Düsseldorf Millionen-Programm für Kunst an Schulen

Düsseldorf · Bald soll die Kunstkommission ihre Arbeit aufnehmen - und vor allem dafür sorgen, dass Künstler bei Bauprojekten an Schulen mitwirken. Die Künstler ärgern sich, dass der Start sich so stark verzögert hat.

 Sie bereiten die Kunstkommission vor: Stephan Machac, Björn Leo Bock, Jörg-Thomas Alvermann, Noemi Weber, Markus Ambach und Andrea Knobloch (von links)

Sie bereiten die Kunstkommission vor: Stephan Machac, Björn Leo Bock, Jörg-Thomas Alvermann, Noemi Weber, Markus Ambach und Andrea Knobloch (von links)

Foto: hans-Jürgen Bauer

Die Ampel-Kooperation aus SPD, Grünen und FDP startet ein großes Förderprogramm für die Künstlerschaft, das vor allem mehr Kunstwerke an Schulen bringen soll. Dabei sollen erstmals Künstler darüber entscheiden, wer die Aufträge erhält. Die wichtigsten Antworten:

Was ist die Idee?

Düsseldorf erhält eine sogenannte Kunstkommission. Das Gremium wird immer dann zu Rate gezogen, wenn darüber zu entscheiden ist, welcher Künstler ein Werk im öffentlichen Raum schaffen soll. Ein Beispiel wäre das Anti-Kunstwerk zum Kriegerdenkmal am Reeser Platz, das sich die Bezirkspolitik wünscht. In der Kommission sitzen auch Politiker, die Mehrheit liegt aber bei Künstlern. Zugleich will die Politik festlegen, das bei städtischen Bauten ein Teil der Kosten auf Kunst entfällt - gerade wegen der vielen Schulbau-Projekte ist das ein großes Förderprogramm. Künstler sollen schon in die Planung einbezogen werden. Das Paradebeispiel dafür sind die von Künstlern mitgestalteten Bahnhöfe für die Wehrhahn-Linie. "Die müssen jeden Skeptiker überzeugen, das sich Kunst am Bau lohnt", sagt Cornelia Mohrs (SPD).

Warum hakt die Umsetzung?

Schon seit September 2015 liegt ein Entwurf für die Richtlinien vor, den die Künstlergruppe "Kukodus" erarbeitet hat. Seitdem ist wenig passiert. "Ich habe kein Verständnis dafür, dass sich das Projekt so zögerlich entwickelt", sagt Künstler Jörg-Thomas Alvermann. Ein Grund dafür ist der Weggang von Baudezernent Gregor Bonin, der sich für die Kommission starkgemacht hatte. Aktuell ist das Kulturamt zuständig. Leiterin Marianne Schirge weist die Kritik zurück. Das Amt müsse sich mit neuen Fragen befassen, die man sorgfältig klären wolle. "Wir sind mit vollem Engagement dabei." Im September soll der Rat über die Richtlinien entscheiden, dann könnte die Kommission bald loslegen.

Was will die Politik in Kunst an Schulen investieren?

Die Kosten sind die heikelste Frage: Ursprünglich war sogar angedacht, dass zwei Prozent jedes Hochbauprojekts in Kunst fließen - angesichts der geplanten Investitionen von 640 Millionen Euro allein in den Schulbau wäre das eine riesige Summe. Inzwischen lautet die weichere Formulierung "bis zu zwei Prozent" - was auch gar nichts bedeuten kann. Nach Gesprächen zwischen Politik, Künstlern und Verwaltung deutet sich eine Mindestsumme von 750.000 Euro pro Jahr an. Davon soll auch eine Geschäftsstelle für die Kunstkommission bezahlt werden.

Wie funktioniert die Kommission?

Das Gremium mit 17 bis 19 Mitgliedern soll durch eine Mischung aus Wahlen und Berufungen vom Stadtrat und der Künstlerschaft für drei Jahre gebildet werden. Um Klüngel vorzubeugen, müssen die Künstler-Mitglieder nach einer Amtszeit pausieren und dürfen zudem keine Aufträge von der Kommission erhalten, während sie in dem Gremium sitzen. Ob das geplante Verfahren funktioniert, soll in einem Pilotprojekt ausprobiert werden: Die Kunstkommission soll entscheiden, welche Künstler bei den Bauarbeiten am Goethe-Gymnasium zum Zug kommen. Da das Gremium noch nicht eingerichtet wird, übernimmt die Künstlergruppe, die es entwickelt hat. Sie will aber schon mal das spätere Verfahren anwenden.

(arl)
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