Kolumne Made In Düsseldorf Mannesmann ist Düsseldorf

Düsseldorf · Wirtschaftsminister Garrelt Duin und Oberbürgermeister Thomas Geisel wollen das Mannesmann-Hochhaus in Weizsäcker-Haus umbenennen. Beide haben wohl unterschätzt, welche symbolische Bedeutung der Name für viele Düsseldorfer hat.

 Das Mannesmann-Hochhaus war einst Konzernzentrale und ist heute Sitz des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums.

Das Mannesmann-Hochhaus war einst Konzernzentrale und ist heute Sitz des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums.

Foto: Andreas Endermann

Damit hatten weder Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) noch sein Parteifreund, Oberbürgermeister Thomas Geisel, gerechnet. Der Plan, das Mannesmann-Hochhaus in Richard-von-Weizsäcker-Haus umzubenennen, hat bei traditionsbewussten Düsseldorfern zum Sturm der Entrüstung geführt. In Dutzenden Leserbriefen steht: Finger weg vom Namen Mannesmann. Betrachtet man die heftigen Reaktionen von außen, bleibt erst nur Staunen. Das Unternehmen gibt es seit 15 Jahren nicht mehr. Auch der letzte Düsseldorfer Konzernableger Vallourec hat den Schriftzug Mannesmann aus dem Namen gestrichen. Warum also nicht dem hochgeachteten Alt-Bundespräsidenten ein Denkmal setzen, mögen sich die SPD-Politiker gedacht haben. Das war naiv.

Kolumne Made In Düsseldorf: Mannesmann ist Düsseldorf
Foto: Phil Ninh

Mannesmann ist für eingefleischte Düsseldorfer ein emotional aufgeladener Begriff. Der Konzern war mit mehr als 11.000 Mitarbeitern in Düsseldorf und 130.000 weltweit größter Arbeitgeber der Stadt. Düsseldorfer Firmen wie Terex, Vodafone Deutschland, Gottwald Demag, Komatsu Mining, Vallourec und andere sind seine Nachfahren. Der Konzern hatte als Arbeitgeber einen exzellenten Ruf. Bei Mannesmann arbeitete man nicht, man war sein Leben lang ein Mannesmann. Die Mitarbeiter hatten Korpsgeist, der mit dem der Kruppianer vergleichbar ist. Fast jeder Düsseldorfer hatte einen Verwandten, der bei Mannesmann arbeitete, war selbst dort, oder hat die Lehre dort gemacht. Mannesmann steht auch für Wiederaufstieg nach dem Krieg. Das trifft zwar auch auf das Daimlerwerk oder Henkel zu.

Der Unterschied: Der Konzern der Mannesmänner wurde von der viel kleineren britischen Firma Vodafone geschluckt. Manager berichten von der Übernahmeschlacht wie von einem Alptraum. Die größte feindliche Übernahme der Geschichte traf ausgerechnet Düsseldorfs stolzestes Unternehmen. Seine Einzelteile wurden von Vodafone verkauft, teils verschachert. Für die Mannesmänner ist das ein Trauma. Das Hochhaus ist mit das Letzte, was von Mannesmann geblieben ist. Und das will man ihnen jetzt auch noch wegnehmen, so sehen die Mannesmänner das, und sagen: "Jetzt reicht's". Duin und Geisel haben sich keinen Gefallen getan. Die Argumentation, Weizsäcker habe bei Mannesmann gearbeitet, zieht nicht. Das Hochhaus wurde erst fertig, als er nicht mehr bei der Firma war. Der Alt-Bundespräsident steht für Befreiungsrede und Bürgerrechte, nicht für rheinische Wirtschaft. Die Worte aus dem Ministerium, der Respekt vor Weizsäcker würde durch eine Debatte beschädigt, ist eine Farce. Dafür ist der Nimbus des "ewigen Bundespräsidenten" viel zu groß. Und was viele Düsseldorfer übelnehmen, ist, dass die Umbenennung klamm-heimlich auf den Weg gebracht werden sollte. Die Feierstunde ist für Ende Januar fest terminiert, die Einladungslisten sind längst fertig.

Es bleibt Duin und Geisel nur zuzurufen: Stoppen Sie die Umbenennung. Benennen Sie lieber eine Straße oder einen Platz nach dem großen Präsidenten. Aber lassen Sie das Mannesmann-Hochhaus ein Mannesmann-Hochhaus bleiben. Denn Mannesmann ist Düsseldorf.

(RP)
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