Düsseldorf Muss ein Teil des Rathauses verkauft werden?

Düsseldorf · In der Debatte ums neue Haushaltsloch taucht die erste Spar-Idee auf: Die alte Kämmerei könnte abgestoßen werden.

 Das Gebäude am Marktplatz steht weitgehend leer. Eine Sanierung kostet mehr als 21 Millionen Euro.

Das Gebäude am Marktplatz steht weitgehend leer. Eine Sanierung kostet mehr als 21 Millionen Euro.

Foto: Andreas Endermann

Die Rathausmehrheit aus SPD, Grünen und FDP denkt darüber nach, einen Teil des Rathaus-Komplexes zu verkaufen. Es geht um die alte Kämmerei auf der Südseite des Marktplatzes. Der denkmalgeschützte Ziegelsteinbau soll eigentlich für mehr als 21 Millionen Euro saniert werden. Angesichts dieses hohen Betrags zögert die Politik aber mit der Zustimmung - und schließt nicht aus, dass die Stadt das Gebäude abstößt.

Rund 300 Mitarbeiter von Kämmerei, Steueramt und Stadtkasse waren in dem vierflügeligen Gebäude untergebracht. Es steht aber inzwischen bis auf die Geschäfte im Erdgeschoss leer, die Ämter sind zunächst übergangsweise an verschiedene Stellen der Stadt umgezogen. Dem Gebäudeamt zufolge ist eine Komplettsanierung nötig. Dach, Fassade, Fenster und Gebäudetechnik müssen instandgesetzt werden. Das Baudezernat hat - für die Politik überraschend - in der vergangenen Woche eine Beschlussvorlage eingebracht. Die Stadtverwaltung möchte schon im Herbst mit der Sanierung beginnen.

Die Ampel-Koalition hat aber Zweifel - vor allem mit Blick auf die derzeit angespannte Finanzlage der Stadt, die sich angesichts der jüngsten Zahlen des Kämmerers noch einmal verschärft hat. Manfred Neuenhaus (FDP) spricht von einem "Prozess des Umdenkens", der in der Stadtverwaltung beginnen müsse. Man werde die Vorlage nicht durchwinken, sondern vor der möglichen Sanierung klären, ob die Ämter nicht an anderer Stelle besser untergebracht werden können. "Ehe wir ein Schwimmbad oder eine Schule nicht bauen können, würden wir lieber auf diese Sanierung verzichten", sagt Neuenhaus. Er fordert, einen Verkauf zumindest zu versuchen. "Es ist fraglich, ob es irgendeinen Bürger interessiert, wo die Kämmerei ihren Sitz hat." SPD und Grüne haben Sympathien für den Vorschlag, CDU-Fraktionschef Rüdiger Gutt zeigte sich gesprächsbereit, will aber nicht über Einzelvorschläge diskutieren, sondern fordert einen "Spar- und Investitionspakt für Düsseldorf".

Es wäre nicht das erste städtische Gebäude in der Altstadt, von dem sich die Stadt trennt. 2008 wurde das damals ebenfalls marode historische Stadthaus an der Mühlenstraße verkauft, in das jetzt das Luxus-Hotel Medici eingezogen ist. Vor zwei Jahren trennte sich die Stadt von Gebäuden an Hafen- und Lambertusstraße. Für Mitarbeiter und Bürger, so ein Argument, ist die mit Auto und ÖPNV schlecht erreichbare Altstadt ohnehin nicht die beste Adresse für Ämter. Außerdem könnte die Stadt hohe Einnahmen erhalten.

Brisant ist die Diskussion um die alte Kämmerei allerdings wegen des Zeitdrucks: Baudezernent Gregor Bonin bittet um Zustimmung in der Ratssitzung in der kommenden Woche. Der Zeitplan sei eng, da die Arbeiten mit den vielen Großveranstaltungen auf dem Marktplatz koordiniert werden müssten. Bis dahin soll es Gespräche zwischen Dezernat und Politik geben.

(RP)
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