Düsseldorf Ministerialrat soll Steuern hinterzogen haben

Düsseldorf · Ein angeblich leeres Haus soll in Wirklichkeit seine Verlobte mit einem Liebhaber genutzt haben.

Mit einer ungewöhnlichen Aussage protestierte ein Ministerialrat (53) des NRW-Finanzministeriums beim Amtsgericht gegen den Vorwurf der Steuerhinterziehung. Laut Strafbefehl soll er 2008 und 2009 insgesamt rund 38.000 Euro Steuern hinterzogen haben, indem er für sein angeblich leerstehendes Haus Steuervorteile geltend machte, die ihm nicht zustanden. Denn in Wahrheit habe seine damalige Verlobte samt Liebhaber das Haus genutzt, so die Finanzbehörde. Der Angeklagte, der sich jetzt gegen 10.500 Euro Strafe wehrt, beteuerte im Prozess, vom "Doppelleben" der Frau nichts geahnt zu haben.

Dass der Finanzexperte nicht gemerkt haben will, dass sein Haus als Liebesnest genutzt wurde, brachte die Richterin ins Grübeln: "Sie sind ein gestandener Mann, haben im Berufsleben etwas erreicht", hielt sie ihm vor. "Aber im Privatleben sind Sie ein kleiner Totalausfall." Er sei "vielleicht blauäugig gewesen", so der Angeklagte. "Ich habe es aber nicht wahrhaben wollen!" Auch nicht, als jene Frau (die er später noch geheiratet hat) schwanger wurde. "Ich ging davon aus, dass ich der Vater bin!" Doch in der Entbindungsstation habe er beim ersten Besuch auf dem Plastikband am Babyärmchen dann nicht seinen Namen entdeckt, sondern den Namen des Ex-Liebhabers der Frau. Sie habe ihm unter Tränen dann den Seitensprung gestanden. Skeptisch sei er angeblich auch nicht geworden, als die Frau wenig später ein zweites Kind bekam - wieder vom selben Vater. "Ich habe ihren Erklärungen geglaubt." Arglos habe er gar hingenommen, dass die Frau nur unter der Woche und auch nicht jeden Tag bei ihm war, sondern angeblich ihre Eltern in Sankt Augustin besuchte. "Sie hatte so eine Art Doppelleben", wisse er nun.

Dass sie jedoch sein Haus in Köln mit dem Liebhaber bewohnte, während er in Steuererklärungen angab, das Haus stehe leer und verursache jährliche Kosten von 19.000 Euro, habe er erst später erfahren. "Sie hat das völlig abgeschirmt, um das vor mir zu verschleiern." Sein Anwalt meinte gar, der angeklagte Ministerialrat sei durch jene Entdeckungen "ausreichend bestraft". Die Richterin äußerte aber "gewisse Zweifel". Der Fiskus geht davon aus, dass er laut Dokumenten mit seiner Unterschrift von der Nutzung des Hauses gewusst, die Steuerbehörden also getäuscht hat. Um das weiter aufzuklären, wurde sein Prozess unterbrochen. Seine damalige Frau hatte ihren gleichlautenden Strafbefehl über 4900 Euro 2014 klaglos bezahlt.

(wuk)
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