Düsseldorf Mehr Lebensqualität im Alter

Düsseldorf · Nikolaus Michael ist neuer Chefarzt am Krankenhaus Elbroich und behandelt mit seinem Team ältere Menschen mit psychischen Erkrankungen - angesichts des demografischen Wandels ein Gebiet mit wachsenden Patientenzahlen.

 Nikolaus Michael, Chefarzt der Gerontopsychiatrie des Krankenhauses, sagt: Die Akzeptanz von Psychotherapien bei älteren Patienten ist gestiegen.

Nikolaus Michael, Chefarzt der Gerontopsychiatrie des Krankenhauses, sagt: Die Akzeptanz von Psychotherapien bei älteren Patienten ist gestiegen.

Foto: Anne Orthen

Die Deutschen werden immer älter, der Anteil von Menschen im Alter von über 65 Jahren liegt in Düsseldorf heute bereits bei fast 20 Prozent. Daran muss auch die medizinische Versorgung in den Kliniken angepasst werden. Das Krankenhaus Elbroich des Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf (VKKD) hat sich auf die Behandlung von Erkrankungen älterer Menschen spezialisiert.

"Altern ist ein genetisch gesteuerter Prozess", sagt Nikolaus Michael, Chefarzt der Gerontopsychiatrie. Weil mit diesem Prozess Körper und Geist anfälliger für Krankheiten werden, sind Patienten auch häufiger durch mehrere Erkrankungen belastet, die dann ineinander wirken. Diese Wechselwirkungen spielen bei der Diagnostik und Therapie eine wichtige Rolle und machen auch einen Unterschied zu den Erkrankungen beim jüngeren Menschen aus.

"Die gute Nachricht ist, man kann etwas tun, die therapeutischen Erfolgsaussichten sind beträchtlich", sagt Michael. Das Ziel der Ärzte: Möglichst viel Gesundheit ins Alter zu bringen und damit die Lebensqualität zu verbessern. Dabei haben die älteren Patienten andere Maßstäbe als die jüngeren. "Sie sind mit viel weniger hochzufrieden", so die Erfahrung des Psychiaters. Werden ältere Patienten also gefragt, was sie mit einer Therapie gerne erreichen wollen, sagen sie auch, dass sie mit manchen Problemen gut leben können. Wichtig ist es ihnen, nicht abhängig zu werden.

Wenn es um Alterserkrankungen geht, denken viele an Demenz. Mit Medikamenten und positiver emotionaler Ansprache sei auch bei diesen Patienten Verbesserungen möglich, so Michael. Jedoch gebe es neben der Demenz viele Formen von kognitiven Einschränkungen, die es gelte genau einzuordnen.

Häufiger werden im Alter auch Angsterkrankungen. "Damit quälen sich viele zu lange herum", so die Erfahrung von Michael. So hätten manche Patienten zu lange Beruhigungsmittel genommen und sich auf diese Weise daran gewöhnt. Anders als beim jüngeren Menschen wirken eine Vielzahl von Faktoren bei der Erkrankung mit, von körperlichen wie hohem Bluthochdruck bis zu sozialen wie anhaltende finanzielle Sorgen.

Auch bei depressiven Patienten gilt es auf Wechselwirkungen zu achten: Wenn eine rheumatische Erkrankung behandelt wird, können die Patienten zwar besser schlafen, ihre depressiven Symptome gehen zurück. Allerdings erhöht das Mittel gegen Rheuma, Cortison, wieder das Risiko einer Depression. Dafür müssen Mediziner Lösungen finden.

Neben Medikamenten sind auch Psychotherapien im Alter eine gut wirksame Behandlung, berichtet Michael weiter. "Die Akzeptanz, sich darauf einzulassen, ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen." Mittlerweile hätten viele Patienten die Haltung: "Hauptsache, man hilft mir." Eher sei es ein Problem, dass der Hausarzt eine Depression nicht erkennt, weil sich der Patient ihm gegenüber zusammenreißt und so nicht auffällt.

Als großen stärkenden Faktor für die älteren Patienten erlebt der Psychiater intakte soziale Beziehungen. So erlebt er beispielsweise, dass es für Eltern sehr belastend ist, wenn sie sich mit ihren Kindern überworfen haben oder wenn sie mit anderen Angehörigen wegen Geldfragen im Streit liegen. "Wenn Sie in eine Beziehung investieren, investieren Sie in Gesundheit. Das wird oft vernachlässigt."

(RP)
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