fahren.

Das Ziel: So sollen die Silberpfeile der nächsten Generation durch die Landeshauptstadt fahren.

Foto: Endermann Andreas

Von besonderer Bedeutung ist das Cockpit, es wurde von Fahrern, Betriebsräten, Experten für Arbeitssicherheit, dem Betriebsleiter und der Werksärztin untersucht. Wesentliche Änderung: Die Säulen in der Frontscheibe werden viel schmaler ausfallen als ursprünglich vorgesehen, statt 25 werden sie nur 15 Zentimeter breit sein, und die Dichtungen für die Scheiben sind integriert. Die Übersicht auf die Straße fällt auf diese Weise besser aus, ein Effekt, der durch die Gestaltung des Fahrerstands in Richtung Front verstärkt wird. Kinder, die auf die Straße laufen, sind nun besser zu sehen.

Die Tür ins Cockpit ist versetzt worden. Sie ist von der Mitte nach rechts gerückt, da der Fahrer sich sonst an seinem Sitz hätte vorbeiquetschen müssen. Die Tür ist auch einige Zentimeter höher ausgefallen, ebenso der Passagierraum. "Wir wollten mehr Luft nach oben", sagt der Ingenieur Klaeden. 2,10 Meter sind es jetzt vom Boden bis zur Decke. Dort oben sind vier Luftauslässe zu sehen. Klimaanlage!

Seit Jahren steht die Klimatisierung auf dem Wunschzettel der Fahrgäste, jetzt gibt es sie. In ihren Genuss kommen allerdings nicht die Nutzer der Wehrhahn-Linie, denn dort fahren nur Niederflurbahnen. Die HF 6 ersetzt die GT8SU, jenen ersten Typus Stadtbahn, mit dem es für die Rheinbahn in die Tiefe ging. Die Modelle sind 40 Jahre alt. Der Einstieg findet in einem Meter Höhe statt, auch bei der neuen HF 6 fahren vier Stufen aus, wenn sich die Türen öffnen.

HF 6 heißt Hochflurbahn mit sechs Achsen. Die Bahn fährt auf drei Drehgestellen, die vorne, mittig und hinten mit je zwei Achsen montiert sind. Diese Anordnung schafft Platz. In der Mitte der neuen Bahn gibt es Stehhilfen zum Anlehnen und Klappsitze - dadurch entsteht Raum für Kinderwagen, Rollatoren, Rollstühle und Fahrräder. Die Einbindung des Runden Tisches für Mobilitätsbehinderte führte ebenso zu Ergänzungen. Es wird Sitzplätze mit Aufstehhilfen geben, und für Rollstuhlfahrer Positionen an einer Wand, die sie im Bremsfall auf der Stelle hält. Das Thema Sicherheit ist auch an anderer Stelle modern interpretiert: Die neuen Straßenbahnen werden mit einem System zur Kollisionswarnung ausgestattet.

Knapp 170 Menschen werden in dem Waggon Platz haben. Er wird hell gestaltet sein und größere Fensterflächen als heute haben. Geplant sind 68 dunkelgraue Sitzplätze. Ob diese mit Stoff oder Leder bezogen werden, steht noch nicht fest. "Zu diesem Punkt werden wir noch unsere Kunden befragen", sagt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher.

(ujr)
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