Düsseldorf Mit dieser Karte gibt es Freiobst für alle

Düsseldorf · Digitale Landkarte auf Mundraub.org zeigt Stellen, an denen sich jeder kostenlos bedienen darf.

 Emma Püschel pflückt Brombeeren unterhalb der Theodor-Heuss-Brücke in Niederkassel.

Emma Püschel pflückt Brombeeren unterhalb der Theodor-Heuss-Brücke in Niederkassel.

Foto: Andreas Endermann

Die digitale Landkarte füllt sich in beachtlichem Tempo: Mehr als 200 Einträge sind es inzwischen, die in Düsseldorf auf frei zugängliche Obstbäume und -sträucher, auf Kräuter, Nüsse oder auch Mostereien hinweisen. Das ist das Prinzip der 2009 in Berlin online gegangenen Internet-Plattform Mundraub.org: Jeder, der einen neuen Fundort weiß, bei dem keine Eigentumsrechte verletzt werden, kann ihn nach einer kurzen Registrierung online hinzufügen, damit er wiederum für andere jederzeit abrufbar ist. 30.000 Menschen sind es nach Angaben des Betreibers, die in ganz Europa von der Idee profitieren, selbst ernten, sich aber auch untereinander austauschen, über Erfahrungen oder Rezepte philosophieren und eigene Projekte initiieren. Gut 20.000 Standorte sind auf der Karte markiert.

"Mundraub macht aus unentdeckten Landschaften essbare Erlebnisräume", sagt Kai Gildhorn, Gründer von Mundraub und Geschäftsführer von Terra Concordia, dem Betreiber des Internet-Angebots. Ziel der Initiative sei es, Stadt- und Landbewohner auf die Naturschätze ihrer Region aufmerksam zu machen, aber auch gemeinsam mit Kommunen nachhaltige Modelle zur Pflege öffentlicher Obstbaumbestände zu entwickeln. Die Mundraub-Idee lebe jedoch insbesondere davon, dass Menschen vergessene Obstbäume im öffentlichen Raum wieder entdeckten - für sich und für andere, erklärt Projektassistentin Andie Arndt. "Wir wollen dafür sorgen, dass kein Obst mehr ungenutzt am Baum verrottet."

Auf die Idee, eine Internetseite wie Mundraub anzubieten, ist Gründer Kai Gildhorn 2009 auf einer Paddeltour auf der Unstrut in Sachsen-Anhalt gekommen, als er die vielen Apfelbäume am Ufer sah. Zuvor hatte er sich Äpfel im Supermarkt gekauft, die ursprünglich aus Neuseeland kamen. Dass hierzulande Früchte verderben, weil sie nicht geerntet werden und stattdessen unzählige Früchte um die halbe Welt geflogen werden, erschien ihm äußerst sinnlos.

Dass es auch in Düsseldorf immer mehr Standorte gibt, dürfte den wenigsten überhaupt bewusst sein. Wem sind bei seinem Spaziergang im Hofgarten, Nordpark oder Volksgarten schon die Kornelkirschensträucher am Wegesrand aufgefallen? Es gibt Pfirsichbäume an der Engerstraße in Flingern, frei zugängliche Holundersträucher auf einem Spielplatz an der Annastraße in Derendorf oder jede Menge pflückbereite Brombeeren entlang der S-Bahnlinie im Hafengebiet. Es gibt auch Stellen im Stadtgebiet, wo sich die Symbole für die "Beute" auf der Karte regelrecht überlappen - zum Beispiel unterhalb der Theodor-Heuss-Brücke auf der linken Rheinseite. Dort gibt es laut Mundraub.org Walnuss- und Kirschbäume, schwarzen Holunder und jede Menge Brombeersträucher.

Die Mundraub-Community überprüft die Fundorte selbst. Durch das Aufsuchen sowie das spätere Kommentieren solcher Stellen im Stadtgebiet werden diese qualitativ bewertet, verifiziert oder eben kritisiert. Je mehr Menschen also Mundraub.org aktiv mitgestalten, desto hochwertiger sind am Ende auch die Inhalte.

(RP)
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