Düsseldorf Mit Deutsch lernen fängt alles an

Düsseldorf · Lange vor der aktuellen Flüchtlingskrise wurden an der Theodor-Litt-Realschule Seiteneinsteigerklassen für Kinder eingerichtet, die Deutsch als Fremdsprache lernen müssen.

 Anwar aus Syrien (l.) und Halit aus Italien lernen in der Seiteneinsteigerklasse an der Theodor-Litt-Realschule gemeinsam die deutsche Sprache.

Anwar aus Syrien (l.) und Halit aus Italien lernen in der Seiteneinsteigerklasse an der Theodor-Litt-Realschule gemeinsam die deutsche Sprache.

Foto: von Ameln

"Herzlich willkommen!" steht an der Tür der Klasse 8 SE. Dahinter, in Raum 110, arbeiten Schüler konzentriert an der Ergänzung der Endungen von Verben. "Ich heiß_ Sophie." steht im Lehrbuch. Gewissenhaft ergänzt der zehnjährige Halit das fehlende E. Auf den Tischen der Schüler liegen Wörterbücher, die deutsche Begriffe aus dem Arabischen und Englischen übersetzen, Halit übersetzt sich fehlende Wörter aus dem Italienischen. Wie viele andere am Unterricht teilnehmende Kinder hat auch Halit einen Migrationshintergrund und machte mit seinen Eltern zunächst in Italien Halt, erlernte dort bereits die italienische Sprache. Nun wird er in einem Intensivkurs an der Theodor-Litt-Realschule in Garath zusätzlich in Deutsch unterrichtet.

"Unabhängig von der aktuellen Flüchtlingssituation arbeiten wir bereits seit 20 Jahren mit dem Modell der Seiteneinsteigerförderung", erklärt Elke Bauer-Gerndt, stellvertretende Schulleiterin und engagiert, Kindern und Jugendlichen das Rüstzeug Sprache beizubringen. Waren es damals zunächst Kinder und Jugendliche aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion, die eine gezielte Sprachförderung in Garath erhielten, so weitet sich der Unterricht heute auf Kinder vieler weiterer unterschiedlicher Herkunftsnationen aus. "Insbesondere über die Sprache gelingt uns eine Integration der vielen Schüler, die täglich zu uns kommen, hervorragend", sagt die Konrektorin mit Blick auf die besonderen Klassen.

Weil alle Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren in Deutschland das Recht, aber auch die Pflicht haben, eine Schule zu besuchen, besteht nach dem Schulgesetz die Schulpflicht auch für die Kinder von Flüchtlingen und andere aus dem Ausland Zuziehende. Sehr häufig sprechen diese gar nicht oder nur sehr schlecht deutsch. Damit das Kind an eine Schule mit Seiteneinsteigerförderung vermittelt werden kann, müssen die Erziehungsberechtigten Kontakt zur Kommunalstelle für Integration und Bildung (KIB) aufnehmen. Dort werden sie individuell beraten. "Ziel des Beratungsgesprächs ist, eine Schule und Förderform zu finden, die auf die persönlichen Voraussetzungen des Kindes abgestimmt ist", erklärt Sabine Warnecke, Leiterin des Competence Center Begabtenförderung Düsseldorf (CCB), eine pädagogisch-psychologische Serviceeinrichtung der Landeshauptstadt. In einem ausführlichen Gespräch, an dem auch die Eltern teilnehmen, werden die bisherige Schullaufbahn des Kindes, die Sprachkenntnisse in Deutsch und Fremdsprachen sowie die Entwicklung und Lebenssituation zusammengetragen. Die Vermittlung an die ausgewählte Schule erfolgt schließlich in Kooperation mit der Schulaufsicht.

Bevor die Schüler der Seiteneinsteigerklassen am Regelunterricht teilnehmen können, erhalten sie zunächst einen individualisierten Stundenplan und können in einem geschützten Raum die deutsche Sprache erlernen. "Eine Grundvoraussetzung, um auch in anderen Fächern ihr Talent und ihre Begabung zeigen zu können", erklärt Bauer-Gerndt. Bislang beteiligen sich sieben der insgesamt 13 Düsseldorfer Realschulen am Angebot der Seiteneinsteigerklassen, die in Düsseldorf auch an allen übrigen Schulformen angeboten werden.

Je nach Platzangebot der Schule besteht die Möglichkeit, das Kind von Asylsuchenden auch für eine Ganztagsbetreuung anzumelden. Hier hat das Kind am Nachmittag die Möglichkeit, durch den intensiven Kontakt mit anderen Kindern die Sprache noch schneller zu lernen. Außerdem erhält es ein Mittagessen, Betreuung durch Fachpersonal, Unterstützung bei den Lernzeiten, verschiedene Sport-, Förder- und Freizeitangebote sowie Angebote in den Ferien. Die Finanzierung der Förderung teilen sich Land und Kommune.

(RP)
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