Public Viewing in Düsseldorf Nasser Start in die Feier-Meisterschaft

Düsseldorf · Beim Spiel der deutschen Mannschaft gegen die Ukraine gab es die Premiere für das Public Viewing zur Fußball-EM vor dem Düsseldorfer Rathaus. Es wurde auf Barrierefreiheit geachtet.

 Die ersten Fans waren schon am frühen Nachmittag am Rheinufer zu sehen. Matthias und Manuela Brandl mit Sohn Luis (1 Jahr) und Tochter Lena (3 Jahre) lassen sich ihre gute Laune auch durch das miese Wetter nicht verderben.

Die ersten Fans waren schon am frühen Nachmittag am Rheinufer zu sehen. Matthias und Manuela Brandl mit Sohn Luis (1 Jahr) und Tochter Lena (3 Jahre) lassen sich ihre gute Laune auch durch das miese Wetter nicht verderben.

Foto: Anne Orthen

Wer sich gestern auf das erste Deutschland-Spiel vor der Großbildleinwand im Freien freute, musste einen ganzen Tag lang hoffen und bangen: Es regnete, dann regnete es wieder nicht, kurz Sonne, dann regnete es stark. Nichts für Weicheier. Trotz schwankender Wetterverhältnisse war die Stimmung vor dem Rathaus gut. Die wenigen Dutzend, die DJ-Ötzi zum Auftakt begrüßte, empfing er auf seine Art: "Ich weiß es ist Regen und Unwetter, aber wir können auch mit Wenigen feiern", sagte er, bat darum die Absperrungen wegzuschieben, damit das kleine Publikum näher kommen konnte, und sang "Einen Stern" und viele andere Hits.

 Andrej Myrokis (M.) berichtet unter anderem für Michael Wahl vom Spielverlauf, mit allen Details, speziell für Blinde. Kübra Sekin kann als Rollstuhlfahrerin das Spiel aus der ersten Reihe verfolgen.

Andrej Myrokis (M.) berichtet unter anderem für Michael Wahl vom Spielverlauf, mit allen Details, speziell für Blinde. Kübra Sekin kann als Rollstuhlfahrerin das Spiel aus der ersten Reihe verfolgen.

Foto: Anne Orthen

Beim Public Viewing wurde auf Barrierefreiheit geachtet. Die Aktion Mensch machte mit vielen Angeboten darauf aufmerksam, dass Inklusion Begegnung braucht. "Und wo geht das besser als beim gemeinsamen Fußballfeiern", sagt Sascha Decker, Pressesprecher der Aktion Mensch. Michael Wahl (38) ist blind. Dank Andrej Myrokis (31) kann er das Spiel trotzdem verfolgen. Myrokis ist ehrenamtlicher Blindenreporter und berichtet via Mikrofon fast in Echtzeit vom Spiel. "Es ist wichtig, dass er Details erzählt, sonst weiß ich nur, dass, wenn alle jubeln, ein Tor gefallen ist. Ich will aber wissen, wie der Ball ins Tor gekommen ist", sagt Wahl, der in Köln lebt. Kübra Sekin (26) hat die Glasknochenkrankheit.

 DJ Ötzi spielte anfangs vor wenigen Besuchern, doch die liebten seinen Auftritt. Der Entertainer schob die Absperrungen vor der Bühne beiseite und holte das Publikum zu sich.

DJ Ötzi spielte anfangs vor wenigen Besuchern, doch die liebten seinen Auftritt. Der Entertainer schob die Absperrungen vor der Bühne beiseite und holte das Publikum zu sich.

Foto: Anne Orthen

"Mein Rollstuhl verleiht mir Bewegungsfreiheit", sagt die Studentin der Heilpädagogik. In den vorderen Reihen wurden für Rollstuhlfahrer Plätze frei gehalten. Das Kopfsteinpflaster sei zwar nicht ideal für den Rolli, stelle aber auch kein wirkliches Problem dar. Und wie kommt man durch die Menschenmassen? "Also ich fahre nicht einfach alle platt. Ich hab eine Stimme und spreche oder tippe die Leute an, das klappt gut", sagt Sekin. Damit auch taube Menschen am Spiel teilhaben können, gab es beim gestrigen Deutschland-Spiel zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen.

(RP)
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