Neues Justizzentrum in Oberbilk Mäuseplage im Gerichtsneubau

Düsseldorf · Tierische Untermieter sind offenbar als erste in das neue Gebäude am Oberbilker Markt gezogen. Vor allem in den Kabelschächten haben sich Hausmäuse breit gemacht. Für die Nager wurden 400 Köderboxen ausgelegt.

 Die Kritik am neuen Justizzentrum am Oberbilker Markt sei übetrieben, so der Hausherr.

Die Kritik am neuen Justizzentrum am Oberbilker Markt sei übetrieben, so der Hausherr.

Foto: Bretz

Gesehen hat sie noch niemand. Aber die Hinterlassenschaft der heimlichen Untermieter ist unübersehbar: Mäusekot findet sich in fast allen fünf Stockwerken des frisch gebauten Justizzentrums am Oberbilker Markt. Erst vor wenigen Tagen sind die 900 Bediensteten von Amts- und Landgericht eingezogen, haben Umzugskartons ausgepackt, Aktenschränke eingeräumt — und müssen ihr neues Quartier jetzt schon verteidigen.

Wegen einer Mäuseplage hat der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) als Hauseigentümer ein Spezialunternehmen eingeschaltet. 400 Köderboxen seien "im gesamten Gerichtsneubau" aufgestellt worden. In manchen Büros stehen bis zu elf dieser kleinen Kartons. Die Kantine, so ein Gerichtssprecher gestern, ist allerdings nicht befallen.

Den Bauarbeitern waren die Mäusespuren schon vor etlichen Wochen aufgefallen. Vor allem "durch Technikkanäle" seien die Mäuse noch während der Bauphase ins unfertige Haus eingezogen, bestätigte BLB-Sprecherin Christa Bohl gestern auf Anfrage. Bedingt durch den harten Winter, hätten die Tiere im Neubau Zuflucht gesucht — und offenbar gefunden. "Die Köderboxen werden jetzt regelmäßig kontrolliert. Ich bin sicher, die Firma bekommt das Problem in den Griff", so die BLB-Sprecherin weiter.

Bis dahin können aber Monate vergehen, fürchtet Andreas Brockmann. Der Serviceleiter einer bundesweit tätigen Schädlingsbekämpfungsfirma: "Man muss die Nester finden, auch wenn das aufwändige Detektivarbeit ist!" Wenn sich Mäuse erst in kaum zugänglichen Kabelschächten eingerichtet hätten, könne es schwierig werden, sie zu erwischen. "Eine Hausmaus ist ein Naschtier und ein Nahrungsspezialist. Sogar durch ein Loch, das dem Querschnitt eines Kugelschreibers entspricht, kann sie sich durchzwängen." Schäden an Elektrokabeln verursacht der Nager dabei eher beiläufig: Um sich den Weg zu neuen Räumen zu bahnen oder ihre ständig nachwachsenden Nagezähne abzustumpfen, schrecken Mäuse auch vor Kabelhüllen nicht zurück. Bissschäden sind im neuen Gerichtsgebäude bislang noch nicht aufgetreten. "Aber die Lebenserwartung von Hausmäusen beträgt rund ein Jahr", so Mäuse-Experte Brockmann. "Schon mit drei Wochen werden sie geschlechtsreif und können drei bis sechs Würfe pro Jahr produzieren. Dabei sind sie kaum auf Wasser angewiesen, weil sie die nötige Feuchtigkeit durch ihre Nahrung aufnehmen." Werden Lebensmittel sogar offen gelagert, wie in früheren Frühstücksräumen der Bauarbeiter, ist es kaum noch zu schaffen, ein solches Gebäude nagerfrei zu bekommen.

Stefan Coners, Sprecher des Amtsgerichts, sieht aktuell keinen Handlungsbedarf. Eine konkrete Gefährdung für die Gerichtsangehörigen durch Mäusekot sei derzeit nicht gegeben. "Wir verlassen uns als Mieter auf die Maßnahmen des Hauseigentümers." Grundsätzlich gilt aber: Köderboxen und deren Inhalte sollten nicht angefasst werden, um mögliche Ansteckungen zu vermeiden.

(RP)
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