Gastro-Tipp Mittagessen wie in Süditalien

Düsseldorf · Das kleine Lokal Gattogiallo in Derendorf importiert Lebensmittel aus Kalabrien. Mittags kommen Nudeln, Käse und Schinken als Tellergerichte auf den Tisch.

 Inhaberin Lai Yee Sammarro-Leung in ihrem Feinkostgeschäft Gattogiallo

Inhaberin Lai Yee Sammarro-Leung in ihrem Feinkostgeschäft Gattogiallo

Foto: Bernd Schaller

Etwa 1600 Kilometer entfernt liegt das süditalienische Kalabrien von Düsseldorf. Keine Region des italienischen Festlands ist weiter weg von Deutschland und Düsseldorf. Außerdem ist Kalabrien von Gebirgen umgeben - kein Wunder also, dass es nur recht wenig Lebensmittel von dort bis nach Deutschland schaffen. Die in Supermärkten angebotenen mediterranen Waren kommen größtenteils aus Spanien, das mit seiner gut organisierten Infrastruktur und riesigen Plantagen den Markt beherrscht. Nicht aber im Gattogiallo. Das Feinkostgeschäft importiert Waren direkt aus Kalabrien, verkauft sie ohne Umwege oder Zwischenhändler an die Kunden und bereitet aus ihnen einen täglich wechselnden Mittagtisch zu.

Lai Yee Sammarro-Leung hat das Geschäft eröffnet und steht täglich am Herd. Die Region Kalabrien kennt sie gut: Ihr Ehemann ist Süditaliener. Mit ihm und den Kindern fährt sie seit fast 25 Jahren regelmäßig in die Stadt Corigliano Calabro zu ihren Schwiegereltern, die lange eine Orangenplantage bewirtschafteten. "Von den Schwiegereltern und vielen anderen Verwandten habe ich gelernt, selbst produzierte Lebensmittel zu schätzen", sagt Lai Yee Sammarro-Leung. Ganz fremd waren ihr das Arbeiten in der Küche und der Umgang mit Köstlichkeiten aber eh nicht. "Mein Vater ist Koch und mir liegt das Kochen auch im Blut."

Das Gattogiallo ist mit einem Blick überschaubar. An zwei Tischen und insgesamt zwölf Stühlen serviert Lai Yee Sammarro-Leung mit einer Mitarbeiterin täglich Mittagessen für von 8,50 bis 10,50 Euro. Selbstverständlich kommen die Zutaten größtenteils aus dem eigenen Bestand. "Vieles kombinieren wir mit saisonalen Produkten aus der Region und von rheinischen Bauernmärkten." Durch diese Kombination schleichen sich rheinische Einflüsse in die Küche ein. Zwei Gerichte gibt es jeden Tag, eines immer vegetarisch. Darüber hinaus werden auch die Waren aus der Frischetheke serviert sowie Panini Tostatis: geröstetes Brot mit verschiedenen Belägen, zum Beispiel Schinken, Käse und Antipasti (4,50 Euro).

An der hohen Wand stehen Regale mit den abgepackten Lebensmitteln. Statt auf Masse zu setzen, wählt Lai Yee Sammarro-Leung aufmerksam aus, was sie in ihrem Geschäft anbietet. "Wir sehen uns die Produzenten genau an und fragen nach, ob sie wirklich alle Waren selbst herstellen", sagt sie. Aus einem Umkreis von etwa 100 Kilometer von der Stadt Corigliano Calabro ausgehend importiert sie Pasta (aus Rende), Feigen und Süßwaren (aus Belmonte Calabro), Wein (aus Saracena) und Reis (aus Villapiana) sowie Olivenöl (aus Vaccarizzo Albanese) und Käse (aus Acri). Manchmal lehnt Lai Yee Sammarro-Leung Angebote aber auch ab. Als es etwa nach einem Jahr mit schlechter Ernte dennoch sehr viel Olivenöl gab, fragte sie kritisch nach, woher dieses Öl denn käme. Zugekauft sei es, hat sie erfahren und sich für einen anderen Händler entschieden. Auch weiß sie aus Erfahrung, dass manche Fleischproduzenten Schweine aus Asien zukaufen und es nach der Bearbeitung als echt Italienisch verkaufen. "Wir kennen inzwischen viele Tricks", sagt sie. "Aber wir haben gute Kontakte. Es ginge nicht, wenn wir unsere Familien nicht am Ort hätten. Wir sind keine anonymen Einkäufer, sondern führen das Gattogiallo mit Leidenschaft und Liebe."

Holger Lodahl

(RP)
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