Düsseldorf Ließ Doppelmörder von Hassels Gold bunkern?

Düsseldorf · Seit mehr als vier Jahren liegen in der Asservatenkammer der Kölner Polizei 82 kleine Goldbarren im Wert von mehr als 320.000 Euro, dazu eine sechsstellige Bargeldsumme. Im April 2013 hatte ein Mitarbeiter der Bahn das Vermögen in einem Schließfach entdeckt.

Rechtsanwältin Brigitte Lasota ist sicher: Geld und Gold gehören ihrer Mandantin Eleonore S. (89). Im Namen der Düsseldorferin hat sie Anspruch auf den Fund angemeldet. Die Begründung liest sich wie ein Kriminalroman - vielleicht auch deshalb zweifeln die Behörden.

Denn Lasota glaubt: Eleonore S.' Sohn Detlef W. (61), der im Februar 2012 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, weil er seine Halbschwester und seinen Stiefvater ermorden ließ, hat dieses Vermögen durch einen Mittelsmann bei seiner Mutter abholen lassen und plante damit womöglich seinen Ausbruch aus der Haft - oder Schlimmeres.

Fakt ist, dass Eleonore S. eine vermögende Frau war, als im Sommer 2010 ihr Mann und ihre Tochter in ihrer Wohnung an der Altenbrückstraße ermordet wurden. Als ihr Sohn ein halbes Jahr später verhaftet wurde, begann sie, große Bargeldsummen abzuheben. Bis Ende 2012 der Bundesgerichtshof die Revision verwarf und damit W.s Lebenslang ohne Aussicht auf vorzeitige Bewährung feststand, verschwanden so rund 640.000 Euro spurlos.

Der Mann, der den Kölner Schatz im Schließfach deponiert hat, kam zur selben Zeit zu nahezu der gleichen Summe. Ende 2012 hatte der arbeitslose Kleinganove plötzlich hohe Ausgaben, die sich mit dem Inhalt des Schließfachs auf rund 636.000 Euro addierten. Bei der Polizei machte er zur Herkunft widersprüchliche Angaben und verzichtete auf die Rückgabe. Lasota fand heraus: Dieser Mann saß 2011 im selben Gefängnis wie Detlef W., könnte ihm auch einmal im Justizkrankenhaus begegnet sein. Dort hatte W. seinerzeit einem anderen Mitgefangenen erzählt, dass er sich den Weg aus dem Gefängnis freischießen werde - und dass er den Mordermittler und den Staatsanwalt, die ihn hinter Gitter brachten, töten lassen wolle. Ermittlungen dazu waren nach W.s Verurteilung ergebnislos eingestellt worden, wurden nach dem Schließfachfund aber erneut aufgenommen. Staatsanwalt Christoph Kumpa fand dabei allerdings "keinen plausiblen Nachweis" dafür, dass das gefundene Vermögen von Eleonore S. stammt und glaubt auch nicht an eine Verbindung zwischen dem Mieter des Schließfaches und Detlef W. Eine konkrete Gefährdung seines Kollegen und des Polizeibeamten bestehe nicht. Deshalb seien die Ermittlungen erneut eingestellt worden. Auch die Kölner Staatsanwaltschaft hat ihre Untersuchungen zur Herkunft des Geldes abgeschlossen, da es offenbar nicht in Verbindung zu einer Straftat stehe. Eine Verbindung zu Eleonore S. war dort nicht geprüft worden. Geld und Gold seien aus Gründen der "Gefahrenabwehr" von der Kölner Polizei sichergestellt worden, sagte ein Staatsanwalt in Köln. Ein Sprecher der Kölner Polizei bestätigte auf Anfrage, dass die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen seien. Sollte sich kein Eigentümer finden, fällt das Vermögen dem Staat zu.

(RP)
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