Tour de Menu 2010 Mediterranes im Golf-Restaurant

Das kulinarische Paradies liegt versteckt. In einem Tal inmitten bergischer Landschaften im Ratinger Land liegt die Golf-Anlage Grevenmühle. Nicht nur für Golf-Spieler eine erste Adresse: Das Restaurant bietet Verführerisches für den Gaumen - jenseits von Langusten und Currywurst.

Fotos: Schlemmen auf der Tour de Menu in der Grevenmühle
15 Bilder

Fotos: Schlemmen auf der Tour de Menu in der Grevenmühle

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Oft sind es die kurzen Momente, die nach einem Restaurantbesuch im Gedächtnis bleiben - und einen Abend noch lange in guter Erinnerung behalten lassen. "Sehe ich gut aus? Junge Dame, kommen Sie doch mit aufs Foto", sagt der griechische Kellner. Die Haare hat er streng nach hinten gekämmt, wie antrainiert wirkt sein stetiges Lächeln. Den ganzen Abend hat er die Gäste im Saal diskret bedient. Jetzt steht er für einen Moment allein im Mittelpunkt.

So kommt es, dass die unbekannte Dame vom Nachbartisch ihre Tischpartner sitzen und ihr Kalbsfilet auf dem Teller liegen lässt, um mitten im Restaurant für die Kamera des Restaurant-Testers zu posieren. Eine fast familiäre Athmosphäre macht sich breit in dem sonst so noblen und schicken Golf-Restaurant.

Um es vorweg zu nehmen: Das Kalbsfilet ist zart, der kanadische Hummer eine Delikatesse - und das Ananas-Sorbet ein Gedicht. Doch um aus dem Restaurantbesuch ein Erlebnis werden zu lassen, bedarf es noch mehr Zutaten. Und diese sind in der Grevenmühle zahlreich vorhanden.

Es beginnt mit der Frage nach dem Aperitiv. Empfehlung des Hauses: Sekt mit einem Schuss Rhababersaft. Warum nicht? Der Sekt ist trocken, die Rhababernote sehr leicht und aromatisch. Langsam bekommen wir Appetit. Einer der Vorteile der Tour de Menu: Die reizvolle aber zuweilen auch lästige Speise-Auswahl erübrigt sich. Wir wissen die Anzahl der Gänge — fünf — und die Reihenfolge. Bleibt nur noch die Wahl der Getränke zu klären. Auch diese Entscheidung macht uns die Grevenmühle leicht.

Der zum Menü empfohlene Riesling ist halbtrocken und hat ein fruchtiges Bouquet. Er braucht lediglich einige zusätzliche Minuten im Eiskübel, um angenehm-kühle Weißwein-Temperatur zu bekommen. Ein Wunsch, den der Kellner mit einem Lächeln quittiert.

Dem Gast bietet sich derweil Gelegenheit, sich in dem Saal umzusehen. Wer von einem Golf-Restaurant prunkvoll-schickes Schickeria-Ambiente erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen: Elegante aber gemütliche Landhaus-Athmosphäre.

Viel Zeit zum Umherschauen bleibt uns nicht. Als Gruß aus der Küche serviert der Kellner Venusmuschel in Bierteig, dazu Couscous und Chilisoße. Eine gute Kombination: Das Couscous ist würzig, die Soße leicht scharf. Jetzt sind wir nicht nur immer noch hungrig, sondern auch neugierig auf den nächsten Gang.

Es folgt das Carpaccio vom Black Angus-Rind in Trüffelvinaigrette mit Salat von grünem Spargel mit Parmaschinkenchip. Beim trocken angebratenen Parmaschinken gehen die Meinungen der Tester das erste — und einzige — Mal auseinander. Interessant, urteilt der Autor. Zu trocken, bemängelt die Begleiterin.

Auf das als nächstes angekündigte Port au Feu vom kanadischen Hummer warten wir vergebens. Stattdessen folgt direkt der Hauptgang: Kalbsfilet in Steinpilzkruste auf Portweinjus mit Kartoffel-Gemüsestrudel. Das Kalbsfilet ist außen kross und innen rosa-zart, die Portion angemessen. Das Kartoffel-Häppchen dagegen überraschte den Gaumen weniger.

Dann die Überraschung: Fast verlegen erklärt der Kellner auf Nachfrage, dass die Küche den Gang zuvor aus Versehen übergangen habe. Ob wir den Hummer nachträglich bestellen wollen? Ja, wir wollen. Wie sich herausstellt, die richtige Entscheidung. Das Schalentier, das in würzigem Gemüse serviert wird, ist eine Entdeckung.

Übertroffen wird das lediglich durch das Dessert: Toblerone-Schnitte (herrlich schokoladig-herb) auf Vanilleschaum mit Ananas-Sorbet (wunderbar frisch und aromatisch). Wir sind gesättigt, aber nicht voll. Und die Zeit verging wie im Flug.

Was will man mehr. Vielleicht auf der Golfanlage sein Handycap verbessern (vorausgesetzt, man spielte Golf). Um dann mal wieder gut essen zu gehen.

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