Düsseldorf Messe mit Maschinenbauern statt Models

Düsseldorf · Die Metav ist die größte deutsche Messe der Werkzeugmaschinenhersteller. Mit Boot-Messe, Caravan & Co. aber hat die Metav allenfalls die Räumlichkeiten gemein. Düsseldorf ist zurzeit die Hauptstadt der Diplom-Ingenieure.

 Udo Hipp von der Firma Hermle, der als Demo-Objekt einen von seiner CNC-Maschine (hinten) gefrästen Damen-Schuh aus Alu zeigt.

Udo Hipp von der Firma Hermle, der als Demo-Objekt einen von seiner CNC-Maschine (hinten) gefrästen Damen-Schuh aus Alu zeigt.

Foto: Christoph Reichwein

Wer an internationale Messen denkt, der denkt an schicke Stände mit tollen Werbegeschenken, hübsche weibliche Models, die vor den Exponaten stehen, und eifrige Verkäufer, die um Kunden und die Presse buhlen. Doch wer mit der Vorstellung dieser Tage zur Metav geht, wird bitter enttäuscht. Ein Rundgang auf der größten deutschen Messe der Werkzeugmaschinenhersteller zeigt im wesentlichen zwei Kategorien von Menschen: Männer in dunklen Anzügen und Männer in karierten Hemden. Die erste Kategorie kauft oder verkauft dort zur Schau gestellte Maschinen. Die zweite Kategorie hat die selben Maschinen entwickelt und kann sie dementsprechend dem möglichen Kunden detailreich erklären.

Wer auf Jagd nach Werbegeschenken geht, kehrt mit leeren Taschen heim. Deutschlands Maschinenbauer verschenken keine bunten Tassen und auch keine lustigen Reklamegimicks. Kulis gibts, das war's. Denn offenbar haben weder Deutschlands Mittelständler noch Deutschlands Ingenieure ein besonderes Interesse an buntem Tand.

Ein regelmäßiger Messegast aus Süddeutschland, der sich (wörtlich) für den "neuen Trochoidal-Fräser ,Jet-Cut/TiNox' der Firma Franken GmbH & Co. KG aus Rückersdorf" interessiert, den er in der Neuheitenliste für Präzisionswerkezeuge entdeckt hat, erklärt warum. "Meine Firma sucht einen speziellen Fräser für die Trochoidal-Bearbeitung mit vibrationsdämpfenden Merkmalen wie ungleiche Teilung, ungleiche Drallwinkel und einer neuen Mikrogeometrie", sagt der glaubwürdige Mann. Aha! Und wer so etwas suche, sei ein Masch-Bauer mit ganzem Herzen, also ein Maschinenbauingenieur. Und der lässt sich in seiner Kaufentscheidung nicht von einer bunten Kaffeetasse beeinflussen. "Und weil wir alle so sind, gibt es sowas hier erst gar nicht." Verstanden! Auch keine Modellautos mit Werbeaufdruck? "Wozu?"

Und warum keine Messemodels? "Hier werden Investitionsgüter gehandelt, es geht um Maschinen, nicht um Sportwagen." Beim Kauf von Maschinen orientieren sich die Ingenieure also offenbar an ihrer Studienzeit an der RWTH in Aachen. Da sind Frauen ja bekanntlich "Mangelware". So ist es auch auf der Metav. Wenn man dann doch eine jüngere Frau entdeckt, stellt sich schnell im Gespräch heraus, dass sie in der Regel keine "Messemaus", sondern eine angehende Maschinenbauingenieurin ist, die einem problemlos das "Schwenkaggregat zur Bearbeitung von Werkstücken in unterschiedlichen Winkeln" einer Haslacher Firma erklären kann.

Die Masch-Bauer auf der Metav können aber auch mit ihrer Technik kreativ sein. Wie etwa Udo Hipp von der Firma Hermle. Der steht vor seiner riesigen, laufenden CNC-Maschine und hält einen Aluminium-High-Heel-Schuh nach einigen Überredungsversuchen in die Kamera. Welche Schuhgröße der hat, weiß er nicht, es sei der Nachbau des Schuhs einer Kollegin. Aber als er beschreibt, wie das silberne Ding auf seiner Maschine gefräst wird, gerät er lange ins Schwärmen.

Um die Presse zu buhlen, ist bei Boot, Caravan-Salon und Co. normal. Bei der Metav nicht. Da geht es um Investoren, nicht um Medien. Es werden Maschinen und keine Konsumgüter verkauft. So gibt es bei Maschinenbauern keine Häppchen und keinen Sekt. Und wenn man als Pressevertreter eine Frage hat, dann muss man halt warten. Der Kunde mit Technikverstand hat Vorrang.

(tb.)
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