Düsseldorf Nächtlicher Einbrecher schlägt Seniorin nieder

Düsseldorf · Bande spähte ihre betagten Opfer bei Essenslieferungen aus. Vier Verdächtige wurden in Garath verhaftet.

Eine 83-jährige Düsseldorferin bekommt wie jeden Tag ihr Essen vom Lieferdienst gebracht. Danach fehlt ihr Schlüssel. Die Tochter glaubt, die alte Dame habe ihn verlegt. Doch die Seniorin hat Angst, klemmt ihren Rollator unter die Klinke der Wohnungstür. Um 2 Uhr nachts fällt er um. Ein Mann und eine Frau stehen in der Wohnung, der Mann streckt die Seniorin mit einem Faustschlag nieder.

Der Fall aus dem vergangenen Jahr ist einer von mindestens 22, die Ermittler aus Neuss und Düsseldorf jetzt geklärt haben. Eine sechsköpfige Bande soll beim Ausliefern von Essen im Großraum Düsseldorf betagte Menschen ausgespäht und bestohlen haben. Es geht um Einbrüche wie in dem Düsseldorfer Fall, aber auch um Trickdiebstahl von Schmuck und Bargeld, um geplünderte Konten durch den Diebstahl von EC-Karten. Die Täter gehören laut Polizei zu einer serbisch-stämmigen Großfamilie. Nach dem mutmaßlichen Drahtzieher wird gefahndet. In Garath sind am Dienstag zwei Männer und zwei Frauen verhaftet worden. Keiner von ihnen ist in den Wohnungen gemeldet, die die Polizei durchsuchte. Ihre Autos, die sie auch für den Job beim Essen-Service nutzten, sind nicht auf sie zugelassen, die Handys auf Fantasienamen registriert.

Über eine solche Nummer war schon vor anderthalb Jahren bei der Neusser Polizei die Verbindung zwischen Straftaten und dem Lieferdienst entdeckt worden. Es folgten aufwendige Ermittlungen, die von den Inhabern des Lieferdienstes unterstützt wurden, wie die Polizei gestern betonte. Das Unternehmen hatte nach Beschwerden über Diebstähle drei seiner Fahrer entlassen - doch diese sollen danach die Kundenlisten weiter für ihre Beutezüge genutzt haben. Zumindest bis zum Juli 2015 - in diesem Monat wurde der letzte bislang der Bande zuzuordnende Fall registriert. Die soll mindestens zehn Mal in Düsseldorf zugeschlagen haben, sieben Fälle sind aus Neuss und fünf weitere aus dem Kreis Mettmann bisher bekannt.

Als die Polizei die Polizei am Dienstagmorgen die drei Mietshäuser in Garath umstellte, in denen die Verdächtigen wohnten, schlich eine Frau im Nachthemd aus der Hintertür, wollte einen Sack voll Schmuck verstecken - direkt zu Füßen eines Zivilpolizisten, der die Beute sicherstellte. Auch in den Wohnungen wurde Diebesgut gesichert - darunter einiges, das nicht aus den bekannten Tatorten stammt.

(RP)
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