Prozess wegen geplantem IS-Attentat in Düsseldorf Mitangeklagter will Saleh A. erst in der Türkei getroffen haben

Nachdem Saleh A., Hauptangeklagter im Düsseldorfer Terror-Prozess, seine Aussage unterbrochen hat, sagt am Donnerstag Hamza C. aus. Er schilderte, wie er den Hauptangeklagten kennenlernte.

Prozess wegen geplantem IS-Attentat in Düsseldorf beginnt
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Foto: dpa, mku axs

Hamza C. (29) ist bislang im Prozess wegen des geplanten IS-Selbstmordattentats in der Düsseldorfer Altstadt nicht in Erscheinung getreten. Zum Prozessstart hatte er lediglich angegeben, falsche Angaben über seine Identität gemacht zu haben. Demnach sei er nicht Syrer, sondern Algerier.

Am Donnerstag schilderte er im Prozess, dass er in einem türkischen Flüchtlingscamp mehrfach falsche Namen verwendet hatte und auch eine falsche Nationalität angegeben hatte, um bessere Chancen auf Asyl und die Einreise nach Europa zu haben. Im Dezember 2014 hatte er sich in einem Camp bei Edirne (Türkei) mit falscher Identität registrieren lassen. Die Stadt liegt ganz im Nord-Westen der Türkei direkt an der griechischen und der bulgarischen Grenze.

Hamza C. traf Hauptangeklagten erst in der Türkei

Hamza C. hatte zwischen Oktober und Dezember mehrfach vergeblich versucht, über die Balkanroute nach Frankreich oder Italien zu kommen. Er sei mehrfach von den bulgarischen bzw. griechischen Behörden aufgegriffen und zurück in die Türkei gebracht worden. Ende Dezember 2014 lernte er ebenfalls in Edirne den Hauptangeklagten Saleh A. kennen, sagte C. am Donnerstag vor Gericht.

In der Anklageschrift hatte es geheißen, Saleh A. und Hamza C. hätten sich 2014 in einem Ausbildungscamp des IS in Syrien kennengelernt. Das hatte Saleh A. bei seinen polizeilichen Vernehmungen so ausgesagt, später seine Aussage im Prozess jedoch zurückgenommen. Sein Mandant habe sich zum besagten Zeitpunkt in Algerien befunden, hatte dessen Anwalt Marvin Schroth schon im Juli gesagt.

Teile der Anklage basieren auf den umfangreichen Aussagen von Saleh A. selbst, der sich im Februar 2016 in Paris den Behörden gestellt und die Anschlagspläne offenbart hatte. Seine beiden Mitangeklagten - Hamza C. (29) und Mahood B. (26) - hat er mittlerweile teilweise entlastet, nachdem er sie zunächst in seinen ersten Vernehmungen durch die Ermittler beschuldigt hatte, an den Planungen mitgewirkt zu haben.

Zunächst hatte Hamza C. überhaupt nicht aussagen wollen, doch seine Meinung änderte er im Laufe des Prozesses, nachdem Saleh A. mehrer Verhandlungstage lang ununterbrochen ausgesagt hatte. Der 29-Jährige hatte an den vergangenen Prozesstagen immer wieder gegrinst, während Saleh A. aussagte, und sich Notizen gemacht.

Am Mittwoch war es im Prozess zu einem lauten Wortwechsel zwischen Saleh A. und der Vorsitzenden Richterin Barbara Havliza gekommen. Es war zum Eklat gekommen, weil die Richterin die Aussagen von Saleh A. wiederholt bezweifelt hatte.

Saleh A. soll wütend geworden und die Richterin daraufhin verbal attackiert haben. Zwei Justizwachtmeister, die zu A.'s Bewachung immer im Saal sitzen, sollen sich direkt hinter den Angeklagten gestellt haben. A. will nun nicht weiter aussagen, ließ er über seine Rechtsanwälte mitteilen. Zuvor hatte er ausgesagt, dass 2014 in Raqqa (Syrien) die IS-Spitzen Anschlagsziele in Europa ausgeben und bei potenziellen Attentätern in Auftrag gegeben hätten. Einige seien nach Paris gegangen, er sei für Düsseldorf zuständig gewesen.

Der Hauptangeklagte hatte seit dem ersten Verhandlungstag Anfang Juli umfangreich ausgesagt. Doch das Gericht hatte immer wieder Zweifel an seinen Aussagen. Die Vorsitzende Richterin hatte Saleh A. sehr detailliert befragt und ihm nach und nach einzelne Passagen aus seinen Vernehmungsprotokollen vorgehalten.

(heif)
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