Düsseldorf Naturstrom baut Kundenservice aus

Düsseldorf · Während die großen Energieversorger durch die Atomkatastrophe in Fukushima in die Krise geraten sind, erlebte der Ökostrom-Pionier einen Kundenansturm. Weil die Firma weiter wächst, zieht sie zum Jahresende in Flughafennähe.

 Naturstrom-Geschäftsführer Oliver Hummel am Noch-Standort des Unternehmens an der Achenbachstraße in Düsseltal.

Naturstrom-Geschäftsführer Oliver Hummel am Noch-Standort des Unternehmens an der Achenbachstraße in Düsseltal.

Foto: Andreas Bretz

Die Energiebranche ist im Umbruch. Die großen Versorger Eon und RWE befinden sich seit der Energiewende in der Krise, bauen ihr Unternehmen um und entlassen Mitarbeiter. Ganz anders bei Naturstrom. Der Düsseldorfer Ökostrom-Pionier hat sich an seinem Firmensitz an der Achenbachstraße 43 von Jahr zu Jahr über alle vier Etagen ausgebreitet. Etwa die Hälfte der insgesamt 280 Mitarbeiter sind in Düsseldorf beschäftigt. Einige davon sind mittlerweile sogar in Räumen einige Straßen weiter untergebracht. Ein Umzug ist fällig.

"Wir haben im Umkreis von 50 Kilometern gesucht, aber wir bleiben in Düsseldorf. Die Lage und Anbindung bietet viele Vorteile", sagt Oliver Hummel, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied bei Naturstrom. Ende des Jahres zieht die Firma an die Parsevalstraße nach Unterrath in Flughafennähe. Und anders als viele andere Unternehmen lagert Naturstrom Abteilungen nicht aus, sondern übernimmt Dienstleistungen lieber selbst und stellt für den Ausbau des Kundenservices 60 Mitarbeiter ein. "Wir wollen uns weiter verbessern, und das können wir am besten, wenn diese Aufgaben auch in unserer Hand liegen", sagt Hummel.

Als 1998 Naturstrom mit dem Handel von erneuerbaren Energien startete, da zählte der Betriebswirt, der damals noch bei der Unternehmensberatung Roland Berger arbeitete, zu den ersten Kunden. 2001 wechselte er zum Düsseldorfer Stromanbieter und war erstmal zuständig für das Marketing. Seitdem weiß er, dass man die Stadt mit Werbeplakaten zupflastern kann, aber damit Kunden zu einem Anbieter von regenerativen Energien wechseln, müssen äußere Faktoren ins Spiel kommen.

Dafür sorgte im Jahr 2006 der UN-Klimabericht. Zwar waren die Erkenntnisse über die Folgen des vom Menschen gemachten Klimawandels nicht neu, aber sie fanden diesmal ein langanhaltendes großes mediales Echo. "Das hat bei den Leuten einen Bewusstseinswandel bewirkt. Sie haben gemerkt, es ist notwendig, etwas zu tun", sagt Hummel. Eine Devise lautete damals: Wir müssen den Atomausstieg selber machen. Viele informierten sich bei den Umweltorganisationen Naturschutzbund (Nabu) und BUND über seriöse Ökostromanbieter und landeten als neue Kunden bei Naturstrom.

Gleichzeitig dachte die Geschäftsführung über ihre Preisgestaltung nach. Zu Anfangszeiten der Firma flossen pro Kilowattstunde vier Cents in den Bau neuer Ökostrom-Anlagen in Deutschland, dieser Betrag wurde auf 1 Cent gesenkt. Von diesem Geld hat Naturstrom bislang insgesamt 250 Anlagen für die Erzeugung erneuerbarer Energien finanziert, eigene wie auch solche von Dritten, sagt Hummel.

Auch wenn die Preise für regenerative Energien sich mittlerweile den Tarifen in der Grundversorgung deutlich angenähert haben, so habe sich dies noch nicht in der öffentlichen Wahrnehmung niedergeschlagen. Derzeit zahlen Naturstrom-Kunden 26,25 Cent pro Kilowattstunde.

Dass man als Unternehmen zwar einiges beeinflussen, aber anderes eben nicht steuern kann, das erlebte Naturstrom 2011 bei der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima, die zur Energiewende in Deutschland führte. Das Telefon stand bei Naturstrom nicht mehr still. "Wir haben damals in einer Woche mehr Kunden gewonnen als in den ersten zehn Jahren des Unternehmens", sagt Hummel. Bis Ende 2011 hatten sich seit 2006 in jedem Jahr die Kundenzahlen verdoppelt. Mehr als 240 000 Haushalte sind zurzeit Kunde bei Naturstrom. Hummels Ziel: "Wenn die nächste Wechselwelle heranrollt, dann wollen wir dafür gut gerüstet sein."

(RP)
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