Heinrich Pröpper "Menschlich bin ich tief enttäuscht"

Düsseldorf · Der frühere IDR-Vorstandschef spricht über die Vorwürfe der Untreue, sein Verhältnis zum ehemaligen Oberbürgermeister Dirk Elbers und darüber, wie Bauprojekte pünktlich fertig werden.

 Ex-IDR-Chef Heinrich Pröpper im Gespräch mit RP-Wirtschaftsredakteur Thorsten Breitkopf im Steigenberger Parkhotel

Ex-IDR-Chef Heinrich Pröpper im Gespräch mit RP-Wirtschaftsredakteur Thorsten Breitkopf im Steigenberger Parkhotel

Foto: Anne Orthen

Herr Pröpper, wann haben Sie zuletzt mit Ihrem Anwalt telefoniert?

Pröpper Das war im Mai dieses Jahres, als das Oberlandesgericht die Vorwürfe der Vorteilsgewährung in 95 von 96 Fällen abschlägig beschieden hat.

Wie denken Sie heute darüber?

Pröpper Nur einen Tag nach meinem Ausscheiden als Chef der IDR haben die Anwälte des Aufsichtsrats interne Papiere an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Die Vorwürfe der Bestechung oder Bestechlichkeit waren aufgebauscht. Man hat mir im Jahr 2012 nie die Gelegenheit gegeben, wirklich Stellung zu diesen Vorwürfen zu nehmen. Man wollte ein Geständnis von mir. Aber es gibt nichts zu gestehen.

Dann geben wir Ihnen jetzt die Möglichkeit, Stellung zu nehmen. Was haben Sie konkret getan?

Pröpper Ich habe als Chef der IDR einem bestimmten Kreis von Menschen zu Weihnachten und zum Geburtstag je eine Kiste mit sechs Flaschen Champagner nach Hause geschickt. So hat es mein Vorgänger gemacht. So war es Usus bei der IDR, wie bei vielen Unternehmen. Es waren keine Geschenke, die ich gemacht habe, um jemandes Entscheidung in irgendeine Richtung zu bewegen. So sieht das auch das Oberlandesgericht. Auch die Höhe dieser Geschenke ist in Anbetracht der Größe des schenkenden Unternehmens nicht unverhältnismäßig. Das sehe ich so, und auch das OLG.

Was für ein Champagner war das?

Pröpper Das weiß ich nicht mehr. Ich trinke selber keinen Champagner. Eine Flasche kostete etwa 30 Euro.

Warum haben Sie nicht auf diese Geschenke verzichtet?

Pröpper Es gab eine gewisse Erwartungshaltung bei den Beschenkten. Warum sollte ich der Erste sein, der eine solche Tradition aufgibt. Als ich eine neue Sekretärin bekam, hat diese gedacht, jeder bekäme eine Flasche statt einer Kiste. Es hagelte danach böse Anrufe.

Warum hat der damalige Oberbürgermeister Dirk Elbers Sie entlassen?

Pröpper Elbers als einer derer, die selbst beschenkt wurden, stand im Feuer. Er hat mich offensichtlich geopfert, um Schaden von der eigenen Person abzuwenden, ganz einfach.

Was haben Sie heute für ein Verhältnis zu Dirk Elbers?

Pröpper Gar keines mehr. Ich dachte, wir hätten ein vertrauensvolles Verhältnis. Dieses war von meiner Seite stets von Loyalität geprägt. Heute bin ich menschlich tief enttäuscht. Es wurde nachgetreten. Auch sein Vorgänger Joachim Erwin hat Mitarbeiter weg haben wollen, aber er hätte nie versucht, jemanden danach auch wirtschaftlich zu vernichten, er hat sie leben lassen.

Was haben Sie aus dieser gesamten Geschichte im Nachhinein gelernt?

Pröpper Ich habe einen Brauch fortgesetzt, den mein Vorgänger mir als sehr wichtig empfohlen hat. Ich denke, ich würde in der Retrospektive wieder genau so handeln.

Sie galten unter OB Erwin als so etwas wie "des Teufels General". Teilen Sie diese Beschreibung?

Pröpper Auf diese Bezeichnung bin ich sogar etwas stolz. Erwin war jemand, der es geschafft hat, bei bestimmten Bauprojekten als Bauherr dafür zu sorgen, dass nach der Planung nicht immer und immer wieder Änderungswünsche oder vermeintliche Verbesserungsvorschläge umgesetzt wurden. Solche Wünsche führen dazu, dass Bauprojekte wie der Flughafen in Berlin oder die Elbphilharmonie nicht fertig werden oder viel teurer werden als geplant. Ich habe seine Vorgaben als Kümmerer ohne eigene Interessen umgesetzt. Arena, ISS-Dome, Bürgersaal oder KiT sind pünktlich fertig geworden und im Kostenrahmen geblieben. Das war mein Auftrag. Es ging um die Disziplinierung der am Bau Beteiligten, auch der Planer.

Was tun Sie heute?

Pröpper Ich habe genug zu tun. Ich bin selbstständig und berate ein großes Bauunternehmen in Bochum.

Aber was machen Sie privat?

Pröpper (lacht) Unter anderem vernichte ich Beweismittel. Es ist ja nicht so, dass nur ich verschenkt hätte. Ich habe auch vom damaligen Oberbürgermeister Dirk Elbers selbst Geschenke erhalten, unter anderem Kisten mit Weinflaschen. Diese kann ich jetzt nach der Einstellung des Verfahrens endlich trinken. Die Kisten mit dem Wappen der Stadt verwahre ich aber noch. Leider ist es ja nie zum Prozess gekommen, so dass ich mich nie öffentlich rechtfertigen konnte. Mein Pulver ist noch trocken.

Sie sprachen davon, dass 95 von 96 Vorwürfen abschlägig beschieden wurden. Was ist mit dem einen übriggebliebenen?

Pröpper Davon habe ich bislang nichts gehört. Abwarten.

Wie hat die Öffentlichkeit den Wirbel um Ihre Personalie aufgenommen?

Pröpper Ich dachte vorher immer, wenn ich mal im Ruhestand bin, dann kennt dich keiner mehr. Doch das war nicht so. Ich habe zu jedem Zeitpunkt sehr viel Zuspruch erhalten - von den Jonges, den Karnevalisten, den Schützen und vielen anderen. Ich möchte mich bei allen Düsseldorfern dafür bedanken. Das hatte ich so nicht erwartet.

THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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